Wanderer im Universum
vor sich hin gemurmelt. ›Wenn sie es auf den Mond oder die Erde abgesehen haben, liegt jeder Schuß näher am Ziel‹ – oder so ähnlich.«
Barbara Katz, eine abenteuerlustige junge Dame und eifrige SF-Leserin, schlich unhörbar über den gepflegten Rasen. Sie wich vor dem Licht der Straßenlaternen und dem Strahl des Handscheinwerfers des Polizisten aus und versteckte sich rasch hinter der nächsten Stechpalme, bevor der helle Lichtstrahl in ihre Richtung wanderte. Sie war ihrem Hausgott dafür dankbar, daß sie einen schwarzen Hosenanzug und dazu passende schwarze Stiefel trug – hätte sie eine der jetzt so beliebten Pastellfarben getragen, wäre sie längst entdeckt worden. Sie brauchte sich wegen ihres Gesichts und ihrer Arme keine Sorgen zu machen, denn sie waren dunkel genug, um nicht aufzufallen – und Barbara bei Tageslicht fast als Negerin erscheinen zu lassen. Sie hatte wahrhaftig nichts gegen die Integration zwischen Schwarz und Weiß einzuwenden, aber gelegentlich bedauerte sie doch, daß sie so rasch dunkelbraun wurde, wenn sie in der Sonne lag.
Damit mußte sie sich eben abfinden, hätte ihr Vater vermutlich gesagt, obwohl sie bezweifelte, daß er sich zustimmend über seine tapfere kleine Tochter geäußert hätte, die in Florida auf Millionärsjagd ging. Er wäre bestimmt nicht damit einverstanden gewesen, daß sie außerdem einen Bikini in der schwarzen Tasche mit sich herumtrug, die sie aus dem Flugzeug mitgenommen hatte, ohne lange um Erlaubnis zu fragen.
Der Polizist leuchtete jetzt die Büsche auf der anderen Straßenseite ab. Barbara richtete sich aus ihrer gebückten Haltung auf und schlich geräuschlos über den Rasen, der unter ihren Füßen wie Schaumgummi nachgab. Sie wußte genau, daß sie das Haus vor sich hatte, in dessen Nähe ein Objektiv aufgeblitzt war, als sie kurz vor Sonnenuntergang gebadet hatte.
Um sie herum war es jetzt sehr dunkel, weil die Straßenlaternen zu weit entfernt standen, um noch ausreichend Licht zu geben. Als sie um eine der zahlreichen Buschgruppen bog, stieß sie fast mit einem Mann im weißen Anzug zusammen, der vor einem riesigen Teleskop saß, das auf den Himmel im Westen gerichtet war.
Der Mann stand mit einer ruckartigen Bewegung auf, die deutlich zeigte, daß ein Krückstock daran beteiligt war, und fragte mit zitternder Stimme: »Wer da?«
»Guten Abend«, antwortete Barbara Katz mit ihrer wärmsten Stimme. »Sie kennen mich bereits, glaube ich – ich bin das Mädchen, das den gelben Bikini mit schwarzen Streifen anhatte. Darf ich die Mondfinsternis durch Ihr Teleskop beobachten?«
3
Paul Hagbolt warf einen kurzen Blick auf die Hügel am Horizont, wo der Pacific Coast Highway ins Landesinnere führte und die ersten längeren Steigungen enthielt. Hinter der nächsten Kurve ragte ein Ausläufer des fast hundert Meter höher liegenden Plateaus bis an die Straße und setzte sich auf der anderen Seite fort, so daß ein tiefer Einschnitt entstand. Auf der Hochebene lag Vandenberg zwei, das Hauptquartier des amerikanischen Mondprojekts und gleichzeitig der neueste Raumhafen der Luftwaffe. Die hoch über der Straße und dem Pazifik aufragenden Felsen, der hohe Stacheldrahtzaun und die wenigen roten Lichter, die von unten zu erkennen waren, ließen den Stützpunkt fast wie die Festung eines modernen Raubritters erscheinen.
Das gleichmäßige Fahrgeräusch veränderte sich auffällig, als das Kabriolett über eine Betonbrücke rollte, die an dieser Stelle einen kleinen Fluß überspannte. Margo richtete sich plötzlich auf. Miau zuckte zusammen, aber ihre Herrin kümmerte sich nicht um sie, sondern starrte nach rückwärts. »Langsamer, Paul!«
»Was ist denn los?« fragte Hagbolt, ohne den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Die erste Steigung hatte begonnen.
»Ich könnte fast beschwören«, sagte Margo nachdenklich während sie weiter nach hinten sah, »daß ich ein Schild gesehen habe, auf dem ›Fliegende Untertassen‹ stand.«
Paul zuckte wortlos mit den Schultern.
»Ein ziemlich kleines weißes Schild«, erklärte Margo ihm. »Unmittelbar vor der Brücke. Können wir nicht zurückfahren damit du es auch siehst?«
»Aber wir sind doch schon fast in V-2«, wandte Paul ein. »Willst du den Mond nicht durch ein Teleskop sehen? Wir müssen allerdings das Dach schließen und Miau im Wagen lassen Katzen haben in Vandenberg nichts zu suchen.«
»Nein, ich will nicht«, antwortete Margo. »Das Teleskop interessiert mich überhaupt
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