Wandel der Zeit - Savannah - Liebe gegen jede Regel
fahren, eine meiner weiteren Lieblingsbeschäftigungen, war noch strengstens verboten. Also blieb mir nichts anderes übrig und ich nahm dankbar jede Hilfe meiner Freunde an.
Jetzt waren sie vorbei.
Drei Monate Ferien wie weggeblasen und ich war immer noch nicht fähig, meinen Job im Footballteam wieder aufzunehmen.
Klar, Ian würde mich weiterhin sehr passabel vertreten – ach was, er war weitaus besser als passabel, aber mein Ego war angekratzt – genauso wie mein Ruf.
Nachdem mein Wecker nun schon zum dritten Mal zu summen begann und mein kleines Schwesterlein Meli (so nannte ich sie immer – ihr voller Name Melinda gefiel mir noch nie) versuchte, mich aus dem Bett zu ziehen, kroch ich endlich aus meiner Koje ins Freie.
Meine kleine Schwester, die Gute, sie hatte sich nach meinen Unfall sehr um mich gekümmert, so sehr wie kein anderer. Mom und Dad mussten ja wie immer arbeiten, ihr eigenes Reisebüro lief gut, aber wie so oft verkauften sie nur anderen Menschen ihren wohlverdienten Urlaub. Bei uns war wie meist keiner geplant und so war ich froh, wenigstens Meli um mich zu haben. Sie lenkte mich ab. Kleine Schwestern können zwar auch echt nervig sein, aber sie wusste genau, wie es mir ging und ich war dankbar, dass sie mir beistand.
Nachdem ich also heute Morgen extra getrödelt hatte, ließ ich das Frühstück ausfallen und konnte mich somit mit meinem Motorrad Punkt 8.00 Uhr auf dem Schulparkplatz ausrollen lassen. Mist… das bedeutete ich war zu spät. Da aber auch unser Lehrer anscheinend Schwierigkeiten hatte, sein altes Klassenzimmer zu finden, hatte ich noch mal Glück im Unglück. Wenige Minuten hier und da noch ein schnelles Gespräch, alles schien eigentlich wie früher – so als wäre ich nie weg gewesen.
Alles war beim Alten – nur eine klitzekleine Kleinigkeit nicht. Tess schien sehr an Ian zu hängen, mich beachtete sie nicht mehr. Er sah mich über seine Schulter hinweg an und gab mir mit einem Augenverdreher zu verstehen, wie sehr ihm das missfiel. Sicher – ich zuckte nur gelassen mit den Schultern, da kam auch schon Mr. Edison, unser Hauptlehrer, um die Ecke; im Schlepptau eine Schwierigkeit, die in diesem Jahr bestimmt die Meine werden würde. Und das alles nur, weil ich immer noch ein Krüppel war…
››Ruhe bitte und setzt euch‹‹, forderte er uns auf.
Stühle rutschten über den Boden, dann herrschte absolute Stille.
››Ich möchte euch eine neue Schülerin vorstellen‹‹, fuhr er fort, ››Savannah Miller.‹‹
Ok… sie war wenigstens nicht hässlich.
Im Gegenteil, sie war groß, schlank, ovales – makelloses Gesicht, lange bis zur Taille reichende schwarze – lockige Haare, nettes verlegenes Lächeln und ich vermutete süße sechzehn Jahre alt.
Sie stellte sich kurz vor, sah danach betreten Mr. Edison an und wartete, wie wir alle darauf, dass er den Faden wieder aufnahm. Trotz meiner Vorahnung sandte ich ein Stoßgebet zum Himmel. Bitte nicht ich, bitte nicht ich… das war alles, an was ich denken konnte.
››Nicolas Williams!‹‹
Peng – vorbei, na ja… man durfte ja hoffen.
››Da Sie, aufgrund ihrer Verletzung, immer noch viele Stunden frei haben und dieses Jahr – wie es scheint, auch über einen freien Platz neben sich verfügen, werden Sie sich bitte Ms. Miller annehmen‹‹, fuhr er ungerührt fort.
Mein – ››Ja, Mr. Edison‹‹, glich einem Knurren.
Freundlich lächelnd zog ich den leeren Stuhl neben mir beiseite und winkte sie heran. Auf diesem Stuhl hatte bis vor vier Monaten noch Tess gesessen, nun aber hatte sie es sich in der Bank hinter Ian gemütlich gemacht und ich saß, zum ersten Mal seit ich zurückdenken konnte, alleine. Na ja, eigentlich genau das, was ich wollte – ein leerer Platz neben mir und meine Ruhe – doch genau genommen, waren es wohl nur ganze zehn Minuten erholsame Einsamkeit.
Als sich die Neue setzte, sah ich als erstes ihre strahlend, ozeanblauen Augen. WOW. Wie konnte jemand nur eine solch strahlende Augenfarbe sein Eigen nennen? Irritiert wandte ich mich ab.
››Hi, ich bin Savannah – Savannah Miller und du bist also Nicolas?‹‹
››Nur Nic, bitte‹‹, murmelte ich und sah sie erneut an. Diese Augen…
››Ok, klingt ehrlich gesagt auch viel besser.‹‹
Ich verzog, leicht angesäuert, das Gesicht zu einer Grimasse, wandte mich ab und konzentrierte mich wieder auf Mr. Edison. Dieser hatte schon mit der
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