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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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pfiffen uns um die Ohren. Eine weitläufige Beschreibung der Schlacht wirst Du von mir nicht verlangen; ich weiß auch nur, wie's auf dem Flecke zugegangen ist, auf dem wir standen. Wir mußten anfänglich zwei Batterien decken und abwechselnd Bewegungen nach rechts und links machen. Alles im heftigsten Kanonenfeuer. Plötzlich ging es im Trabe vorwärts und zwar in solcher Eile, daß gar nicht einmal Regiment formiert wurde, sondern jede Schwadron für sich blieb. Eine kleine Anhöhe hatten wir vor uns. Als wir da hinauf kamen, standen französische Lanciers vor uns, und nun gings darauf los. Aber ehe wir noch heran waren, machten sie kehrt, und nun ging es munter hinterher. Ich setzte einem Offizier nach und stach ihn in den Rücken, in demselben Augenblick aber hieb ihn unser Wachtmeister übers Gesicht, so daß er gleich herunter stürzte. So ging es noch eine Strecke weiter, bis wir in Infanteriefeuer kamen und nun unsererseits kehrt machten. In einiger Entfernung raillierten wir uns wieder, kamen aber nicht mehr zur Attacke und blieben nur immer einem starken Kanonenfeuer ausgesetzt. Gegen Abend rückten, rechts von uns, ungeheure Truppenmassen in die Front. Es war die englische Armee; der Sieg war unser. Wir verfolgten den Feind noch eine Strecke, kamen aber nicht an ihn, weil andere Regimenter vor uns waren.
    Im ganzen genommen hat die Gefahr keinen großen Eindruck auf mich gemacht und ist geringer, als ich geglaubt habe. Wir sind am stärksten mit vorgewesen, und doch hat unsere Schwadron nur zweiunddreißig tote und verwundete Pferde und Menschen.
    Seit dem Schlachttage sind wir, ohne weiteres Gefecht, bis hierher (St. Germain bei Guise) vorgerückt. Die Franzosen laufen, wo wir hinkommen. Bei Laon aber sollen sie sich ernstlich widersetzt haben. Gestern war ich auf Feldwacht. Die Einwohner kamen aus Guise heraus und sagten uns, die Tore seien offen. Wir ritten nun vor, ohne zu bedenken, daß ein festes Schloß neben der Stadt gelegen ist. Ein Glück, daß die Franzosen friedlich gesinnt waren, sonst hätte man uns unangenehm begrüßen können. So wurd' eine zeitlang unterhandelt, bis wir schließlich mit langer Nase abziehen mußten. Die längste aber kriegte der Offizier, der uns geführt hatte.
     
    Rambouillet, den 12. Juli 1815.
     
    Verzeih, daß ich so spät erst wieder schreibe. Aber obschon wir seit dem 18. vorigen Monats immer nur unbedeutende Gefechte gehabt haben, so hatten wir doch beständig die Vorposten. Unser Marsch ging bei Compiègne vorbei nach Creil an der Oise, wo wir zunächst die Brücke forcierten und dann über Senlis weiter vorrückten. Den zweiten Tag nach dem Übergang über die Oise kamen wir Paris so nahe, daß wir deutlich die vergoldete Kuppel der Invaliden und das Pantheon unterscheiden konnten. Wir hungerten sehr und es wurde mir schwer, mir die gut besetzte Tafel im Palais royal aus dem Gedächtnis zu bringen. In einem Nachtmarsche ging es dann bis vor St. Germain en laye, dessen Seinebrücke durch zwei uns begleitende Infanteriebataillone genommen wurde. Der Tag darauf war der Unglückstag, an dem sich die Brandenburgischen und Pommerschen Husaren in Versailles überfallen sahen und so schwere Verluste hatten. In Versailles, wo wir bald danach einrückten, um den Rücken der Armee zu decken, empfingen wir die Nachricht von der Kapitulation von Paris und dem abgeschlossenen Waffenstillstand. Vorgestern sind wir hier in Rambouillet eingetroffen und in die königlichen Ställe einquartiert worden. Zum ersten Male wieder, nach langer Zeit, durften wir absatteln.
    Indem ich dies schreibe, kommt Marschbefehl. Einige sagen, es ginge nach Chartres.
    Mit Jochen Schulz bin ich außerordentlich zufrieden; ich glaube schwerlich, daß ich einen besseren Menschen hätte finden können.
     
    Blois, den 13. August 1815.
     
    Über Chateau Renault sind wir hierher marschiert. Die Franzosen stehen in der Vorstadt, am anderen Ufer der Loire, und wir verkehren mit ihnen. Am Geburtstage des Königs, 3. August, gaben unsere Offiziere eine große Fete, zu der auch die französischen Stabsoffiziere geladen wurden. Sonst leben wir hier langweilig und bringen die Zeit mit Paraden und Exerzieren hin. Mit Jochen Schulz, der sich sehr wohl befindet, bin ich nach wie vor zufrieden. Die Schlacht hat er nicht mitgemacht, weil sein Pferd gedrückt war, infolgedessen er bei der Bagage zurückbleiben mußte. Bei Creil holte er mich wieder ein, fand aber keine Gelegenheit mehr zu Heldentaten.
     
    Paris,

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