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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Segenskranz.
     
    Es wird das Häuschen neu erstehen,
    Wir werden es nach Gottes Rat
    Im Schmuck der Reben wiedersehen, –
    Aus Tränen sprießt die Freudensaat.
    Und nun, mein Kind, frisch angefangen,
    Bring Arbeit mir ans Lager her,
    Beim Schaffen haben Gram und Bangen
    Auf unser Herz die Macht nicht mehr.
     
    Mit diesen Worten, die sich mehr denn einmal auch an unsrem Freunde selber bewährt haben, nehmen wir Abschied von ihm. Not und Sorge sind ihm reich aufgebürdet worden, und er liebt es wohl, nicht ohne einen leisen Anflug von Bitterkeit, sein Leben mit dem des Gellertschen Esels zu vergleichen, den alle drei Brüder benutzen und futtern sollten; »sie benutzten ihn auch alle drei, aber keiner futterte ihn«. Indessen sei es drum. Eben der Segen der Arbeit, von dem jene Strophen sprechen, hat auch ihm über vieles hinweggeholfen; Humor und Dichtkunst haben ein weiteres getan und werden es ferner tun.
    Vor allem aber möge ihm in Leben und Dichten der glücklich bescheidne Sinn verbleiben, der ihn an die Spitze seiner ersten Liedersammlung die Worte stellen ließ:
     
    Wenn du auch nur Kleines leistest,
    Wird dir's doch zum Ruhm gereichen,
    Wenn du nur dich nicht erdreistest,
    Es dem Großen zu vergleichen.
     
     

Der Schloßberg bei Freienwalde und die Uchtenhagens
     
    »Und irr' ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel
    Auf seinen Pfaden hinterdrein.«
    Ich sehe nichts als einen schwarzen Pudel.
    Goethe
     
    Ein Kind aus schwarzer Menge blickt,
    Es lächelt sterbensweh und nickt
    Und macht im Saal die Runde.
    E. Mörike
     
    Die Hügel sind Freienwaldes Schönheit und sein Schatz. Wer, der je in der märkischen Schweiz war, hätte nicht vom Ruinen- und Kapellenberg, von der Königshöhe und dem Monte Caprino gehört; heute jedoch, an allen diesen Punkten schöner Aussicht vorübergehend, machen wir dem entfernter gelegenen, halb verwilderten Schloßberg unseren Besuch, auf dem laut Sage die alte Burg der Uchtenhagens stand.
    Vorher, einleitend, ein Wort über den Ursprung dieses Geschlechts.
     
    *
     
    Die Uchtenhagens saßen hier, um Freienwalde herum, drei vielleicht auch vier Jahrhunderte lang, und emsiger, neuerer Forschung ist es gelungen, die Schicksale derselben, die lange Zeit hindurch nur unklar dämmerten, wieder klar und deutlich an das Licht der Geschichte zu ziehen. Aber die historische Forschung, soviel ihr gelang, vermochte doch nicht bis auf die Anfänge des Geschlechtes zurückzugehen. Diese Anfänge sind in Dämmerung geblieben und wir scheiden deshalb alles, was wir von den Uchtenhagens zu sagen haben werden, in eine sagenhafte und eine historische Zeit. Die historische Zeit, auf die wir weiterhin eingehender zurückzukommen gedenken, beginnt mit dem Ausgange des vierzehnten Jahrhunderts, zu welcher Epoche sich die Familie bereits in Freienwalde vorfindet. Aber nur die Sage beantwortet uns die Frage: Wie kamen die Uchtenhagens nach Freienwalde hin?
    Und dieser Sage wenden wir uns zuvörderst zu.
    Henning von Jagow »klein an Gestalt, aber hoch an Gemüt«, nachdem er sich, verdient oder unverdient, die Ungnade des Markgrafen zugezogen hatte, war aus dem Lande verbannt worden. Ein Preis stand auf seinen Kopf. Jagow indessen, unwillig das Land zu verlassen, daran er hing, zog sich bis an die Oder in die Sumpf- und Waldreviere zurück, die damals die Ostgrenze des markgräflichen Besitzes bildeten, also aller Wahrscheinlichkeit nach in die Berge und Brüche der Freienwalder Gegend. Hier lebte er mit anderen Verbannten und Ausgestoßenen das Leben des Geächteten, ungekannt, namenlos, aber sicher im Schutz der Wälder. Es war ein Leben voll Kampf und Gefahr, voll Freiheit und Übermut, ähnlich dem, das uns alte Balladen und Volksgesänge als das Leben Robin Hoods, dieses unerreichten Vorbilds poetischen Wald- und Räuberlebens, geschildert haben; aber unser Jagow trug doch schwer daran, denn es zog ihn unter die Menschen und in die Nähe des Markgrafen zurück und seine Seele trachtete mehr und mehr nach einer Gelegenheit, sich die Gunst seines Herrn, den er liebte, neu zu erwerben. Und diese Gelegenheit bot sich endlich. Es kam zu einem Kriege mit den Pommern, und um Freienwalde herum stießen die Heere des Pommernherzogs und des Markgrafen aufeinander. Man focht Mann gegen Mann (collato pede, wie der Chronist erzählt), und der Sieg neigte sich schon den Pommern zu, als Jagow aus der Waldestiefe mit seinen Geächteten hervorbrach. Er faßte den Feind im Rücken, und nach tapferer

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