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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Norrköping gesetzt, um das umfassende Photoarchiv der Einwanderungsbehörde durchzusehen. Nachdem sie achtzehn Stunden lang auf unendlich viele Photos gestarrt hatte, kehrte sie zum Flughafen Sturup zurück, wo Kurt Wallander sie persönlich abholte. Das Resultat war auch in diesem Fall negativ.
    Als nächstes schaltete er Interpol ein. Das Szenario des vermutlichen Tathergangs wurde in Computer eingegeben, die daraufhin vergleichende Analysen in der europäischen Zentrale anstellten. Aber es geschah nach wie vor nichts, was die Situation ernsthaft veränderte.
    Während Britta-Lena Bodén über der unendlichen Reihe von Photographien schwitzte, führte Kurt Wallander mit dem Schornsteinfegermeister Artur Lundin aus Slimminge drei lange Verhöre. Die Fahrten zwischen Lenarp und Ystad wurden rekonstruiert, abgestoppt und wiederholt. Kurt Wallander fuhr fort, sein Puzzle zu legen. Ab und zu besuchte er Rydberg, der krank und blaß auf seinem Balkon saß, und ging die Ermittlung mit ihm durch. Rydberg behauptete, daß es ihn nicht störe oder ermüde. Aber Kurt Wallander verließ seinen Balkon jedes Mal mit einem schlechten Gewissen.
    |313| Anette Brolin kehrte aus ihrem Urlaub zurück, den sie zusammen mit Mann und Kindern in einem Ferienhaus in Grebbestad an der Westküste verbracht hatte. Sie hatte ihre Familie nach Ystad mitgebracht, und Kurt Wallander schlug den formellsten Ton an, der ihm möglich war, als er sie anrief und ihr von seinem Durchbruch in der halbtoten Ermittlung erzählte.
    Nach der ersten intensiven Woche kam wieder alles ins Stocken.
    Kurt Wallander starrte auf sein Puzzle. Wieder hatten sie sich festgefahren.
    »Wir müssen eben abwarten«, sagte Björk. »Interpols Teige gehen langsam.«
    Kurt Wallander grinste innerlich über dieses fragwürdige Gleichnis.
    Trotzdem wußte er, daß Björk recht hatte.
    Als Britta-Lena Bodén von Öland zurückkam und ihre Arbeit in der Bank wieder antreten sollte, bat Kurt Wallander bei der Bankleitung um ein paar Tage Sonderurlaub für sie. Dann nahm er sie zu den umliegenden Unterkünften für Asylbewerber mit. Sie fuhren auch zu den in Malmös Ölhafen liegenden Unterkünften, die auf Schiffen untergebracht waren. Aber nirgendwo erkannte sie die Gesichter wieder.
    Kurt Wallander erwirkte, daß ein Zeichner aus Stockholm eingeflogen wurde.
    Trotz zahlreicher gemeinsamer Versuche gelang es Britta-Lena Bodén und dem Zeichner nicht, Phantombilder zu entwerfen, mit denen sie zufrieden war.
    Kurt Wallander verlor langsam den Mut. Björk zwang ihn, Martinsson abzugeben und mit Hansson als engstem und einzigem Mitarbeiter in der Ermittlungsarbeit zurechtzukommen.
    Freitag, den 20.   Juli, war Kurt Wallander wieder einmal nahe daran aufzugeben.
    Spät abends setzte er sich hin und schrieb eine kurze Erklärung, in der er vorschlug, die Ermittlung aus Mangel an stichhaltigem |314| Material, das die Polizei auf eine entscheidende Art weiterbringen konnte, vorläufig niederzulegen.
    Er legte den Zettel auf seinen Schreibtisch und beschloß, ihn Björk und Anette Brolin am Montag zu übergeben.
    Samstag und Sonntag verbrachte er auf Bornholm. Es war windig und regnerisch, und außerdem verdarb er sich den Magen an etwas, das er auf der Fähre gegessen hatte. Den Samstagabend verbrachte er im Bett. Er mußte in regelmäßigen Abständen aufstehen und sich übergeben.
    Als er am Montagmorgen aufwachte, fühlte er sich besser. Trotzdem zögerte er und überlegte, ob er im Bett bleiben sollte oder nicht.
    Zum Schluß stand er doch auf und fuhr los. Kurz vor neun war er in seinem Büro. Da Ebba Geburtstag hatte, lud sie in der Kantine zu Kuchen ein. Es war fast zehn Uhr, als Kurt Wallander endlich seine kurze Erklärung für Björk durchlesen konnte. Er wollte gerade aufstehen, um sie abzuliefern, als das Telefon klingelte.
    Es war Britta-Lena Bodén.
    Ihre Stimme klang, als würde sie flüstern.
    »Sie sind zurückgekommen. Kommen Sie schnell!«
    »Wer ist zurückgekommen?« fragte Kurt Wallander.
    »Die, die das Geld getauscht haben. Begreifen Sie denn nicht?«
    Im Flur stieß er auf Noren, der gerade von einer Verkehrskontrolle zurückgekommen war.
    »Komm mit!« rief Kurt Wallander.
    »Was in aller Welt ist denn los?« fragte Noren, der gerade ein Butterbrot aß.
    »Frag nicht. Komm!«
    Als sie bei der Bank ankamen, hielt Noren immer noch das halbaufgegessene Butterbrot in der Hand. Kurt Wallander hatte auf dem Weg dorthin eine rote Ampel überfahren und eine

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