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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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nicht einfach in die Sache verwickeln«, protestierte Jökull.
    »So ist es aber«, sagte Gestur. »Die Medien und die Öffentlichkeit behaupten, du hättest die Untersuchung veranlasst und die ausführenden Organe hätten sie nur durchgeführt, um dich zu hofieren. Die Medien und die Öffentlichkeit stehen über dem Obersten Gerichtshof und brauchen keine Beweise. Du hast die Medien schon mit deinem unüberlegten Mediengesetzentwurf gegen dich aufgebracht. Jeder hat gemerkt, dass das ein Rachefeldzug und kein vernünftiger Gesetzesentwurf zur Einschränkung der Eigentumsrechte in den Massenmedien war. Darüber haben wir schon gesprochen. Und ich habe dich auch davor gewarnt, diesen Feldzug gegen Magnús zu führen. Das war verfrüht und zieht entsprechende Konsequenzen nach sich. Unvermeidbare Konsequenzen. Leider.«
    »Ist es sicher, dass der Fall vor Gericht abgewiesen wird?«
    »Es ist so gut wie sicher.«
    »Wir haben schon ganz andere Wogen durchschifft«, sagte Jökull zu seinem Freund, in der Hoffnung, diese Metapher würde ihn ermutigen.
    »Damals hatten wir aber ein neues Schiff mit einer frischen Besatzung«, erwiderte Gestur. »Jetzt ist es leck geschlagen. Nichts hält bis in alle Ewigkeit. Auch wir nicht.«
    »Auch wir nicht? Was meinst du damit? Es geht nur um mich. Du hast doch noch trockene Füße.«
    »Ja«, sagte Gestur. »Das stimmt. Natürlich geht es um dich, aber ich stehe dir wie immer bei. Nicht genug, dass das Verfahren vor Gericht abgewiesen wird – das Buch wird das Fass zum Überlaufen bringen. Elín hat gesagt, die Chancen, die Veröffentlichung des Manuskripts verhindern zu können, seien verschwindend gering. Und in dem Buch wird behauptet, du hättest in Anwesenheit von Zeugen gedroht, Magnús zu Fall zu bringen. Wenn sich das herumspricht, haben diese Zeugen keine ruhige Minute mehr. Und wenn die Leute erst mal wissen, dass das Schiff leck geschlagen ist, kannst du darauf wetten, dass die Ratten versuchen werden, das sinkende Schiff zu verlassen.«
    »Wie ist es denn möglich, dass dieses Manuskript nicht gefunden wird? Wozu haben wir eigentlich diesen ganzen verdammten Polizeiapparat?«
    Gestur ging nicht auf die Frage ein. Er war es gewohnt, die Wutanfälle seines Freundes zu ignorieren.
    »Schön und gut«, sagte Jökull. »Ich hab sowieso keine Lust mehr, für alle Dinge verantwortlich zu sein. Ich habe mein Soll erfüllt. Beim nächsten Parteitag trete ich zurück.«
    »So lange würde ich nicht warten«, erwiderte Gestur Oddleifsson. »Das Unwetter ist schon aufgezogen.«
    »Wie lange würdest du denn warten?«
    »Bis morgen. An deiner Stelle würde ich den Parteivorstand und die Partei morgen Mittag einberufen und dann um zwei Uhr eine Pressekonferenz abhalten.«
    Jökull dachte nach. Mit Gesturs Unterstützung traf er normalerweise schnell Entscheidungen.
    »Und was ist mit der Notenbank?«
    »Björn Ingvar, der Notenbankdirektor und Vorstandsvorsitzende wird nächstes Jahr siebzig. Er ist bereit, zum nächsten Monatswechsel aufzuhören. Ich habe mit ihm gesprochen.«
    »Und wer soll das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen?«
    »Wir überlassen es der Bauernpartei. Der neue Ministerpräsident beruft dich dann als Erstes in die Notenbank. Das ist günstiger, als wenn es ein Parteigenosse tun muss.«
    »Bist du sicher, dass dieser Stiesel das tun wird?«, fragte Jökull.
    »Wenn sein Traum, Ministerpräsident zu werden, in Erfüllung geht?«, fragte Gestur zurück.
    »Ja.«
    »Ich hab mich schon darum gekümmert. Habe heute mit ihm gesprochen.«
    »Das könnte funktionieren«, meinte Jökull.
    »Ja«, sagte Gestur.
    »Alles klar. Kannst du morgen das Meeting einberufen? So kurzfristig?« Jökull hatte eine Entscheidung getroffen. Am besten, er brachte sich in Sicherheit.
    »Schon erledigt«, sagte Gestur Oddleifsson. »Ist alles in trockenen Tüchern.«
     
    Ministerpräsident Jökull Pétursson saß eine Weile im Schein des Computerbildschirms. Dann reckte er sich zu dem Gerät und schaltete es aus. Er dachte über den Tod nach. Der Tod ist gewiss, die Stunde ungewiss. Die Gesetze des Lebens gelten auch in der Politik. Es war an der Zeit, ein neues Leben zu beginnen. Eine Fortsetzung. Im gemütlichen, aber eintönigen Himmelreich der Notenbank.
    Jökull Pétursson stand auf und gähnte. Er hatte genug gespielt.
49
Nachtwache
    Die Nacht war lang und dunkel und anderer Ansicht als der Abend, der Schneefall vorgeschlagen hatte; in der Nacht wurde es wärmer, und die dichten

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