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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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ein kleiner, völlig überwucherter Garten im Herzen einer Stadt, die bereits das ganze Land verschlungen hat.
    In der Galaxis, aus der unser Wanderer stammt, kreisen so viele Planeten um jede Sonne, daß sie ihr Licht verdecken und die Galaxis in eine belebte Stadt verwandeln. ›Wo ein Sonnenstrahl hinfällt, schwebt einer unserer Planeten‹, sagen unsere Ingenieure stolz. Oder sie verankern dort ein Kraftfeld, das die Strahlen reflektiert.
    Zehntausende von Planeten um jede Sonne rufen Zehntausende von Fluten hervor, so daß die Hälfte unserer Ingenieurkunst aus Gezeitenharmonisierung besteht. Die Planeten folgen einander so dicht auf gleichen Kreisbahnen, daß sie elliptische Perlenketten bilden, in denen jede Perle eine Welt darstellt. So sieht das Universum wirklich aus – das ist das wahre Gesicht der meisten Sonnensysteme.
    Die Menschen wissen noch nichts davon weil das Licht sich so langsam bewegt. Könnten sie eine Milliarde Jahre warten, würden sie erleben, wie es im Raum dunkel wird – aber nicht etwa deshalb, weil die Sterne erlöschen, sondern weil ihre Besitzer sie vor den Blicken der Menschen abschirmen und ihr Licht ängstlich für sich bewahren wollen.
    Nur sehr wenige der Planeten, hinter denen jetzt die Sterne verschwinden, sind auf natürliche Weise entstanden. Die weitaus meisten verdanken ihre Existenz unseren Ingenieuren und Wissenschaftlern. Trillionen erloschener Sterne, erkalteter Monde und kosmischer Gaswolken sind abgebaut worden, um diese Planeten zu schaffen – eure Pyramiden mit einer Unendlichkeit multipliziert. Auch die Milchstraße ist keine Ausnahme. Die dunklen zentralen Schatten, die eure Astronomen so verblüffen, sind in Wirklichkeit nur Sonnen mit unzähligen Planeten.
    Ein Teich kann sich fast ebenso schnell wie eine Pfütze mit Infusorien füllen. Ein Kontinent füllt sich fast ebenso rasch mit Kaninchen wie ein Landstrich. Und intelligentes Leben kann sich in fast dem gleichen Zeitraum bis an die Grenzen des Universums ausdehnen, den es sonst brauchen würde, um auf einem einzelnen Planeten zur Reife zu gelangen. Die Planeten einer Billion Sonnen bringen eine Rasse von Raumfahrern ebenso schnell hervor wie die einer einzigen. Zehn oder hundert Trillionen Systeme lassen sich ebenso rasch von einem bestimmten Gedanken infizieren wie eines.
    Das intelligente Leben breitet sich schneller als die Pest aus. Und die Wissenschaft wächst rascher als eine Krebsgeschwulst. Auf jedem natürlichen Planeten kriecht das Leben Millionen Jahre lang, aber dann kommt es über Nacht zu einer unvorstellbaren Blüte. Die Samen werden über weite Entfernungen hinweg zu anderen Planeten geschleudert, wo sie wie Unkraut wuchern, und dann kommt die Explosion ihrer Samen und so weiter und so weiter, bis die gekrümmten Enden des Universums erreicht sind.
    Dabei gibt es dramatische Augenblicke des Zusammentreffens mit anderen Lebensformen – Erschrecken, Verwunderung, Erstaunen. Und dann kommt unweigerlich die Enttäuschung und die Langeweile. Die Pfütze, in der gestern erst einige Amöben schwammen, wimmelt heute vor Leben – und der Teich ebenfalls. Die Algen glänzen wie Juwelen, aber das Wasser wird bald trüb und undurchsichtig.« Tigerishka wies nach draußen, wo die Sterne strahlten. »Die Diamanten, die du dort siehst sind Lügen, Paul. Die Sonnen, die einmal dieses helle Licht ausgestrahlt haben, sind längst verdunkelt.
    Das Universum ist nicht mehr leer, Paul. Überall gibt es intelligente Lebewesen, deren Planeten die Sterne verdunkeln, deren Ingenieure hemmungslos die Energien der Sonnen vergeuden, um immer mehr Lebensmöglichkeiten zu schaffen. Das Universum verwandelt sich trotz seiner unendlichen Weite in einen Slum und stirbt dabei allmählich – wie das Wasser in einem Teich im Laufe der Zeit verdirbt, wenn es zuviel Leben enthält.
    Die Lebewesen werden unsterblich gemacht, so daß dem Verstand für die Zukunft keine Grenzen mehr gesetzt sind. Deine Welt, Paul, ist eine der wenigen Inseln des Todes, die noch in dem Meer der Unsterblichkeit unverändert geblieben sind.
    Durch Reisen im Hyperraum und telepathische Nachrichtenverbindungen sind die Enden des Universums einander näher als die Planeten eures Sonnensystems. Die Systeme sind zentralisierter als die Staaten der Erde – sogar mehr als die fünfzig Staaten deines Landes. Und der Kosmos wird von einer demokratischen Regierung beherrscht, die gnädiger und schrecklicher als jeder imaginäre Gott ist.
    Vielleicht

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