Wanderungen durch die Mark Brandenburg
das urkundliche Schriftstück von 1682 ans Licht. Es umfaßte nur vier Seiten, gab aber über die früheren Besitzverhältnisse des Dorfes genügendes Material an die Hand. Auch anderweite Notizen waren mit eingeflochten. So hieß es beispielsweise über den Turmbau: »Weil die Mauer an einer Ecke bis auf die Turmtür von Grund aus zerfallen war, ließen wir Michael Dietzel aus Schleiz im Vogtlande kommen; den Turmbau selbst aber übertrugen wir einem berühmten Zimmermann und Turmbauer, dem Meister Hans Kraatzen aus Seegefeld bei Spandau, einem Untertanen des Herrn von Ritbeck.« Dann an anderer Stelle: »Als die oberste Fahnschwelle aufgebracht werden sollte, wurde der sechzig Jahre alte Kirchenvorsteher Balzer Schleuß, ein frommer, ehrlicher Mann, aus einer ›unglücklichen Unvorsichtigkeit‹ erschlagen, welcher indes, »da er ein Unglück bei diesem Turmrichten befürchtet und sich den Tag zuvor mit Gott versöhnet und das hochwürdige Abendmahl andächtig genossen hatte, ohne Zweifel wohlselig gestorben ist.«
Alexander Ludolf, der auch Güter an der Ostseite des Ruppinschen Sees in seinen Besitz brachte, ist der Gründer der noch blühenden Radenslebener Linie. Sein schönes Porträt, gute niederländische Schule, befindet sich im Herrenhause zu Radensleben. Er war zweimal verheiratet, erst mit einer von Katte, dann mit einer von Grävenitz, und hatte zehn Kinder aus diesen beiden Ehen. Er scheint damals durch Besitz, Charakter und Familienverbindungen eine der angesehensten Persönlichkeiten der Grafschaft und der Kurmark überhaupt gewesen zu sein. Das Ansehen, das der Generalfeldwachtmeister Albrecht Christoph von Quast unmittelbar vor ihm genoß, ging wenigstens partiell auf ihn über.
Die Familie Kleist in Protzen (1752–1826)
Im Jahre 1752 ging Protzen (das damals einem erst wenige Jahre zuvor in den Besitz des Guts gekommenen Albrecht Friedrich von Quast gehörig war) in die Hände des Generalleutnants von Kleist über. Die Kleiste besaßen es dann vierundsiebzig Jahre, wovon ein erheblicher Teil, mindestens einundzwanzig, auf zwei Witwenherrschaften fällt. Lassen wir diese Übergangszeiten außer Betracht, oder richtiger legen wir das jedesmalige Witweninterregnum dem voraufgegangenen eigentlichen Herrscher zu, so folgen sich nachstehende drei Kleiste im Besitze von Protzen:
Generalleutnant Franz Ulrich von Kleist, einschließlich Witwenherrschaft von 1752–1770; Fähnrich Gustav von Kleist, einschließlich Witwenherrschaft von 1770–1803; Louis von Kleist, später Generalleutnant, von 1803–1826.
Protzen von 1752–1770
Generalleutnant von Kleist, so scheint es, begann damit, Park und Herrenhaus standesgemäß herzurichten. Letzteres zeigt über der Eingangstür noch das Doppelwappen der Kleist und Lepel, welcher letztern Familie die Gemahlin des Generalleutnants angehörte. Die Anwesenheit des Generals auf seinem Gute war aber immer nur eine kurze; der Dienst hielt ihn fern. Welche Truppen er kommandierte, ist aus den Aufzeichnungen, die ich benutzen konnte, nicht ersichtlich. 1756 rückte er mit in Sachsen und Böhmen ein und erlag am 13. Januar 1757 seinen in der Schlacht bei Lobositz erhaltenen Wunden. Das Protzener Kirchenbuch schreibt Logoschütz. Aber selbstverständlich kann nur Lobositz gemeint sein.
Nun begann die Herrschaft der verwitweten Frau Generalin. In die Zeit ihrer Regentschaft, also bevor der minorenne Sohn eintrat, fällt das große Ereignis Protzens während des vorigen Jahrhunderts: der Tod eines preußischen Prinzen im dortigen Herrenhause.
Über diesen Tod berichtet der alte Pastor Schinkel im Protzener Kirchenbuche wie folgt: »Den 16. Mai 1767 traf S.K.H. Prinz Friedrich Heinrich Karl von Preußen auf dem Marsche von Kyritz nach Berlin mit seinem Regimente hier ein. Er nahm bei unserer Frau Generallieutenant von Kleist Quartier, in der Hoffnung, nach hier zugebrachter Nacht am anderen Morgen weiter zu rücken. Es zeigten sich jedoch die Pocken, so daß S.K.H. sich genötigt sahen hier zu bleiben. Geschickte Doctorens 61 wandten alle Mittel an, diesen theuren und liebenswürdigen Prinzen zu retten, Gott verhängte es aber anders, so daß, nachdem die weißen Frieseln dazu schlugen, dieser allerliebste Prinz den 26. Mai, 8 Uhr abends seinen Geist aufgeben mußte. Ein trauriges Andenken, so die späten Zeiten nicht vergessen werden. Den 28. Mai 11 Uhr abends wurde die hohe Leiche durch Offiziere unter Leuchtung vieler Lichter in das hiesige
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