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Hercule Poirot schläft nie

Hercule Poirot schläft nie

Titel: Hercule Poirot schläft nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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    » E inen Penny für Guy Fawkes, Sir?«
    Der kleine Junge mit dem schmutzigen G e sicht grinste liebenswürdig.
    »Ich denke nicht daran!«, entgegnete Chefinspektor Japp. »Hör mal, Bürschchen…«
    Es folgte eine kurze Strafpredigt. Der erschrockene Junge trat eilig den Rückzug an, wobei er seinen Kamer a den laut und deutlich zurief: »Verdammt, der feine Kerl ist ein Bulle!«
    Die Bande von Gassenjungen ergriff die Flucht und sang dabei das alte Lied:
     
    »Gedenke, gedenke
    des fünften November,
    Pulver, Verrat und Komplott.
    Wir sehen nicht ein,
    dass ein Pulver-Komplott
    jemals vergessen sollt’ sein.«
     
    Der Begleiter des Chefinspektors, ein kleiner älterer Mann mit eiförmigem Schädel und großem, militärisch wirkendem Schnurrbart, lächelte in sich hinein.
    »Très bien, Japp«, bemerkte er. »Eine treffliche Predigt! Ich gratuliere Ihnen!«
    »Nichts als ein dummer Vorwand, um zu betteln, dieser Guy-Fawkes-Tag!«, grollte Japp.
    »Ein interessantes Relikt«, meinte Hercule Poirot. »Die Feuerwerkskörper knallen – peng – peng –, obwohl der Bursche, zu dessen Gedächtnis das geschieht, und seine Tat längst vergessen sind.«
    Der Mann von Scotland Yard nickte.
    »Glaube nicht, dass von diesen Kindern noch viele wi s sen, wer Guy Fawkes war.«
    »Und bald wird es zweifellos eine Begriffsverwirrung geben. Ist es Ehre oder Fluch, wenn am fünften Nove m ber das feu d’artifice in den Himmel steigt? War es Sünde, ein englisches Parlament in die Luft zu sprengen, oder eine hochherzige Tat?«
    Japp lachte amüsiert. »Manche Leute würden sicherlich sagen, das letztere.«
    Die beiden Männer bogen von der Hauptstraße in eine vergleichsweise ruhige Gasse ein. Sie hatten zusammen zu Abend gegessen und nahmen nun die Abkürzung zu Hercule Poirots Wohnung durch einen Hof mit zu Gar a gen und Wohnungen umgebauten ehemaligen Stallungen.
    Während sie so dahinschritten, ließ sich von Zeit zu Zeit immer wieder das Zischen von Feuerwerkskörpern vernehmen. Gelegentlich erhellte ein goldener Funkenr e gen den Himmel.
    »Eine gute Nacht für einen Mord«, bemerkte Japp mit kriminalistischem Interesse. »Ein Schuss beispielsweise würde in einer solchen Nacht keinem Menschen auffa l len.«
    »Ich habe mich immer gewundert, dass nicht mehr Verbrecher sich diese Tatsache zunutze machen«, stim m te Hercule Poirot zu.
    »Wissen Sie, Poirot, manchmal wünschte ich fast, dass Sie einmal einen Mord begingen.«
    »Mon cher!«
    »Ja, ich sähe zu gerne, wie Sie das anstellen würden.«
    »Mein lieber Japp, wenn ich einen Mord beginge, hätten Sie nicht die leiseste Chance zuzusehen, wie ich das – äh anstelle! Sie würden wahrscheinlich nicht einmal beme r ken, dass ein Mord geschehen ist.«
    Japp lachte gutmütig.
    »Ein eingebildeter kleiner Teufel, das sind Sie!«, sagte er nachsichtig.
     
    Am nächsten Vormittag um halb elf klingelte bei Hercule Poirot das Telefon.
    »‘allo? ‘allo?«
    »Hallo, sind Sie das, Poirot?«
    »Oui, c’est moi.«
    »Hier spricht Japp. Erinnern Sie sich, wir sind doch ge s tern Abend durch die Bardsley Gardens Mews nach Ha u se gegangen?«
    »Ja?«
    »Und dabei sprachen wir darüber, wie leicht es sein würde, bei der ganzen Knallerei unbemerkt einen Me n schen zu erschießen, ja?«
    »Gewiss.«
    »Nun, genau dort in der Straße hat es einen Selbstmord gegeben. In Nummer vierzehn. Eine junge Witwe – Mrs Allen. Ich fahre jetzt hin. Hätten Sie Lust mitzuko m men?«
    »Verzeihung, aber ist es üblich, dass ein Mann von Ihrer Bedeutung, mein lieber Freund, zu einem Selbstmordfall geschickt wird?«
    »Kluge Frage. Nein, es ist nicht üblich. Ehrlich gesagt, unser Arzt scheint der Meinung zu sein, dass etwas nicht stimmt. Wollen Sie mitkommen? Irgendwie habe ich das Gefühl, Sie sollten dabei sein.«
    »Und ob ich kommen will! Nummer vierzehn, sagten Sie?«
    »Ganz recht.« Poirot traf fast in dem Augenblick vor dem Haus Bardsley Gardens Mews Nummer vierzehn ein, als ein Wagen vorfuhr, in dem Japp und drei weitere Beamte saßen.
    Das Haus stand unverkennbar im Mittelpunkt des al l gemeinen Interesses. Eine große Menschenmenge, best e hend aus Chauffeuren, ihren Frauen, Laufburschen, Sp a ziergängern, wohlgekleideten Passanten und unzähligen Kindern, hatte sich im Kreis davor versammelt und star r te mit offenem Mund fasziniert auf das Gebäude.
    Ein Polizist in Uniform bewachte die Tür und bemühte sich, die Neugierigen auf Distanz zu halten. Forsche ju n ge Leute

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