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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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nicht auch Briefe und Papiere im Spind?« Die Aktentasche war schwer, und sie schob sie von ihrem Schoß auf den Sitz.
    »Mir lief die Zeit davon. Hab’ nicht mehr weitergesucht, als ich die Bänder entdeckt hatte. Nur ein paar Sportsachen, glaube ich, Berichte, Plunder. So, bekomme ich gute Noten?« Er lehnte sich zurück und legte einen Arm um sie. Besitzergreifend.
    Sie fuhren über dunkle Straßen durch den Regen, der sich inzwischen zu einem ausgewachsenen Wolkenbruch entwickelt hatte. Der Verkehr war spärlich. Der Himmel war manchmal blau-schwarz, dann wurde er wieder von einem unheimlichen violetten Licht aufgerissen. Die Lichter der Fahrzeuge und der Triborough Bridge gaben der Außenwelt einen beklemmenden Anstrich. Ein lauter Donnerschlag folgte unmittelbar auf einen Blitz. Eine transsilvanische Nacht.
    Bis sie in Queens waren, hatte das Taxi noch mehr beschleunigt, und es war, als flögen sie durch die Dunkelheit. Rick lachte triumphierend. Kreischend durch die Nacht, dachte sie irrational.
    »Na, gute Noten oder nicht, was sagst du?«
    »Gute.« Das Wort wurde von seinen Lippen gedämpft.
    »Du schmeckst süß«, sagte er. »So süß.« Er hielt sich an ihr fest, auch als sie zurückwich. Eismann, dachte sie.
    »Zuviel Perrier, als ich auf dich wartete«, sagte sie sachlich, während sie versuchte, ruhig zu bleiben. Was stimmte nicht? Irgend etwas foppte ihr Gedächtnis. Das Atmen fiel ihr schwer.
    Silvestri hatte sie Les genannt.
    »Ich wollte, wir hätten noch einmal Zusammensein können, bevor ich abreise«, sagte Rick.
    »Wir sind zusammen.«
    »Du weißt schon, was ich meine, Kleines. Ich möchte mit dir schlafen, dich richtig lieben. Ich möchte, daß du mich nicht vergißt.« Seine Hände berührten ihre Brüste.
    Sie hatte Angst. »Aber nicht in einem Taxi, Rick«, sagte sie mit einer Entschiedenheit, die sie sich nicht zugetraut hätte. Draußen war es dunkel und stürmisch. Die Lichter hüpften im Regen. Donner rollte. Schatten schnitten Höhlen in Ricks Gesicht. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden.
    »Du bist so anständig«, sagte er, indem er ihr Gesicht zu sich drehte. »Ich wollte es nicht so enden lassen.«
    Was meinte er damit? Hatte er vor, ihr etwas anzutun? Wollte er versuchen, sie mit ins Flugzeug zu nehmen? Gegen ihren Willen? Ihr war kalt, eiskalt.
    Über Ricks Schulter sah sie erleichtert die Wegweiser zum TWA-Terminal. Sie war fest entschlossen, nicht mit Rick aus dem Taxi auszusteigen. Sie würde einfach auf Wiedersehen sagen und damit zurück nach New York und zu Silvestri fahren.
    »Komm«, sagte Rick, indem er dem Fahrer ein paar Scheine hinwarf. Sie saß auf der Seite des Bürgersteigs, deshalb stieg sie aus, um ihn vorbeizulassen. Kalter Regen lief ihr über das Gesicht und durchnäßte in wenigen Sekunden ihr Haar und ihre Kleider. Sie wollte schnell wieder einsteigen und hier wegkommen. Rick stieg nach ihr aus, packte ihren Ellbogen und zerrte den Matchsack heraus, dann knallte er die Tür zu. Das Taxi fuhr weg.
    »Warten Sie...« schrie sie, aber ihre Stimme ging in der Ankündigung unter, daß die Passagiere für TWA Flug 310 nach Mexico City, Abflug einundzwanzig Uhr, jetzt abgefertigt würden.
    »Das ist mein Flug«, sagte Rick und zog sie hinter sich her. Um sie herum eilten Passagiere vorbei, Gepäck und Kinder an der Hand. Mit Gepäck beladene Wagen wurden vorbeigefahren. »Nein, ich nehme das mit«, sagte er am Schalter und klammerte sich an seinen Matchsack.
    Sie konnte nicht weiter als zum Metalldetektor gehen, und als sie in die Nähe kamen, merkte sie, wie das Gefühl der Bedrohung allmählich von ihr abfiel.
    »Ich werde dich vermissen, Süße«, sagte Rick und behielt seinen vollgepackten Matchsack im Auge, als er durch den Metalldetektor lief. Seine Finger spielten geistesabwesend mit ihrem Haar, und bevor sie seine Absicht merkte, hatte er die Nadeln, die es zusammenhielten, herausgezogen. In Zeitlupentempo fiel es auf ihre Schultern herunter. »So möchte ich mich an dich erinnern«, sagte er.
    Sie ärgerte sich und zeigte es. Uber ihr war ein großes Schild, das für Disneyland Reklame machte. Mickymaus und die ganze Bande. Die Musketiere, die drei Musketiere, Barry, Georgie, Buffie... Nein, Buffie hatte gesagt, Barry war D’Artagnan. Wer war dann der dritte Musketier? Der, den Buffie angerufen hatte, nachdem Georgie ermordet worden war.
    Der Metalldetektor gab ein leises summendes Geräusch von sich, und Rick sprang hin. »Sekunde«, rief er,

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