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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Kurt Wallander und Martinsson entdeckten die beiden Männer gleichzeitig.
    Sie standen hinter einem Stand, dessen Tisch voller Lederjacken war. Auf einem Schild stand ein Preis, und Kurt Wallander kam noch dazu, zu denken, daß die Jacken unwahrscheinlich billig waren.
    Hinter dem Tisch standen die beiden Männer.
    Sie starrten die zwei Polizisten an.
    Viel zu spät wurde Kurt Wallander klar, daß sie ihn wiedererkannt hatten. Sein Gesicht war ja so oft in der Zeitung oder im Fernsehen abgebildet worden. Die Personenbeschreibung des Polizeibeamten Kurt Wallander war im ganzen Land verbreitet worden.
    Dann ging alles sehr schnell.
    Einer der Männer, der, den sie Lucia genannt hatten, streckte die Hand unter die auf dem Tisch liegenden Lederjacken und zog eine Waffe hervor. Sowohl Martinsson als auch Wallander warfen sich schnell zur Seite. Martinsson verhedderte sich in ein paar Zeltleinen, während Kurt Wallander mit dem Kopf gegen die Rückseite eines Wohnwagens stieß. Der Mann hinter dem Tisch schoß auf Wallander. Den Schuß konnte man in dem Getöse, das von einem benachbarten Zelt herüberschallte, in dem »Todesreiter« auf ihren heulenden Motorrädern herumfuhren, kaum hören. Die Kugel schlug nur wenige Zentimeter von Kurt Wallanders Kopf entfernt in den Wohnwagen ein. Im nächsten Moment entdeckte er, daß Martinsson eine Pistole in der Hand hielt. Während Kurt Wallander unbewaffnet war, hatte Martinsson also seine Dienstwaffe dabei.
    Martinsson schoß. Kurt Wallander sah, daß Lucia zusammenzuckte und sich an die Schulter faßte. Die Waffe flog aus seiner Hand und landete auf der äußersten Kante des Tisches. Mit einem Aufschrei riß Martinsson sich von den Zeltleinen los und warf sich über den Tisch, dem verwundeten Mann direkt entgegen. Der Tisch brach zusammen, und Martinsson landete in einem Wirrwarr von Lederjacken. Währenddessen |329| war Wallander losgerannt und hatte sich die im Lehm liegende Waffe geschnappt. Gleichzeitig sah er, wie der Glatzkopf sich in Bewegung setzte und im Menschengewühl verschwand. Niemand schien den Schußwechsel bemerkt zu haben. Die Verkäufer an den umliegenden Ständen schauten verwundert zu, als Martinsson seinen gewaltigen Tigersprung machte.
    »Schnapp dir den anderen«, schrie Martinsson. »Mit dem hier werde ich schon allein fertig.«
    Kurt Wallander lief mit der Pistole in der Hand los. Irgendwo in dem Gedränge war der Glatzkopf. Erschreckte Menschen sprangen zur Seite, als er mit gezogener Pistole und lehmverschmiertem Gesicht angerannt kam. Er glaubte schon, den Mann aus den Augen verloren zu haben, als er ihn plötzlich auf seiner wilden und rücksichtslosen Flucht durch die Marktbesucher wiederentdeckte. Eine ältere Frau, die ihm im Weg stand, stieß er weg, so daß sie in einen Stand fiel, an dem Baumkuchen verkauft wurde. Kurt Wallander stolperte in dem Durcheinander, stieß einen Bonbonwagen um und verfolgte ihn weiter.
    Plötzlich war der Mann verschwunden.
    Scheiße, dachte Kurt Wallander. Scheiße.
    Doch schon entdeckte er ihn wieder. Er lief zum Rande des Marktgeländes auf das steile Ufer zu. Kurt Wallander folgte ihm. Ein paar Wächter rannten ihm entgegen, aber als er mit der Waffe herumfuchtelte und sie anbrüllte, sich da herauszuhalten, sprangen sie zur Seite. Einer der Wächter fiel in ein Bierzelt, während der andere einen Stand voller selbstgemachter Kerzenständer mit sich riß.
    Kurt Wallander lief. Das Herz schlug wie ein Kolben in seiner Brust.
    Plötzlich verschwand der Mann hinter der steilen Uferkante. Kurt Wallander war ungefähr dreißig Meter hinter ihm. Als er die Kante erreichte, stolperte er und fiel haltlos den Abhang hinunter. Er ließ die Waffe, die er in der Hand hielt, los. Einen Augenblick zögerte er und überlegte, ob er anhalten |330| und sie suchen sollte. Dann sah er den Glatzkopf am Strand entlanglaufen und nahm die Verfolgung wieder auf.
    Die Jagd endete erst, als keiner der beiden mehr konnte. Der Glatzkopf lehnte sich gegen einen schwarzgeteerten Kahn, der umgedreht am Strand lag. Kurt Wallander stand zehn Meter von ihm entfernt und war so außer Atem, daß er glaubte, im nächsten Moment zusammenzubrechen.
    Da sah er, daß der Glatzkopf ein Messer zog und damit auf ihn zukam.
    Mit diesem Messer hat er Johannes Lövgren die Nase abgeschnitten, dachte er. Mit diesem Messer hat er ihn gezwungen zu verraten, wo er das Geld versteckt hat.
    Er sah sich nach einer Verteidigungswaffe um. Ein kaputtes Ruder war das

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