Wait for You
Tasche. Ich grub es heraus und stöhnte, als ich sah, wer es war. Mein Cousin. Ich war ein wenig überrascht, dass er mich nach den Dutzenden von E -Mails, die ich einfach ignoriert hatte, tatsächlich anrief.
Doch die Tatsache, dass er mich anrief, sorgte dafür, dass ich in den sauren Apfel biss und abhob.
»Hallo«, meldete ich mich monoton.
Es folgte ein kurzes Schweigen, dann »Du bist wirklich drangegangen?«.
»Warum sollte ich das nicht tun?« Ja, das klang sogar in meinen Ohren lächerlich. »Was ist los, David?«
»Hast du auch nur eine einzige meiner Mails gelesen?« Der Hochmut, der normalerweise immer in seiner Stimme mitschwang, fehlte heute völlig. Schockierend.
»Ähm, ein oder zwei, aber ich war sehr beschäftigt, mit dem Studium und so.« Ich stand auf und schob meine Tasche mit dem Fuß unter den Couchtisch. »Also…«
Davids Seufzen war deutlich zu hören. »Du weißt gar nichts? Haben deine Eltern versucht, dich zu erreichen?«
Ich schnaubte. »Ähm, nein. Sie haben meinen Geburtstag vergessen.«
»Das tut mir leid«, antwortete er, und ich konnte förmlich sehen, wie er sich vor Peinlichkeit wand. »Ich dachte, sie hätten vielleicht versucht, dir davon zu erzählen, was hier los ist. Irgendwie hat es auch etwas mit dir zu tun.«
Ich ging in die Küche und zog mit einem Stirnrunzeln eine Limo aus dem Kühlschrank. »Wie sollte irgendetwas, was bei euch stattfindet, etwas mit mir zu tun haben?«
Wieder folgte ein kurzes Schweigen, dann ließ er die Bombe aller Bomben platzen. »Es geht um Blaine Fitzgerald. Er wurde verhaftet.«
Die Dose rutschte durch meine Finger, knallte auf den Boden und rollte unter den Tisch. Ich stand einfach nur da und starrte auf den Kühlschrank. »Was?«
»Er wurde verhaftet, Avery. Deswegen habe ich versucht, dich zu erreichen. Ich dachte… Ich weiß nicht, ich dachte, du wüsstest es vielleicht gerne.«
Mein Knie wurden plötzlich ziemlich weich, also drehte ich mich um und klammerte mich mit einer Hand an der Arbeitsfläche fest. Der Raum drehte sich, als sei ich wieder krank.
»Avery, bist du noch da?«
»Ja«, antwortete ich, dann schluckte ich schwer. »Was ist passiert?«
»Es war schon Anfang des Sommers, aber es wurde bis Mitte August unter Verschluss gehalten. Da wurde er dann verhaftet. Es gab eine Party. Soweit ich gehört habe, waren auch ein paar Jüngere dabei«, erklärte er. Ich schloss die Augen. »Es war ein Mädchen, mit dem du auf der Schule warst. Ich glaube, sie war ein Jahr jünger als du – Molly Simmons.«
Ich erinnerte mich daran, den Namen in einer seiner E -Mails gesehen zu haben und vollkommen falsche Schlüsse gezogen zu haben. »Was… Was hat er getan?«
David antwortete nicht sofort. »Er wurde wegen sexueller Nötigung und einiger anderer Vergehen angeklagt. Der Prozess beginnt im Juni, aber er ist auf Kaution auf freiem Fuß. Sieht allerdings nicht gut aus für ihn. Es gibt eine Menge Beweise. Ich weiß nur davon, weil Blaines Vater meinen Vater gebeten hat, seinen Sohn zu vertreten. Mein Vater hat abgelehnt. Ich möchte, dass du das weißt.«
Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Danke dafür, dass niemand aus meiner Familie dieses Arschloch vertritt? Mir fehlten generell die Worte. Ich war fassungslos. Ich hatte mich immer gefragt, ob Blaine das, was er mir angetan hatte, auch schon anderen angetan hatte und ob mein Schweigen es ihm ermöglichen würde, noch jemanden zu verletzen. Ich hatte gehofft, dass dem nicht so war – hatte gebetet, dass es nicht so sein würde.
»Das Mädchen, das er… vergewaltigt hat, hat deine Familie kontaktiert.«
Ich wusste nicht, was mich mehr schockierte: dass dieses Mädchen Kontakt zu meiner Familie aufgenommen hatte oder dass David tatsächlich das Wort »vergewaltigt« ausgesprochen hatte. »Was? Warum? Ich habe nichts gesagt. Ich habe mich an…«
»Ich weiß, Avery. Ich weiß, dass du nichts gesagt hast. Aber sie war auf derselben Highschool wie du. Sie hatte Gerüchte über dich und Blaine gehört, und, na ja, sie hat eins und eins zusammengezählt. Zuerst hat sie sich an deine Eltern gewandt, und ich bin mir sicher, du kannst dir vorstellen, wie toll das gelaufen ist.«
Ich musste mich hinsetzen, bevor ich noch umkippte.
»Als sie sich geweigert haben, auch nur mit ihr zu reden, kam sie zu mir.« David hielt inne. »Ich habe ihr nichts erzählt, Avery. Das steht mir nicht zu. Aber ich glaube, sie hat versucht, auch zu dir Kontakt aufzunehmen. Ich habe
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