Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
gewesen wäre. Hemd und Hose waren sauber gewaschen, aber die Hose hatte keine Bügelfalten mehr. Paul starrte sie verständnislos an und murmelte schlaftrunken: »Aber Tigerishka, ich ...«
    »Keine Widerrede!« unterbrach sie ihn wütend. »Hier ist noch etwas.« Pauls Jacke folgte ihren Worten. Dann setzte sich plötzlich der rosa Fußboden in Bewegung, so daß Paul sich in sitzender Stellung wiederfand. Sie rief: »Ich habe deine gewohnte Schwerkraft eingestellt, damit du dich endlich anziehen kannst! Hoffentlich beeilst du dich jetzt ein bißchen!«
    »Tigerishka«, sagte Paul, während er auf dem Boden saß und langsam seine Hose anzog, »du hast mir gegenüber einmal mit deiner Fähigkeit geprahlt, meine Gedanken lesen zu können. Dein Verstand arbeitet bestimmt wesentlich rascher als meiner. Vermutlich besitzt du sogar ein eidetisches Gedächtnis für alle Ereignisse – und für das, was du in meinen Erinnerungen liest. Aber als ich gestern vier Himmelsfotografien erwähnt habe – Aufnahmen eines Planeten, der in den Normalraum übertritt, wie mir unterdessen klar ist –, hast du mir versichert, daß es nur zwei geben dürfte: in der Nähe von Pluto und in unmittelbarer Umgebung der Venus.
    Du kannst glauben, was du willst, aber ich weiß sicher, daß es insgesamt vier Aufnahmen waren, die nicht zwei, sondern vier Übertritte zeigen.« An dieser Stelle spürte Paul, daß Tigerishka in seine Gedanken eindrang. Trotzdem fuhr er ruhig fort: »Es handelt sich um die zweite und die vierte Fotografie, die Übertritte in der Nähe des Jupiters und unseres Mondes darstellen.«
    Ihre Antwort überraschte ihn, denn sie sagte nur: »Du hast völlig recht. Ich muß mich sofort mit dem Wanderer in Verbindung setzen. Vielleicht ist es das, wovor wir uns ... fürchten.« Tigerishka drehte sich um und ging auf das Kontrollpult zu. Unter der jetzt herrschenden Schwerkraft ging sie wie Paul aufrecht auf den Hinterbeinen. »Du kannst unseren Besucher begrüßen!« rief sie ihm noch zu.
    Eine runde Klappe öffnete sich im Boden vor Paul. Dann tauchten Kopf und Schultern eines Mannes darin auf, der die Uniform der amerikanischen Luftwaffe trug; der Unbekannte kehrte Paul vorläufig noch den Rücken zu. Als das künstliche Schwerefeld ihn erfaßte, stützte er die Ellbogen auf das Deck, aber dann hatte er sich offenbar an die veränderten Verhältnisse gewöhnt, denn er schob seinen Körper rasch weiter in die Untertasse hinein.
    Paul, der eben erst sein Hemd angezogen hatte, stand ebenfalls rasch auf und konnte noch einen Blick in eine mannsdicke Röhre werfen, bevor die Klappe sich wieder schloß.
    Der Besucher, der zunächst nur Tigerishka angestarrt hatte, drehte sich jetzt um.
    »Don!«
    »Paul!«
    »Ich dachte, du seist mit dem Mond verschollen. Wie bist du ...«
    »Und ich dachte, du seist ... ich weiß selbst nicht mehr. Aber wie ...«
    Beide schwiegen verlegen und warteten darauf, daß der andere etwas sagen würde. Dann merkte Paul, daß Don ihn neugierig von Kopf bis Fuß betrachtete. Er knöpfte rasch sein Hemd zu und stopfte es in die Hose.
    Don schüttelte verständnislos den Kopf und begann dann zu grinsen.
    Paul wußte, daß er rot geworden war. Er ärgerte sich über sich selbst.
    Tigerishka drehte sich rasch nach den beiden Männern um und sagte: »Willkommen, Donald Barnard Merriam! Du mußt entschuldigen, daß der Affe sich so komisch benimmt – er schämt sich, weil er nicht vollständig bekleidet war. Aber ich nehme an, daß du an seiner Stelle ähnlich reagieren würdest. Ihr solltet es beide wirklich einmal mit Pelz versuchen!«

36

    Die Untertassen-Beobachter hatten seit anderthalb Stunden ihr Lager eingerichtet, hatten zu Abend gegessen und sich dann gegenseitig die kleinen Verletzungen und Kratzer verbunden, die fast alle bei der Beseitigung der Erdrutsche davongetragen hatten. Jetzt schlief mehr als die Hälfte von ihnen in den beiden Fahrzeugen oder zumindest unmittelbar neben ihnen. Obwohl die Nacht selbst für Kalifornien ungewöhnlich warm war, hatte Doddsy darauf bestanden, daß jeder eine Decke oder wenigstens eine Plane erhielt, weil es gegen Morgen vermutlich kühl werden würde.
    Drei Gestalten hielten sich noch immer in der Nähe des Primuskochers auf, mit dem sie Wasser für Tee erhitzt hatten: Pop, der mit dem Rücken gegen einen Felsen gelehnt auf einer Decke saß und die Beine von sich streckte, während er seine schlechten Zähne nachdenklich betastete, als sei der liebe Gott ein

Weitere Kostenlose Bücher