Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
Vom Netzwerk:
Meldung zum Glück nicht. Seltsam, dieser Einschub, man habe keine Unterstützung bei der Landespolizeidirektion angefordert. Klang so, als habe jemand den Radioreportern einen Wink gegeben.
    Víkingur schnitt rasch ein paar große Kartoffeln in Stücke. Er stellte die Pfanne auf den Herd, goss irgendein cholesterinfreies Bioöl hinein und fügte zur Geschmacksverstärkung ein Stück Butter hinzu. Dann ließ er Zwiebeln und Kartoffeln im Fett brutzeln und schlug die Eier, die in diesem Rezept die Hauptrolle spielten. Er erinnerte sich an einen halbvollen Becher Sahne, der schon verdächtig lange im Kühlschrank stand, und schüttete den Rest in die verquirlten Eier. Anschließend wendete er Zwiebeln und Kartoffeln in der Pfanne, pfefferte und salzte; die Kartoffeln waren inzwischen leicht angebrannt, was das Gericht nicht gerade gesünder machte. Nach einer Weile schichtete er die Zwiebeln und die Kartoffeln in der Mitte der Pfanne auf, streute eine Prise Curry in das brutzelnde Fett und gab dann die verquirlten Eier über alles. Er legte den Deckel auf die Pfanne, verringerte die Temperatur, zog die Schürze aus und begann, den Tisch zu decken.
    Dann streckte er sich auf dem Sofa aus. Die beiden Siamkatzen, Aladín und Ali Baba, kamen und machten es sich auf ihm bequem.
    »Ach, ihr Lieben, könnt ihr mich nicht in Ruhe lassen?«
    Sie taten so, als verstünden sie ihn nicht.
     
    Es lief genau so, wie er es sich vorgestellt hat. Þórhildur aß mit gutem Appetit, ihre Begeisterung hielt sich aber in Grenzen.
    »Gibt’s keinen Salat?«, fragte sie.
    »Es war keiner da. Leider«, fügte er hinzu, obwohl ihm klar war, dass sie genau wusste, dass er Salat keineswegs vermisste.
    »Was ist denn das Braune in der Mitte?«, fragte sie.
    »Das ist Gemüse: Kartoffeln und Zwiebeln«, antwortete er.
    »In Öl und Butter gebraten?«
    »In diesem neuen fettfreien Diätfett angebraten«, sagte er. »Aus Blumentau und reiner Leopardenmilch. Heißt Leopard-Trim und gibt’s in Spraydosen.«
    »Aha«, sagte sie. »Ich nehme an, es handelt sich hier um ein Omelett?«
    »Um nicht mehr und nicht weniger als um ein indisches Bauernomelett.«
    »Aha«, sagte sie wieder.
    »Schmeckt’s dir?«
    »Muss es so angebrannt sein?«
    »Ja, es ist sehr wichtig, dass es anbräunt, während der Koch sich kurz hinlegt und darauf wartet, dass seine Frau zum Essen erscheint.«
    »Ja, verstehe«, sagte Þórhildur. »Das Omelett ist also meinetwegen angebrannt, aber mal abgesehen davon, wie war dein Tag?«
    »Nicht so gut. Ehrlich gesagt: noch schlechter als das Abendessen. Und du bist weder für das eine noch für das andere verantwortlich. Und wie war’s bei dir?«
    »Es ist was Komisches passiert«, antwortete Þórhildur. »Ich fürchte, dein Tag wird sich noch weiter verschlechtern.«
     
    Þórhildur Magnúsdóttir war Rechtsmedizinerin, daher war es alles andere als ungewöhnlich, dass sich ihre Gespräche beim Abwasch in der Mjóstræti um Leichenschauen, Obduktionen, Gewalt und Tod drehten. Während der ersten Jahre ihres Zusammenlebens hatten sie entschieden, Privatleben und Arbeit voneinander zu trennen, aber nach und nach war ihnen klar geworden, dass man die Arbeit immer mit nach Hause nimmt. Sie waren irgendwann zu dem Schluss gekommen, dass Gedanken über den Job in ihrer Beziehung halt den gleichen Stellenwert hatten wie andere Überlegungen und Strapazen, die Ehepaare und Freunde miteinander teilen.
     
    Þórhildurs Arbeitstag hatte mit der Obduktion eines neunzehnjährigen Mädchens, Þórunn Gunnarsdóttir, begonnen, die vor ihrer Zimmertür im Dachgeschoss eines Hauses in der Vesturgata tot aufgefunden worden war. Ihr Lebensgefährte, Grétar Sigvarðsson, zweiunddreißig Jahre alt, hatte sie, selbst stark alkoholisiert, um halb fünf Uhr nachmittags dort entdeckt.
    Nach eigener Aussage hatte er angenommen, sie habe keinen Schlüssel dabeigehabt und sich deshalb vor der Tür hingelegt. Er hatte beschlossen, sie dort liegen zu lassen, und war wieder zurück zum Kaffi Skít in der Austurstræti gegangen, wo ihm wegen Trunkenheit der Eintritt verwehrt wurde. Dort hatte ihn Ebba Kovacs angesprochen, ein siebzehnjähriges Mädchen, das Þórunn aus der Entzugsklinik Vogur kannte, welche die beiden am Vortag gemeinsam auf eigenen Wunsch verlassen hatten.
    Als Ebba von Grétar erfuhr, Þórunn sei zu Hause und schliefe, beschloss sie, ihn zu begleiten, da er mittlerweile sehr unsicher auf den Beinen war. Sie fanden Þórunn auf dem

Weitere Kostenlose Bücher