Wanderer im Universum
dumpfe Grollen von vorhin war wieder zu hören. Don wartete nicht länger, sondern kroch wie ein silberner Käfer auf die Hütte zu. Er wünschte sich, er hätte die beiden zusätzlichen Beine eines echten Käfers.
Die Untertassen-Beobachter strebten auf ihre Wagen zu, die sich im Licht des Wanderers deutlich von der Felswand abhoben. Der kleine Mann führte Ragnarok an der Leine, als er sich nochmals Margo näherte, die gemeinsam mit Paul, Doc, Rama Joan, Ann und Professor Hunter die Nachhut bildete.
»Erinnern Sie sich noch an mich? – ich bin Clarence Dodd. Wollen Sie jetzt unterschreiben, Miß Gelhorn?« fragte er und hielt Margo das Blatt entgegen. »Morgen werden alle sagen: ›Warum habe ich bloß nicht unterschrieben?‹ Aber dann ist es schon zu spät.«
Margo hielt Miau mit beiden Händen fest und fuhr den kleinen Mann an: »Verschwinden Sie endlich!«
»Ich unterschreibe jedenfalls, Doddsy«, meinte Doc fröhlich. »Kommen Sie lieber hierher, anstatt die Katze mit Ihrem Straßenköter nervös zu machen.«
Ann kicherte. »Mister Brecht gefällt mir, Mommy«, sagte sie. Ihre Mutter zuckte nur mit den Schultern.
»Das höre ich gern«, rief Doc. »Bessere Reklame kann ich mir gar nicht wünschen.«
Clarence Dodd sah zum Himmel auf, drückte Doc die Hundeleine in die Hand, holte sein Notizbuch aus der Tasche und machte eine neue Zeichnung des Wanderers, der sich in der Zwischenzeit verändert hatte. Die roten und gelben Flecken waren jetzt anders verteilt, so daß die goldene Fläche entfernt an ein Urweltungeheuer erinnerte. Der kleine Mann gab seiner Skizze den Titel ›Nach einer Stunde‹ und klappte das Buch wieder zu.
Einer der Wagen – die rote Limousine – fuhr rückwärts auf die Straße hinaus und verschwand dann in einer Staubwolke weit vor allen anderen.
Weiter vorn rief die hagere Frau: »Bitte, helft uns! Wanda hat einen Herzanfall, glaube ich.«
Ragnarok knurrte. Miau fauchte.
Dann waren plötzlich aufgeregte Schreie zu hören. Hunters Stimme übertönte alle anderen. »Weg von den Wagen!« brüllte er immer wieder.
Margo klammerte sich an Paul. Miau kratzte wütend.
Männer und Frauen drehten sich um und rannten ängstlich davon, als die Felsmassen über den Fahrzeugen langsam in Bewegung gerieten. Überall waren jetzt breite Risse zu sehen, dann sanken Felsbrocken, Kies und Erde mit einem Schlag nach unten und polterten über die Straße.
»Los, kommt!« brüllte Hunter. »Zwei oder drei sind verschüttet! Wir müssen sie ausgraben!«
Die hagere Frau und zwei andere wurden ohne große Schwierigkeiten mit Hilfe der Schaufeln befreit, die der kleine Mann aus seinem Wagen heranschleppte, den die Lawine nur bis zur Hälfte verschüttet hatte. Paul, dessen Kabriolett hoffnungslos begraben war, erwähnte seine Beschäftigung bei dem Mondprojekt und erklärte seine Absicht, gemeinsam mit Margo zu dem Strandtor von Vandenberg zwei zu gehen. Er machte den anderen das Angebot, sie mitzunehmen und sich auf der Wache für sie zu verbürgen – obwohl ihre offensichtliche Notlage ihnen auf jeden Fall auch ohne seine Fürsprache Einlaß verschaffen würde.
Doc unterstützte seinen Vorschlag begeistert, aber ein dicklicher Mann namens Rivis sprach sich ebenso energisch dagegen aus, weil er nur wenig von dem Militär und noch weniger von der zu erwartenden Hilfsbereitschaft hielt – und weil sein Wagen nur bis zu den Vorderrädern mit Erde und Kies bedeckt war. Rivis hatte außerdem vier nette Kinder, eine hübsche Frau und eine hysterische Schwiegermutter – alle in Santa Barbara –, so daß durchaus verständlich war, weshalb er zurück nach Hause wollte.
Rivis wurde von den Besitzern des Kleinbusses und des Lieferwagens unterstützt, deren Fahrzeuge ebenfalls ohne große Mühe wieder flottgemacht werden konnten. Die Eigentümer des Lieferwagens, ein gutaussehendes junges Ehepaar namens Hixon, unterstützten Rivis besonders eifrig.
Dann folgte eine immer heftiger geführte Diskussion, die sich unter anderem mit folgenden Punkten befaßte. Würde der Pacific Coast Highway durch Verkehr oder Erdrutsche versperrt sein? War Paul wirklich, was er zu sein behauptete? Waren die Fahrzeuge startbereit, wenn man sie ausgrub? Hatte Wanda wirklich einen Herzanfall? Und waren die Diskussionsteilnehmer und ihre zweifelhaften neuen Freunde nicht nur ein Haufen angeblicher Intellektueller, die Angst davor hatten, ein paar Blasen an den Händen zu bekommen?
Die Untertassen-Beobachter, deren Wagen
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