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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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diesem Mann verabredet und muss mich jetzt um ihn kümmern. Wir kommen im Moment sowieso nicht weiter. Das erste Kapitel geht so noch nicht, aber schreib das Buch erst mal zu Ende, dann lasse ich es redigieren und treffe anschließend eine Entscheidung.«
    »Ich soll also das ganze verdammte Buch auf gut Glück schreiben?«, fragte der junge Mann.
    »Du bestimmst natürlich selbst, was du tust«, entgegnete Hervar. »Ich verlege auch auf gut Glück Bücher. In dieser Branche gibt es nicht viele Sicherheiten.«
    »Und du wagst es trotzdem nicht, es drauf ankommen zu lassen?«, insistierte der junge Mann.
    »Es ist in vielerlei Hinsicht eine interessante Idee, die du da hast«, sagte Hervar geduldig. »Aber es kommt auf die Ausarbeitung an. Wir verlegen schließlich Bücher und keine Ideen.«
    »Ich kann mit meiner Idee auch woanders hingehen«, erwiderte der junge Mann und stand auf.
    »Dein Manuskript ist jedenfalls bei uns willkommen«, sagte Hervar und reichte ihm die Hand.
    Sie verabschiedeten sich, und der junge Mann ging hinaus, ohne Terje zuzunicken. Hervar setzte sich wieder und bot Terje den Stuhl gegenüber an. Der Sitz war ganz warm. Der junge Mann hatte wahrscheinlich ziemlich lange dort gesessen.
    »Immerhin hat er sich schon ein Pseudonym zugelegt«, sagte Hervar und wies zur Tür in Richtung des jungen Mannes. »Zigur ZigurZZon mit großem Z anstelle von s. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das allein den Verkauf ankurbeln würde.«
    »Du hast ihm gesagt, du würdest Bücher und keine Ideen herausgeben«, bemerkte Terje.
    »Ja. Er schreibt an einem Buch über junge Leute in der Reykjavíker Unterwelt – Drogen, Gewalt, Nachtleben, Sex und Gott weiß was. Den Stoff hat er, aber ich weiß nicht, ob er schreiben kann. Es kommt ganz auf die Umsetzung an, ob der Autor die Leser fesseln und in seine Fantasiewelt locken kann. Und das ist noch nicht alles. Ich habe keine Ahnung, ob der Junge die Selbstdisziplin und Geduld hat, sich Monat für Monat oder sogar Jahr für Jahr hinzusetzen und Ereignisse und Personen zu beschreiben und immer wieder am Text zu feilen. Das muss sich alles noch herausstellen.«
    »Vor ein paar Wochen hast du eine Pressemitteilung über ein Buch herausgegeben, das im Winter bei euch unter dem Titel ›Walküren‹ erscheinen soll. Bedeutet das, du hast es in der Hand gehabt, gelesen und für gut befunden?«
    »Du meinst Freyjas Buch«, sagte Hervar. »Dafür gelten natürlich ganz andere Bedingungen. Freyja hat sich als Autorin längst bewiesen. Die erste Auflage von ›Bettfreuden‹ hat sich zwölftausendmal verkauft und geht immer noch. Die Frau konnte schreiben und hat ihre Termine eingehalten. Und sie hatte die Fähigkeit, ihre Leser zu erreichen. Mehr erwarte ich nicht. Ihre Idee hat mir zwar zuerst nicht gefallen, als sie zu mir kam und mir erzählte, sie wolle ein Buch über die Frau als Konsum- oder Luxusgut in der heutigen Gesellschaft schreiben. Eigentlich ein todlangweiliges, deprimierendes Thema. Wer interessiert sich denn noch dafür? Würdest du so was lesen?«
    Terje rutschte auf seinem Stuhl hin und her und druckste herum.
    »Ich weiß nicht. Ich schaffe es wirklich nicht, alles zu lesen, was ich lesen möchte. Man hat immer so viel anderes zu tun.«
    »Genau«, sagte Hervar zufrieden. »Genau das sagen alle. Ich kann keine Bücher für fünfzig radikale Feministinnen herausgeben, und auch nicht für fünfhundert. Ich muss eine breitere Masse erreichen, wer auch immer das ist. Freyja hat das eingesehen. Sie wollte deshalb dem Thema eine kleine, unerwartete Wendung geben und das Buch auf Interviews mit Frauen aufbauen, die von bekannten Männern verlassen worden sind, weil die der Meinung waren, ihre Halbwertszeit sei abgelaufen. Und dabei reden wir nicht von irgendwelchen Männern, sondern von einflussreichen Persönlichkeiten wie Magnús Mínus und Kjartan A. Hansen. Das zieht. Die kennt ja jeder, auch wenn er noch nie etwas über ihre Frauen gehört hat. Die Frauen bekommen nun eine Stimme, treten an die Öffentlichkeit und erzählen von sich. Und obwohl sich eigentlich niemand für sie interessiert, richtet sich das Augenmerk auf sie, sobald sie beginnen, ihr Leben als Teil des Privatlebens einer öffentlichen Person zu schildern. Ich bin fest davon überzeugt, dass du ein solches Buch lesen würdest.«
    »Ja, das würde mich interessieren«, sagte Terje. »Deshalb bin ich hier. Kann ich das Manuskript sehen?«
    »Das Manuskript? Das habe ich noch nicht.

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