Wanderungen durch die Mark Brandenburg
sondern in häuslichen Verhältnissen, die er am wenigsten ändern konnte. 1787 oder 1788 trennten sich bereits die Eltern, und die begleitenden Umstände, vor allem die bald erfolgende Wiederverheiratung des Vaters, ließen es ratsam oder selbst geboten erscheinen, daß der erst zwölfjährige Sohn der Mutter folgte. Unter Einfluß und Leitung des Vaters wäre er natürlich preußisch geworden, dieser Leitung indes enthoben, war es selbstverständlich, daß die dänische Aussaat auch dänische Frucht trug.
Neben dem Billardzimmer.
1. Die alte Burg Hardenberg im Hannoverschen, wie sie noch vor etwa einhundertfünfzig Jahren war.
2. Die jetzige Burg Hardenberg (Ruine).
3. Ein eingerahmtes Blatt mit den oben mitgeteilten Versen Goethes, die derselbe zum siebzigjährigen Geburtstag des Staatskanzlers an diesen richtete.
Im Gartensalon und dem angrenzenden Zimmer:
1. Große Malachit-Vase; Geschenk des Kaisers von Rußland.
2. Porträt Friedrichs des Großen; von Bardou gemalt (schon erwähnt; vielleicht aus der Prittwitzzeit).
3. General von Prittwitz.
4. Porträt des Staatskanzlers aus der Zeit seines ersten oder zweiten Aufenthalts in England (1772 oder 1781). Ein Pastellbild von Benjamin West.
5. Napoleon; von Gérard.
6. Blücher; ein Geschenk von diesem selbst an den Staatskanzler.
7. Friedrich Wilhelm III. (jung) in österreichischer Husaren-Uniform.
8. Ein prachtvoller Mosaikkopf, der, von Hardenberg etwa zwischen 1790 und 1805 angekauft, durch einen Zufall dem Auge Davouts entging und der Tempelberger Sammlung verblieb. Von dort kam er 1814 nach Neu-Hardenberg. Es ist eine vorzügliche Arbeit; ein Frauenkopf, halb Profil, von weißem Teint und dunkelblondem Haar. Die Lippen sinnlich, die Augen groß und schwärmerisch; ein Halbmond auf der schönen Stirn. – Ich habe nicht in Erfahrung bringen können, welcher Zeit das Bild angehört, auch nicht, wen es darstellt. Doch glaube ich nicht zu irren, wenn ich es für einen Kopf der Beatrice Cenci halte, die hier im Kostüm der Diana auftritt.
9. Ein großes Mosaikbild: Die Tempelruinen von Paestum. Ein Geschenk, das Papst Pius VII. etwa um 1820 an den Fürsten-Staatskanzler machte. Das Bild ist gegen vier Fuß lang und einen Fuß hoch. Ein breiter Rahmen umgibt es, der oben, als beinah fußhohes Ornament, das päpstliche Wappen trägt. Die drei Tempelruinen nehmen die Mitte des Bildes ein; rechts Baumgruppen im frischesten Grün, links Trümmerreste unter wucherndem Strauchwerk; im Hintergrunde Bergzüge, vorn ein paar Gestalten. Das Bild wurde bei seinem Eintreffen in Berlin so schön gefunden, daß König Friedrich Wilhelm III. ein gleiches oder ähnliches zu haben wünschte und deshalb in Rom unter der Hand anfragen ließ: was der Preis eines solchen Mosaikbildes sei? Die Rückantwort, wahrscheinlich Niebuhrs, lautete: 6000 Taler. Als bei Hofe über diese Summe gesprochen wurde, soll der General von Rohr halb erschrocken, halb treuherzig bemerkt haben: »Aber doch mit dem Rahmen.«
Im Eßzimmer
1. Eine Landschaft von Schinkel. Im Hintergrunde die Ruinen der Burg Hardenberg. Ein Festzug: Landvolk, geschmückte Stiere usw., kommt den Hügel herab und bewegt sich, an einer alten Eiche vorbei, einem Ceres- oder Pomona-Bilde entgegen. Eine Kopie des Bildes befindet sich in der Wagnergalerie zu Berlin.
2. Eine Mondlandschaft von van der Neer. Ein vorzügliches Bild, braun im Ton; von Schinkel, bei seinen Besuchen in Neu-Hardenberg, immer sehr bewundert.
3. Luther; von Holbein.
4. Katharina von Bora; von Holbein. Auf der Rückseite dieses Bildes, auf Holz gemalt, befindet sich ein zweites Bild und zwar ein Totenkopf. Unter demselben stehen, auf einem sauber gemalten Zettel, folgende Worte:
Entgèn den tot ist kein schilt
Darum leebe als Du sterve wilt.
»Entgèn« meint entgegen oder gegen; »schilt« ist Schild.
5. Eine Maria mit dem Kinde. Wie es heißt, von Rubens; aber andern Bildern des Meisters sehr unähnlich.
6. und 7. Zwei kleine Landschaften, sehr blau im Ton, vom Landschafts-Brueghel.
8. und 9. Zwei Landschaften von Nicolas Berghem.
10. Die Feuerprobe der Kaiserin Kunigunde, Gemahlin des Gegenkaisers Rudolph. Ein figurenreiches Bild von Lucas Cranach. Der Kaiser, ein Bischof, Ratsherren und Edelfräulein stehen zur Seite der Kaiserin; diese, als Zeichen ihrer Treue, legt eben ihre Finger in den Rachen eines »glühenden Löwen«.
11. Violinspieler; von Hieronymus Bosch.
12. Wirtshausszene; von Teniers. Ein Stammgast der niedrigsten Art legt voll
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