Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wait for You

Wait for You

Titel: Wait for You Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Lynn
Vom Netzwerk:
Schmerzen. Es war wie in dieser Nacht in meinem Bett, aber viel stärker, intensiver und so unglaublich real. Cams Hand bewegte sich wieder und legte sich auf meine. Unsere Finger verschränkten sich für einen Moment, dann glitten sie höher, unter den Ärmel meines Pyjamaoberteils, während seine Zunge mit meiner tanzte.
    Plötzlich erstarrte er über mir und hob den Kopf. Ich zwang mich, die Augen zu öffnen und tief Luft zu holen. Sein Gesichtsausdruck; ich verstand ihn nicht.
    »Cam?«
    Ohne ein Wort zu sagen, hob er meinen Arm und drehte ihn um. Mir rutschte das Herz in die Hose. Nein. Nein. Alles lief ab wie in Zeitlupe. Seine Finger bewegten sich, sein Daumen strich die lange Narbe entlang, die sich über meine Schlagader zog.
    Er sah genau hin.
    Ich folgte seinem Blick.
    Im Nu verdrängte Fassungslosigkeit all die wunderbaren Gefühle, die sich in mir aufgebaut hatten. Sein Daumen bewegte sich wieder, als versuche er, die Narbe wegzuwischen. Als sie blieb, sah er mich an. Es bestand kein Zweifel. Er verstand – er wusste, was die Narbe bedeutete.
    »Avery…«, flüsterte er mit zusammengezogenen Augenbrauen und angespannter Miene. »Oh, Avery, was ist das?«
    Entsetzen verdrängte die Fassungslosigkeit wie die einlaufende Flut. Der gequälte Ausdruck auf seinem gut aussehenden Gesicht traf mich, zerriss mich mit rasiermesserscharfen Krallen und zerfetzte mein Innerstes. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, er… er zerstörte mich; ein Gefühl der Zerrissenheit, wie ich es seit dieser Nacht an Halloween nicht mehr erlebt hatte.
    Die Narbe – ich hatte nie gewollt, dass jemand sie sah. Sie bezeugte, wie schwach ich einmal gewesen war. Es war unendlich demütigend.
    Ich entriss Cam meinen Arm und kämpfte mich unter ihm heraus. Mein Körper fühlte sich abwechselnd heiß und kalt an, als ich den Ärmel über mein nacktes Handgelenk zog.
    »Avery…« Er streckte die Hand nach mir aus.
    »Bitte«, sagte ich, während ich ans äußerste Ende des Bettes rutschte. »Bitte geh.«
    Cam zog die Hand zurück. »Avery, sprich mit mir.«
    Ich schüttelte mit zitternden Lippen den Kopf.
    Der Muskel an seinem Kinn zuckte. »Avery…«
    »Geh!« Ich sprang vom Bett und taumelte einen Schritt nach hinten. »Geh einfach.«
    Cam erstarrte für eine Sekunde, als wolle er noch etwas sagen, aber dann stand er vom Bett auf. Er wich langsam zur Tür zurück, während ich am ganzen Körper zitterte. Mit der Hand auf dem Türknauf hielt Cam an.
    »Avery, wir können reden…«
    »Geh.« Meine Stimme brach. »Bitte.«
    Seine Schultern wurden steif, dann tat er, worum ich ihn gebeten hatte. Cam ging und schloss leise die Tür hinter sich.

Kapitel 20
Ich ging weder am Montag noch am Mittwoch zu meinem Astronomiekurs. Ich wollte Cam einfach nicht begegnen. Nicht nachdem ich seine Miene gesehen hatte, als er verstanden hatte, woher die Narbe an meinem Handgelenk stammte. Nicht, nachdem ich vor unserer Abreise vor seinen Eltern so hatte tun müssen, als sei alles in Ordnung. Obwohl ich sie erst so kurz kannte, fand ich die beiden wundervoll und das Wissen, dass ich sie wahrscheinlich nie wiedersehen würde, belastete mich. Nicht nach dieser angespannten, unendlich langen Heimfahrt am Freitagabend, nach der Cam mir zu meiner Wohnung gefolgt war und versucht hatte, mit mir zu reden.
    Und definitiv nicht, nachdem er am Sonntag versucht hatte, mit den üblichen Eiern vorbeizukommen und ich die Tür nicht geöffnet hatte.
    Ich verbrachte den Großteil des Wochenendes im Bett. Meine Augen brannten schrecklich von meinem Heulmarathon, der sicher noch nicht vorbei war. Ich ging nicht an mein Telefon. Brit simste. Jacob simste.
    Cam hatte gesimst.
    Cam versuchte außerdem Sonntagabend, Montagabend und Dienstagabend bei mir vorbeizuschauen. Jedes Mal, wenn er das tat, war es wie ein Schlag in den Magen.
    Ich konnte mich ihm einfach nicht stellen, denn sein Gesichtsausdruck an diesem Abend war genauso schlimm gewesen wie der meiner Mutter.
    Ungefähr fünf Monate waren seit der Halloweenparty vergangen, als ich beschlossen hatte, dass ich es nicht mehr ertragen konnte. Der Shitstorm aus E-Mails, SMS und Anrufen war schlimm gewesen… aber in der Schule, im realen Leben? In den Fluren, den Klos, der Cafeteria und den Klassenzimmern flüsterten die Leute nicht nur darüber, was angeblich passiert war, als Blaine und ich in dieses Zimmer gegangen waren. Sie sprachen ganz offen darüber, direkt vor mir. Nannten mich verlogene Hure. Die Lehrer

Weitere Kostenlose Bücher