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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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1675.«
     
    Dieser Brief (an einer Stelle vielleicht lückenhaft; es scheint ein Nachsatz zu fehlen), ist, wie der vorige, nicht nur bezeichnend für die Frische und Anspruchslosigkeit des Schreibers, er ist auch historisch wichtig, weil er die älteren Berichte über diese Schlacht, wie sie sich im Theatrum Europaeum, im Pufendorf usw. finden, bestätigt und die erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts auftretende Sage von Insubordination, kurfürstlichem Zorn und Kriegsgericht aufs evidenteste widerlegt. »Wir haben uns nachher recht lustig auf der Wahlstatt gemacht.« Diese Worte des Briefes passen schlecht zu einem angedrohten Kriegsgericht. Nicht Angeklagter, wohl aber Kläger scheint er später gewesen zu sein. Wenigstens finden wir in einem Briefe, den seine Schwägerin am 19. Oktober 1675 an den Grafen von Schwerin schreibt, folgende Stelle: »dem redlichen Landgrafen ist nicht eins gedankt, vor dem das er bei Fehrbellin gethan; also geht es in der Welt, die Pferde, die den Haber verdienen, bekommen am wenigsten.«
    Alle diese Verstimmungen können aber nicht ernster Art gewesen sein. 1676 sehen wir den Prinzen aufs neue mit seinem kurfürstlichen Herrn im Felde, und nachdem er sich bei der Eroberung von Pommern an der Seite desselben abermals ausgezeichnet hat, erhält er von ihm die erledigten Wachtmeisterschen und Rheinschildschen Lehne als ein Geschenk.
    Der Verwaltung dieser aber (ebenso wie der seines vielgeliebten »Amtes Neustadt«) konnte er sich von da ab nicht mehr unterziehen. Zwei Jahre später schon, 1678, fiel ihm, nach dem Ableben seines Bruders Wilhelm, die Grafschaft Hessen-Homburg zu. Größeres lag ihm nunmehr ob, und das Kleinere, das so viele Jahre lang der Gegenstand seiner liebevollen Sorge gewesen war, mußte daneben zurückstehen. Die Administration der märkischen Güter ward immer schwieriger, und so sprach er denn – nachdem er übrigens im Jahre 1679 noch Amt Neustadt durch Ankauf des Lüderitzschen Rittergutes Dreetz erweitert hatte – seine Bereitwilligkeit aus, besagtes Amt an den Kurfürsten Friedrich III. käuflich abzutreten. Dies war 1694.
    Was er aber bis dahin gegründet hatte, lebte fort und prosperiert (wenigstens teilweis) bis diese Stunde noch. Überall hatte sein Blick das Richtige getroffen, das, was den gegebenen Bedingungen entsprach.
    Er starb 1708.
     
Eberhard von Danckelmann
     
    Zu spät, zu spät, liebe Lady mein,
    Es ist nicht mehr, wie sonst es war,
    Meine Feinde gelten bei Hofe jetzt.
    Alte Ballade
     
    1694 war Neustadt wieder ein kurfürstliches Amt geworden und Eberhard von Danckelmann wurde zum Amtshauptmann bestellt.
    Ein volles Lebensbild dieses hervorragenden Mannes zu geben, kann an dieser Stelle nicht meine Aufgabe sein. Nur eine Skizze.
    Christoph Balthasar Eberhard von Danckelmann wurde den 23. November 1643 zu Lingen geboren. Er war der in der Mitte stehende (vierte) von sieben Brüdern, die sich sämtlich im Staatsdienst auszeichneten, weshalb einem etwa um 1690 angefertigten Bildnis des Vaters dieser Sieben die lateinische Unterschrift gegeben wurde:
     
    Integra miretur Sapientes Graecia septem,
    Hic uni videas tot bona rara Patri.
     
    Der bekannte Oberzeremonienmeister und Hofpoet von Besser beglückwünschte später (1694) in einem Lob- und Huldigungsgedicht 72 auf Eberhard von Danckelmann ebenfalls den Vater desselben und wußte bei dieser Gelegenheit den Inhalt obigen lateinischen Verses geschickt in seine Dichtung hineinzuverweben.
     
    Dein Vater hatte mehr als viel' verlangen könnten,
    Er hatte sieben Söhn' und alle bei dem Staat,
    Drei sind Geheime Rät' und drei sind Präsidenten,
    Des allerjüngsten Amt ist Kanzler sein und Rat.
    Gewiß, wer dieses sieht, kann sicher von ihm preisen,
    Was jener von ihm schrieb in kräftigem Latein:
    »Das ganze Griechenland hat seine sieben Weisen,
    In seinen Söhnen hat sie Danckelmann allein.«
     
    So viel, vorgreifend, über das »Siebengestirn«. Wir kehren zu unserem Eberhard von Danckelmann und unserer biographischen Skizze zurück.
    Von früh auf war er ausgezeichnet. In seinem zwölften Jahre doktorierte er in Utrecht und sprach über das schwierige Thema de Jure Emphyteusis, was ein solches Aufsehen in der wissenschaftlichen Welt machte, daß Beglückwünschungsschreiben von anderen gelehrten Schulen eintrafen. Später reiste er und machte sich die wichtigsten Sprachen, französisch, englisch, spanisch und italienisch zu eigen. Von Besser drückt sich über diese Tatsache, der

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