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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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übrigens nicht, man nahm ihm auch alle seine Güter. Endlich gegen Ausgang des Jahres 1707, als dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm der erste Sohn geboren worden war, ward er in Freiheit gesetzet, mit der Ehre oder vielmehr mit der Schande, unter den Delinquenten, denen die Solennität dieser Geburt (eines Prinzen) die Gefängnisse geöffnet hatte, voran zu stehen. Dabei war seine Freiheit so eingeschränket, daß er weniger einem freien Menschen als einem Gefangenen glich, der seine Ketten mit sich schleppet und nicht aus dem Gesicht gelassen wird. Nur in dem kleinen Bezirke von Cottbus durfte er sich sehen lassen und spatzieren gehen.«
    So gingen die Dinge bis 1713. Unmittelbar nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms I. wurde Danckelmann freigegeben und durch den König nach Berlin berufen. Dieser benutzte vielfach seinen Rat, gab ihm aber sein Vermögen nicht zurück. Danckelmann starb 1722 im achtzigsten Lebensjahre.
     
    *
     
    Erscheinung und Charakter Danckelmanns finden wir in der bei Peter Marteau erschienenen Broschüre wie folgt beschrieben: »Danckelmann war von einer großen Taille, etwas korpulent, aber allezeit von gutem Ansehen. Sein Geist hatte den Stempel des Bedeutenden; er war gediegen, zuverlässig, scharfsinnig, mit einem guten Judicio begabt, dabei durch gute Studia, sowie durch vieljährige Erfahrung bei Hofe, große Affairen und unermüdlichen Fleiß ausgebildet. Hervorragend wie seine Klugheit war seine Redlichkeit, die ihn jederzeit nur auf das allgemeine Beste und das Interesse seines Herrn bedacht machte. Er trennte das Eine nicht von dem Andern. Solche allzu aufrichtige Sitten, ein etwas allzu ernsthafter Humeur (er soll nie gelacht haben) und allzustrenge Formen, waren nicht bequem, einen guten Hofmann zu machen. Er wollte lieber dem Fürsten Instruktion geben, indem er ihm die Wahrheit sagte, als ihm schmeicheln, indem er ihm die Wahrheit verhehlte; er wollte lieber den Calumnien seiner Neider sich unterwerfen und dabei seine Schuldigkeit thun, als dem Fürsten gefallen und ihn danach verrathen.«
    So die P. Marteausche Broschüre. Damit stimmen durchaus die von Besserschen Verse:
     
    Was fordert man von Dir? Verlanget man Geblüte?
    Du hast ein alt Geblüt; verlanget man Gestalt?
    Du hast sie, und noch mehr, Du hast auch ein Gemüte,
    Das mehr zu schätzen ist, als Ansehn und Gewalt.
    Verlangt man Wissenschaft? In Dir sind alle Künste;
    Verlangt man Tugenden? Wer kennt nicht Deine Treue?
    Wer nicht Dein edles Herz entfernet vom Gewinnste,
    Wie groß, wie unverzagt, wie standhaft solches sei. 73
     
    Nach diesem Versuch einer kurzen Charakteristik, erübrigt uns nur noch, unter Hinzufügung einiger Züge, zu rekapitulieren, inwieweit Danckelmann in Beziehung zu Neustadt trat.
    Es ergibt sich dabei das Folgende:
    1694 wurde Neustadt, wie weiter oben erzählt, seitens des Kurfürsten erworben und Danckelmann zum Amtshauptmann bestellt. Es scheint, daß der Ankauf überhaupt nur geschah, um eine neue, einträgliche Stellung für ihn zu kreieren. Wir finden nämlich in der dieser Skizze vorzugsweise zugrunde gelegten Schrift von 1712 die nachstehende Stelle: »Den Ankauf der Grafschaft Spiegelberg, womit der Kurfürst ihn begnadigen wollte, suchte Danckelmann zu hintertreiben.«
    Da es eine »Grafschaft« Spiegelberg nirgends gibt, so ist hier selbstverständlich jene Neustädter Fabrik-und Spiegelmanufaktur-Vorstadt gemeint, die bis diesen Tag den Namen »Spiegelberg« führt.
    Daß Danckelmann, solange ihn die Fülle seiner Ämter – er war auch Erbpostmeister geworden – in Berlin festhielt, oft und andauernd in Neustadt verweilt habe, läßt sich nicht annehmen; andererseits ist es unzweifelhaft, daß er mit der ihm eigenen Umsicht alle dortigen Unternehmungen, die seit dem Ausscheiden des Prinzen von Hessen-Homburg (1678) ins Stocken geraten waren, wieder in Gang brachte. Die reichen Mittel, über die teils sein Vermögen, teils seine hohe Stellung ihm Verfügung gab, erleichterten ihm dies. Besonders scheint er sich auch an Vollendung und Ausschmückung der, wie wir wissen, 1673 begonnenen und 1686 eingeweihten Kirche beteiligt zu haben. So fand ich unter andern im Bratring: »Erst 1696 wurde der innere Ausbau der Kirche durch den Amts-Hauptmann von Danckelmann beendigt.«
    Schon damals mochte der Wunsch in ihm lebendig sein, sich je eher je lieber aus den Kabalen des Hofes heraus und an diese stille Stelle zurückzuziehen, deren weiter Wiesengrund ihn auch landschaftlich an

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