Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
Vom Netzwerk:
nicht in Käfigen, und Tauben hüten ihre Unschuld nicht im Taubenschlag.
     
    Wenn aber jemand beabsichtigt sich ein Wohnhaus zu bauen, so wird er gut tun, ein paar Unzen Yankeeschlauheit anzuwenden, sonst wird er schließlich in einem Armenhause, in einem Labyrinth ohne Schlüssel, in einem Museum, Armenhaus, Gefängnis oder in einem herrlichen Museum sich befinden. Überlegen wir uns einmal, wie schwach der Schutz zu sein braucht, der unbedingt notwendig ist! Ich sah in diesem Städtchen Penobscot-Indianer, die in Zelten aus dünnem Baumwollstoff lebten, während der Schnee rings herum fast einen Fuß hoch lag. Ja, ich hatte die Empfindung, sie würden sich freuen, wenn er noch höher läge, um sie vor dem Wind zu schützen. Früher, als die Frage, wie ich mir auf ehrliche Weise meinen Lebensunterhalt verdienen könne ohne all meine freie Zeit für meine eigentlichen Bestrebungen zu verlieren, mich noch heftiger quälte als jetzt – denn leider habe ich ein etwas dickes Fell bekommen –, sah ich oftmals eine große Kiste, die 6 Fuß hoch und 3 Fuß breit war, am Bahndamm stehen. Die Arbeiter pflegten darin während der Nacht ihre Werkzeuge zu verschließen. Ich dachte dann bei mir, daß jeder Mensch, der in arger Bedrängnis ist, eine solche Kiste für einen Dollar kaufen könne. Würde er ein paar Löcher in sie bohren, um auch der Luft Zutritt zu gewähren, so könnte er während der Nacht und zur Regenzeit hineinschlüpfen, den Deckel festhaken, nach Herzenslust seinen Stimmungen nachhängen und im Grunde seiner Seele frei sich fühlen. Das wäre noch nicht das Schlechteste und eine keineswegs zu verachtende Alternative gewesen. Man könnte wach bleiben solange man Lust hätte, aufstehen, wenn man wollte und ausgehen, ohne den Pachtherrn oder den Hausherrn wegen der Miete fortwährend auf den Fersen zu haben. Mancher Mensch, der in solch einer Kiste sicherlich nicht vor Frost gestorben wäre, wurde wegen des Mietzinses für eine größere und prächtigere Kiste zu Tode gequält. Ich scherze durchaus nicht. Das Problem "Sparsamkeit" läßt sich wohl leichthin besprechen, jedoch nicht leichthin lösen. Einst verfertigte man hier ein bequemes Haus für ein rauhes, abgehärtetes,an ein Freiluftleben gewöhntes Geschlecht aus dem Material, das die Natur fertig lieferte. Gookin, ein Aufseher über die von der Massachusetts-Kolonie unterworfenen Indianer schrieb im Jahre 1674: "Ihre besten Häuser sind sehr sauber, dicht und warm und mit Baumrinde bedeckt. In den Jahreszeiten, wo der Saft emporsteigt, wird die Rinde von den Bäumen losgeschält, und im grünen Zustand durch den Druck von Holzblöcken zu großen Platten gepreßt. ... Die gewöhnlichen Häuser werden mit Matten, die sie aus einer Art von Flatterbinsen verfertigen, bedeckt. Auch sie sind halbwegs dicht und warm, aber nicht so gut als die zuvor erwähnten ..." Einige Häuser, die ich selbst sah, waren 60 oder 190 Fuß lang und 30 Fuß breit. ...Ich habe häufig in solch einem Wigwam gewohnt und gefunden, daß er so warm war wie irgend ein bestes englisches Haus." Er fügt hinzu, daß das Innere fast stets mit schön gearbeiteten und bestickten Matten belegt und ausgekleidet und mit verschiedenartigen Gebrauchsgegenständen versehen gewesen sei. Die Indianer waren sogar soweit fortgeschritten, daß sie die Wirkung des Windes durch eine Matte regulierten, die über einer im Dache befindlichen Öffnung hing und durch eine Schnur in Bewegung gesetzt werden konnte. Der Neubau einer solchen Wohnung nahm höchstens zwei Tage in Anspruch; das Abbrechen und Wiederaufstellen dagegen nur einige Stunden. Jede Familie besaß solch ein Haus oder hatte darin ihre Wohnräume.
     
    Bei den Wilden besitzt jede Familie ein Obdach, welches den Vergleich mit jedem andern aushält und für gröbere und einfachere Bedürfnisse genügt. Ich glaube mich maßvoll auszudrücken, wenn ich andrerseits behaupte, daß – obwohl die Vögel ihre Nester, die Füchse ihre Höhlen und die Wilden ihre Wigwams haben – in der modernen zivilisierten Gesellschaft nur ungefähr jede zweite Familie ein Obdach besitzt. In den Großstädten, in denen die Zivilisation Hauptfachlich herrscht, ist im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung die Zahl derer, die ein eigenes Heim besitzen, äußerst klein. Der Rest bezahlt für dieses periphere, im Sommer wie im Winter unentbehrliche Kleidungsstück eine jährliche Steuer, die zum Ankauf eines ganzen Dorfesindianischer Wigwams genügen würde, die unter

Weitere Kostenlose Bücher