Wanderungen durch die Mark Brandenburg
sein.
Das Wohngebäude, reich an Erinnerungsstücken aller Art, an Bildern und Büsten, ist fast eben so sehr ein Thaermuseum, als ein Wohnhaus. Auf Namhaftmachung dieser Erinnerungsstücke, meist Darbringungen von nah und fern, leisten wir hier Verzicht; ebenso auf eine Schilderung des Akademiegebäudes, der Lehr- und Wohnzimmer, der Bibliothek und der naturwissenschaftlichen Sammlungen, die sich darin vorfinden.
Wir verweilen nicht bei diesen Dingen, die, trotz ihrer Einfachheit, an die glänzendste Periode der Akademie erinnern, wir treten lieber aus den öden Zimmern wieder ins Freie, wo ein zierlicher in Front des Gebäudes aufsteigender Obelisk uns ein schönes Fest zurückruft, das hier gefeiert wurde. Die Inschrift bezeichnet die Art des Festes. Sie lautet: »Zur Erinnerung an das fünfzigjährige Bestehen der landwirthschaftlichen Akademie zu Moeglin, im Oktober 1856.« An der andern Seite befindet sich Thaers Reliefbild; darunter die Namen aller Schüler, die zur Errichtung dieses Denksteins beitrugen.
Diese Feier, wie sie das halbhundertjährige Bestehen bezeichnete, bezeichnete doch auch zugleich den »Anfang vom Ende«. Und vielleicht war es diese Stimmung, die dem Feste eine besondere poetische Weihe gab. Viele waren gekommen, alt und jung, um dieser Stätte und dem Gedächtnis des Mannes, der hier in seltenem Maße segensreich gewirkt hatte, ihren Dank darzubringen. Und dieser Dank fand in dem Liede eines jüngeren Festgenossen seinen Ausdruck. Das Lied selbst, das wir aus dem Gedächtnis wiedergeben, lautete:
Es steht in preuß'schen Landen
Ein Kirchlein alt und stumm,
Und rings an seinen Wanden
Schlingt Efeu sich herum.
Und Schatten streut die Linde,
Ein uralt mächt'ger Stamm,
Die grüne Kron' im Winde
Sie neigt sich dann und wann.
Und neben dieser Stelle,
Da liegt der schöne Teich,
Es plaudern mit der Welle
Die Zweige allzugleich.
Und zwischen Teich und Linde,
In Stufen auf und ab,
(Kein schöner Grab ich finde)
Da liegt ein Blumengrab.
Und drunter schläft in Frieden,
Nach ruheloser Bahn,
Ein Mann, dem viel beschieden,
Der viel geschafft, getan.
Er hat den Sieg erstritten
In Arbeit und in Ehr,
Er ist vorangeschritten –
Wir folgen Vater Thaer.
Wir aber nehmen Abschied jetzt von dieser Stätte und von Möglin. Unser Heimweg führt uns an dem Grabhügel vorüber, der in Blumen steht, rot und weiß, als gäb' es keinen Herbst und kein Scheiden. Die alte Steinkirche daneben, die schon so vieles überdauert, wird vielleicht auch diesen Hügel überdauern, aber nicht das Andenken an ihn, der unter diesem Hügel schläft.
Quilitz oder Neu-Hardenberg
Nun König Edward flieh,
Hier halt' ich fest die Feinde dein,
Hier glückt es, oder nie.
G. Hesekiel
Selig, wem Tatkraft und behaglichen Sinn leiht Gegenwart,
Wer neu sich fühlt, Neues zu bilden bedacht ist.
Platen
Die Geschichte von Quilitz bis zum Jahre 1763 hin ist arm und dunkel. Der Besitz wechselte vielfach, so daß wir einer Menge von Namen begegnen, ohne weiter etwas zu haben als eben diese Namen. Zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts, also zur Zeit als die Hohenzollern ins Land kamen, finden wir in Quilitz die Höndorfs, Beerfeldes und Schapelows; gegen Ausgang desselben Jahrhunderts haben sich die Besitzverhältnisse geändert und wir hören von den Eyckendorfs, Pfuels und Barfus. Lauter Familien, die, mit Ausnahme der beiden letzteren, in Barnim und Lebus nicht länger existieren. Um 1685 kam Quilitz, und auch wohl das benachbarte Kloster Friedland, in Besitz der Markgräflich-Schwedter Linie des Hauses Brandenburg, und verblieb bei dieser Linie bis zum Tode des Markgrafen Karl, 1763.
Alles dies bedeutet wenig, und die üblichen Details über Besitzverhältnisse, Hufenzahl, Hebungen, Verpfändungen usw., die wir den spärlich vorhandenen Urkunden entnehmen könnten, würden das Bild wohl erweitern, aber nicht lebendiger machen. Auch das, was wir sonst wohl heranzuziehen gewohnt sind: die Grabsteine in der Kirche, die Sagen und Traditionen im Dorfe selbst, – alles versagt gleicherweise den Dienst. Die Kirche hat aufgeräumt mit den alten Hinterlassenschaften, selbst der Name Quilitz ging verloren, und nur die Kleidung seiner Bewohnerinnen ist noch wie eine Art Tradition aus der Wendenzeit her geblieben. Frauen und Mädchen des Dorfes tragen noch den roten, vielgefalteten Friesrock, das geblümte Mieder, den breiten Überfallkragen, das ganze malerische
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