Wallander 05 - Die falsche Fährte
hatte?«
»Sie wurde traurig, als ihr klar wurde, daß er sie angelogen hat.«
»Und ist sonst noch etwas herausgekommen?«
»Eigentlich nicht. Aber sie ist auf dem Weg zurück nach Schweden. Am Freitag ist sie wieder da. Dann rede ich mit ihr.«
»Und anschließend gehst du in Urlaub?«
»Das habe ich jedenfalls vor. Wolltest du dann nicht auch in Urlaub fahren?«
»Im Augenblick möchte ich lieber nicht daran denken.«
»Es kann schnell gehen, wenn sich das Knäuel erst einmal entwirrt.«
Wallander kommentierte Forsfälts letzte Bemerkung nicht. Sie beendeten das Gespräch. Wallander nahm den Hörer sogleich wieder auf und bat die Vermittlung, Per Åkeson ausfindig zu machen. Nach weniger als einer Minute rief sie zurück und teilte ihm mit, Per Åkeson sei zu Hause. Wallander sah zur Uhr. Vier Minuten nach neun. Wallander entschied sich sofort und verließ sein Zimmer. Auf dem Flur stieß er mit Svedberg zusammen, der immer noch die komische Mütze trug.
»Was macht dein Sonnenbrand?« fragte Wallander.
»Es geht besser. Aber ich wage noch nicht, ohne Mütze zu gehen.«
»Glaubst du, daß samstags ein Schlüsseldienst geöffnet hat?« fragte Wallander.
»Das bezweifle ich. Aber wenn du dich ausgesperrt hast, gibt es doch Notdienste.«
»Ich muß nur einige Schlüssel nachmachen lassen.«
»Hast du dich ausgesperrt?«
»Ich habe meine Schlüssel verloren.«
»Standen dein Name und die Adresse darauf?«
»Natürlich nicht.«
|309| »Dann brauchst du wenigstens das Schloß nicht auszuwechseln.«
Wallander sagte Svedberg, daß er vielleicht verspätet zu ihrer Besprechung kommen würde, weil er ein wichtiges Treffen mit Åkeson habe.
Per Åkeson wohnte in einem Villenviertel oberhalb des Krankenhauses. Wallander war früher schon in seinem Haus gewesen und kannte den Weg. Als er aus dem Wagen stieg, sah er Åkeson mit einem Rasenmäher im Garten. Åkeson schaltete ihn ab, als er Wallander sah.
»Ist etwas passiert?« fragte er, als sie sich am Gartentor begrüßten.
»Ja und nein«, antwortete Wallander. »Es passiert die ganze Zeit viel. Aber nichts Entscheidendes. Ich brauche deine Hilfe, um Nachforschungen nach einer Person anstellen zu können.«
Sie gingen in den Garten, der Wallander unangenehm an die meisten anderen Gärten erinnerte, die er kannte. Den Kaffee lehnte er dankend ab. Sie setzten sich in den Schatten in einen offenen Anbau, in dem ein gemauerter Grill stand.
»Vielleicht kommt meine Frau heraus«, sagte Per Åkeson. »Ich wäre dir dankbar, wenn du meine Reise nach Afrika im Herbst nicht erwähnen würdest. Das ist noch immer ein sehr heikles Thema.«
Wallander versprach es. Dann erzählte er in knappen Worten von Louise Fredman und von seinem Verdacht, ihr Vater könne sich an ihr vergangen haben. Er gab zu, daß es sich möglicherweise um eine weitere blinde Spur handelte, die sie nicht weiterbrachte. Aber er könne auch kein Risiko eingehen, falls es sich umgekehrt verhielt. Er legte Åkeson die neue Strategie dar, nach der sie die Ermittlung ausrichteten, seit feststand, daß Fredman, Wetterstedt und Carlman von ein und demselben Täter getötet worden waren.
Björn Fredman ist das schwarze Schaf in der skalpierten Familie,
sagte er und merkte sogleich, wie unglücklich die Formulierung war. Wie paßte Fredman ins Bild? Wie paßte er nicht hinein? Vielleicht konnten sie den Berührungspunkt finden, indem sie von Fredman ausgingen, bei dem er sich gerade nicht anbot. Åkeson hörte aufmerksam zu. Er machte keine Einwände.
|310| »Ich habe mit Ekholm gesprochen«, sagte er, als Wallander schwieg. »Ein guter Mann, glaube ich. Beschlagen. Realistisch. Ich habe durch ihn den Eindruck gewonnen, daß der Mann, den wir suchen, noch einmal zuschlagen könnte.«
»Das befürchte ich die ganze Zeit.«
»Wie steht es mit Verstärkung?«
Wallander berichtete von seinem Gespräch mit Hansson. Per Åkeson reagierte mit Skepsis.
»Ich glaube, du irrst dich«, sagte er. »Es reicht nicht, daß Hansson Unterstützung bekommt. Ich glaube, du hast eine Tendenz, deine und die Arbeitskapazität deiner Kollegen zu überschätzen. Diese Ermittlung ist groß, sie ist
zu
groß. Ich will mehr Leute daran arbeiten sehen. Mehr Leute, das bedeutet zumindest, daß mehr Dinge zur gleichen Zeit geschafft werden können. Nicht eins nach dem anderen. Wir haben es mit einem Mann zu tun, der wieder töten kann. Wir dürfen absolut keine Zeit verlieren.«
»Ich weiß, was du meinst«, sagte
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