Wahre Helden
abschneiden und es einer jungen Frau bringen, um ihr Interesse zu wecken.«
»Hä?«
»MAN MUSSTE DEM SCHLIMMSTEN FEIND DAS DINGSBUMS ABSCHNEIDEN UND ES IHR BRINGEN!«
»Ja, Romantik ist eine wundervolle Angelegenheit«, sagte der Irre Polterer.
»Und was macht man, wenn man keinen schlimmsten Feind hat?«, fragte der Junge Willie. »Wenn man versucht, irgendwelchen Leuten das Dingsbums abzuschneiden, bekommt man bald einen schlimmsten Feind«, erwiderte Kriecher.
»Heutzutage nimmt man Blumen«, sagte Caleb nachdenklich.
Kriecher sah zum Lautenspieler, der vergeblich versuchte, sich von Fesseln und Knebel zu befreien.
»Ich frage mich, was sich der Boss dabei gedacht hat, diesen Kerl mitzuschleppen«, sagte er.
»Wo ist er überhaupt?«
Trotz seiner Bildung dachte Lord Vetinari wie ein Techniker. Wenn
man etwas öffnen wollte, suchte
man eine geeignete Stelle und
setzte dort nicht mehr als die Kraft ein, die
nötig war, um das Ziel zu erreichen.
»Und du bist der unbezahlte Professor grausame und ungewöhnliche Geografie?«, fragte er die Gestalt, die man zu ihm geführt hatte.
Der Zauberer namens Rincewind nickte langsam, für den Fall, dass ihm das Eingeständnis Schwierigkeiten einbrachte. »Äh... ja.«
»Bist du in der Mitte gewesen?«
»Äh ...ja.«
»Kannst du das Terrain beschreiben?« »Äh...?«
»Wie sah es dort aus?«, fragte Lord Vetinari.
Ȁh... es war alles verschwommen, Herr.
Ich wurde verfolgt.«
»Ach? Und warum?«
Rincewind wirkte schockiert. »Oh, ich bleibe nie stehen, um herauszufinden, warum mich die Leute verfolgen, Herr. Ich sehe auch nie zurück. Das wäre ziemlich dumm, Herr.«
Lord Vetinari zwickte sich in den Nasenrücken.
»Bitte sag mir, was du über Cohen weißt«, sagte er müde.
»Oh, er ist ein Held, der irgendwie überlebt hat. Ein ledriger Alter. Eigentlich nicht sehr intelligent. Aber er steckt voller Schläue und Heimtücke.«
»Bist du ein Freund von ihm?«
»Nun, wir sind uns einige Male begegnet, und er hat mich nicht umgebracht«, sagte Rincewind. »Ich schätze, das bedeutet >ja<.« »Und was ist mit den alten Männern, die Cohen begleiten?«
»Oh, es sind keine alten Männer. Ich meine, ja, sie sind alt, aber... Sie bilden die Graue Horde, Herr.«
»Sie sind die Graue Horde? Aber ich
dachte, die Horde hätte das ganze Achatene Reich erobert!«
»Ja, Herr. Das stimmt auch.« Rincewind schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass es kaum zu glauben ist, Herr. Aber du solltest einmal sehen, wie sie kämpfen. Und sie haben Erfahrung. Und außerdem gibt es etwas an Cohen, das... ansteckend ist.«
»Soll das heißen, er überträgt eine Krankheit?«
»Eine geistige Krankheit, Herr. Oder vielleicht steckt Magie dahinter. Er ist vollkommen ausgerastet, aber... Leute, die ihm eine Zeit lang Gesellschaft leisten, sehen die Welt auf die gleiche Weise wie er. Groß und einfach. Und sie wollen Teil davon sein.« Lord Vetinari blickte auf seine Fingernägel. »Aber ich dachte, diese Männer hätten sich zur Ruhe gesetzt, als sie sehr reich und mächtig waren«, sagte er. »Das wünschen sich Helden doch. Es geht ihnen darum, Throne unter ihren Sandalen zu zermalmen, wie es die Dichter auszudrücken belieben.« »Ja, Herr.«
»Und was hat es dann mit dieser Sache auf sich? Sollen zum letzten Mal die Würfel geworfen werden? Warum?«.
»Ich verstehe es nicht, Herr. Ich meine... sie hatten alles.«
»Ja«, bestätigte der Patrizier. »Aber alles war anscheinend nicht genug.«
I m Vorzimmer des Rechteckigen Büros von Lord Vetinari ging es ziemlich hektisch zu. Alle paar Minuten kam ein Bediensteter herein und legte einen weiteren Stapel Papiere auf den Schreibtisch.
Der Patrizier starrte darauf hinab. Vielleicht sollte er einfach warten, bis die internationalen Ratschläge und Forderungen so hoch wie Cori Celesti geworden waren, um dann daran emporzuklettern.
Schwung und Elan, dachte er.
Als ein Mann voller Schwung und Elan stand Lord Vetinari auf, fest entschlossen, die Dinge in den Griff zu bekommen. Er wandte sich der Holzvertäfelung an der Wand zu, öffnete eine gut getarnte Tür und eilte wenige Sekunden später lautlos durch verborgene Korridore des Palastes.
Die Verliese beherbergten einige Schwerverbrecher, die darauf warteten, dass der Patrizier »nach Belieben« mit ihnen verfuhr. Da es jedoch viele andere Dinge gab, die Lord Vetinaris Aufmerksamkeit erforderten, mussten sich die Betreffenden in Geduld üben, was in den meisten
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