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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Wallander hatte erwartet, er würde sich weigern, überhaupt etwas zu sagen. Aber er antwortete auf mehrere von Wallanders Fragen.
    |424| »Die Schwestern Eberhardsson?« fragte Wallander gegen Ende des ersten Verhörs.
    Rolf Nyman lächelte. »Zwei gierige alte Frauen«, antwortete er. »Die dadurch verführt wurden, daß jemand in ihr trostloses Leben schneite und einen Hauch von Abenteuer verbreitete.«
    »Das klingt wenig glaubwürdig«, sagte Wallander. »Der Schritt ist zu groß.«
    »Anna Eberhardsson hat als junge Frau ein ziemlich wildes Leben geführt. Emilia mußte sie im Zaum halten. Vielleicht hätte sie insgeheim selbst gern so gelebt? Was weiß man über Menschen? Außer daß sie Schwächen haben? Und die gilt es zu finden.«
    »Wie haben Sie sie eigentlich kennengelernt?«
    Nymans Antwort überraschte ihn.
    »Ich habe einen Reißverschluß gekauft. Das war in einer Zeit, als ich meine Sachen selbst nähte. Ich sah die beiden alten Fräuleins und hatte eine wahnsinnige Idee. Daß sie nützlich sein könnten. Als Schild.«
    »Und dann?«
    »Ich ging öfter hin. Kaufte Garnrollen. Erzählte von meinen Reisen um die Welt. Wie leicht es doch war, Geld zu verdienen. Und daß das Leben kurz sei. Aber es sei nie zu spät. Ich merkte, daß sie zuhörten.«
    »Und dann?«
    Rolf Nyman zuckte mit den Schultern. »Eines Tages machte ich ihnen einen Vorschlag. Einen Vorschlag, dem sie, wie man so sagt, nicht widerstehen konnten.«
    Wallander wollte noch weiter fragen, aber plötzlich wollte Nyman nicht mehr antworten.
    Wallander wechselte das Thema. »Und Holm?«
    »War auch gierig. Und schwach. Viel zu dumm, um zu begreifen, daß er mich nicht hinters Licht führen konnte.«
    »Wie haben Sie erfahren, daß die anderen solche Pläne hatten?« Rolf Nyman schüttelte den Kopf.
    »Die Antwort gebe ich Ihnen nicht«, sagte er.
    Wallander machte einen Spaziergang vom Krankenhaus zum Polizeipräsidium. Dort fand eine Pressekonferenz statt, an der er zu seiner Erleichterung nicht teilnehmen mußte. Als er in sein |425| Zimmer kam, lag ein Päckchen auf dem Tisch. Jemand hatte auf einen Zettel geschrieben, das Päckchen sei aus Versehen in der Anmeldung liegengeblieben. Wallander sah, daß es aus Sofia in Bulgarien kam. Sofort wußte er, was es enthielt. Vor ein paar Monaten hatte er an einer internationalen Polizeikonferenz in Kopenhagen teilgenommen. Dort hatte er sich mit einem Polizisten aus Bulgarien angefreundet, der sein Interesse für Opern teilte. Wallander öffnete das Päckchen. Es enthielt eine Schallplatte.
La Traviata
, mit Maria Callas.
    Wallander schrieb eine Zusammenfassung seines ersten Gesprächs mit Rolf Nyman. Dann fuhr er nach Hause. Machte Essen, schlief ein paar Stunden. Dachte, daß er Linda anrufen sollte. Ließ es aber sein.
    Am Abend hörte er sich die neue Platte aus Bulgarien an. Er dachte, was er jetzt am meisten brauchte, wären ein paar Tage Ruhe.
    Erst gegen zwei Uhr ging er ins Bett und schlief ein.
     
    Der Telefonanruf wurde bei der Polizei in Ystad um 05.13   Uhr am 8.   Januar registriert. Ein übermüdeter Beamter, der seit Silvester fast ununterbrochen im Dienst gewesen war, nahm ihn entgegen. Er hatte der stammelnden Stimme zugehört und zuerst gedacht, es handle sich um einen geistig verwirrten Greis. Aber etwas hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Er begann, Fragen zu stellen. Als das Gespräch beendet war, dachte er nur einen kurzen Augenblick nach, dann hob er den Hörer ab und wählte eine Nummer, die er auswendig konnte.
    Als das Klingeln des Telefons Wallander aus dem Schlaf riß, war er mitten in einem erotischen Traum.
    Er sah auf die Uhr und streckte sich gleichzeitig nach dem Telefon. Ein Unfall, war sein erster Gedanke. Plötzlich auftretendes Glatteis, und jemand ist zu schnell gefahren. Tote. Oder Ärger mit Flüchtlingen, die mit der Morgenfähre aus Polen angekommen sind.
    Er setzte sich schwerfällig im Bett auf und preßte den Hörer an die Wange, wo die Bartstoppeln brannten.
    »Wallander!«
    |426| »Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt?«
    »Ich war wach.«
    Warum diese Lügen, dachte er. Warum sage ich nicht, wie es ist? Daß ich am liebsten weiterschlafen und den entwischten Traum von einer nackten Frau wieder einfangen möchte?
    »Ich dachte, ich rufe dich besser an. Ein alter Bauer hat angerufen und gesagt, er heiße Nyström und wohne in Lenarp. Er behauptet, die Nachbarsfrau säße gefesselt auf dem Boden und jemand sei tot.«
    Wallander überlegte

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