Wanderungen durch die Mark Brandenburg
hier in Rom? es sind ja lauter lateinische Namen! Warum ist das hier so hoch eingezäunt?
Fromme
. Es ist das Maulthiergestüte.
König
. Wie heißt die Kolonie?
Fromme
. Klausiushof.
Amtsrath
. Ihro Majestät, sie kann auch Klaushof heißen.
König
. Sie heißt Klau-si-ushof. Wie heißt da die andere Kolonie?
Fromme
. Brenkenhof.
König
: So heißt sie nicht.
Fromme
. Ja, Ihro Majestät, ich weiß es nicht anders!
König
. Sie heißt Bren-ken-ho-fi-ushof; – Sind das die Stöllnschen Berge, die da vor uns liegen?
Fromme
. Ja, Ihro Majestät!
König
. Muß ich durch's Dorf fahren?
Fromme
. Es ist eben nicht nöthig; aber der Vorspann steht drinn. Wenn Ihro Majestät befehlen, so will ich vorreiten und den Vorspann aus dem Dorf heraus nehmen, und hinter die Berge legen.
König
. O ja, das thut! Nehmt Euch einen von meinen Pagen mit. –
Nun besorgte ich den Vorspann, richtete mich aber doch so ein, daß, sobald Ihro Majestät auf den Bergen waren, ich auch da war. Als Ihro Majestät ausstiegen aus dem Wagen, ließen Sie sich einen Tubum geben und besahen die ganze Gegend, und sagten dann: Das ist wahr, das ist wider meine Erwartung! das ist schön! Ich muß Euch das sagen, alle, die Ihr daran gearbeitet habt! Ihr seid ehrliche Leute gewesen! (Zu mir.) Sagt mir mal: Ist die Elbe weit von hier?
Fromme
. Ihro Majestät, sie ist zwo Meilen von hier! Da liegt Werben in der Altenmark, dicht an der Elbe.
König
. Das kann nicht sein! Gebt mir den Tubum noch einmal her. – Ja, ja; es ist doch wahr! Aber was ist das andre für ein Thurm?
Fromme
. Ihro Majestät, es ist Havelberg.
König
. Na! Kommt alle her! (Es waren der Amtsrath Klausius, der Bauinspector Menzelius und ich.) Hört einmal, der Fleck Bruch, hier links, soll auch noch urbar gemacht werden, und was hier rechts liegt, ebenfalls, soweit als der Bruch geht. Was steht für Holz drauf?
Fromme
. Elsen und Eichen, Ihro Majestät!
König
. Na! die Elsen können gerodet werden, und die Eichen, die können stehen bleiben; die können die Leute verkaufen, oder sonst nutzen! Wenn's urbar ist, dann rechne ich so dreihundert Familien und fünfhundert Stück Kühe; nicht wahr?
Nun antwortete keiner; zuletzt fing ich an und sagte:
Ja, Ihro Majestät; vielleicht!
König
. Hört mal, Ihr könnt mir sicher antworten: Es werden mehr oder weniger Familien! Das weiß ich wohl, daß man das so ganz genau sogleich nicht sagen kann. Ich bin nicht da gewesen, kenne das Terrain nicht; sonst versteh ich's so gut wie Ihr, wie viel Familien angesetzt werden können.
Bauinspector
. Ihro Majestät, das Luch ist aber noch in großer Gemeinschaft.
König
. Das schadet nicht! Man muß eine Vertauschung machen, oder ein Aequivalent dafür geben, wie sich's thun läßt am besten. Umsonst verlang ich's nicht. (Zum Amtsrath Klausius.) Na! Hört mal, Ihr könnt's an meine Kammer schreiben, was ich urbar will gemacht haben; das Geld dazu geb ich! (Zu mir.) Und Ihr geht nach Berlin und sagt es meinem Geheimen Rath Michaelis mündlich, was ich noch urbar will gemacht haben. –
Nun setzten Ihro Majestät sich in den Wagen, und fuhren den Berg hinunter; es wurd' umgespannt. Weil nun Ihro Majestät befohlen hatten, daß ich bis an die Stöllnschen Berge Sie begleiten sollte, so ging ich an den Wagen und fragte: Befehlen Ihro Majestät, daß ich noch weiter mit soll?
König
. Nein, mein Sohn; reitet in Gottes Namen nach Hause! –
So weit die Unterredung, die Fromme größtenteils direkt mit dem Könige geführt. Er fügt aber seinem Bericht noch einiges hinzu, was er nachträglich über den Verlauf der Reise erfahren hat. Dies lautet in Frommes Aufzeichnungen (an Gleim) wie folgt:
Herr Amtsrath Klausius brachte sodann Ihro Majestät bis nach Rathenow, wo Sie im Posthause logirt haben. In Rathenow sind Ihro Majestät über Tafel ungemein vergnügt gewesen, haben mit dem Herrn Obristlieutenant von Backhoff von den Karabiniers gespeist und haben der Herr Obristlieutenant von Backhoff selbst erzählt, daß Ihro Majestät gesagt hätten:
Mein lieber Backhoff! ist Er lange nicht in der Gegend von Fehrbellin gewesen, so reise er hin! Die Gegend hat sich ungemein verbessert. Ich hab' in langer Zeit mit solch einem Vergnügen nicht gereist. Ich nahm die Reise mir vor, weil ich keine Revüe hatte, und es hat mir so sehr gefallen, daß ich gewiß wieder künftig solch eine Reise vornehmen werde! – Hör' Er mal: wie ist es ihm gegangen im letzten Kriege? Vermuthlich schlecht! Ihr
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