Wanderungen durch die Mark Brandenburg
ruht an diesem Orte.
Diese Strophe, die dem Andenken des Fürsten eine maßvolle und wohlverdiente Huldigung darbringt, böte eine schickliche Gelegenheit, wenigstens den Versuch einer Charakteristik zu wagen. Ich nehme aber Abstand davon. Was ich sagen könnte, ist oft gesagt; Neues, Schärferes, Zutreffenderes kann nur von denen erbracht werden, die im Vollbesitz des Materials sind. Eine solche Charakteristik des Fürsten gehört der Zukunft an. Eines aber möge schon heute hier seinen Ausdruck finden, die Überzeugung, daß Hardenberg ein ausgewählter Mann war, dem, nach dem Willen Gottes, die Aufgabe zufiel, die Rettung unseres Vaterlandes glücklich durchzuführen. Selbst seine Schwächen leisteten dieser Aufgabe Vorschub. Ein bloßer sans peur et sans reproche – etwa wie Stein oder Marwitz, zu denen wir freilich freudiger und gehobener aufblicken – hätte es mutmaßlich nicht vermocht. Der Fürst war kein sans reproche, seine Fehler liegen klar zutage, und man braucht, wie einer seiner Biographen sich ausdrückt »kein moralischer Herschel zu sein, um diese Fehler mühelos zu entdecken.« Aber diese Mischung von Edlem und minder Edlem, von Schlauheit und Offenheit, von Nachgiebigkeit und Festigkeit, war genau das, was die Situation erheischte. Eigensinn und Prinzipienreiterei hätten uns verdorben. Sein Leben, Vorbild oder nicht, hat uns gerettet. Wie er selber in Bescheidenheit hinzusetzen würde »durch die Gnade Gottes«.
Friedland
Der Nixen muntre Schaaren,
Sie schwimmen stracks herbei,
Nun einmal zu erfahren,
Was in den Mauern sei.
Uhland
Alt-Friedland, vormals Kloster-Friedland, bildet die zweite Hälfte des Besitzes, den Markgraf Karl von Schwedt in diesen Gegenden, d.h. am Rande des Oderbruchs innehatte.
Friedland war in alten Zeiten ein Nonnenkloster des Zisterzienserordens. Was die Geschichte diesem Orden im allgemeinen nachrühmt, das traf innerhalb der Marken, drin alles »wüst und leer« war, in verdoppeltem Maße zu. »Die Zisterzienser waren frei von jener geistigen Zerstreutheit, welche damals die gewöhnliche Folge scholastischer Streitigkeiten war. Sie waren ausgezeichnete Landwirte, immer voran mit ihrer Hände Arbeit. Aber ihrer Hände Arbeit bestand nicht bloß außerhalb der Klostermauern im Ausroden des Waldes, im Fällen der Bäume, im Umgraben der Erde, sondern auch innerhalb des Klosters im Abschreiben der Bücher. Sie brachten nicht nur das Christentum, sie brachten auch die Kultur: sie bauten, sie lehrten. Dabei waren sie vor andern ausgezeichnet in der Kunst der Bekehrung.« So beschreibt sie die Geschichte des Ordens.
Wann Kloster Friedland gegründet wurde, ist nicht mehr mit Bestimmtheit festzustellen, da im Jahre 1300 das alte Kloster samt seinen Urkunden verbrannte. Doch läßt sich nachweisen, daß es bereits ziemlich lange vor 1271 bestand, also durchaus in die erste Zeit der Germanisierung dieser Landesteile zurückreicht. Der Evangelist Johannes war der Schutzheilige des Klosters; die Klosterkirche war der heiligen Jungfrau geweiht.
Wahrscheinlich in demselben Jahre (1300), in dem das alte Kloster niederbrannte, schritt man auch bereits zu dem Aufbau eines neuen. In eben diesem Jahre ward eine Urkunde ausgestellt, worin Markgraf Albrecht dem Kloster seinen alten Besitz bestätigte. Dieser war: das Städtchen (jetzt Dorf) Friedland; die Dörfer Ringenwalde, Biesdorf und Lüdersdorf; ferner Anteile an den Dörfern Metzdorf, Löwenberg, Beiersdorf, Börnecke, Ladeburg, Klein-Barnim und Marzahne; ferner, ganz oder teilweis, die Alebrandmühle bei Friedland, die Lappnowsche Mühle bei Ringenwalde und die Dornbuschmühle bei Biesdorf. Besonders reich aber war Kloster Friedland an schönen Seen, deren Fischertrag für die frommen Jungfrauen ausgereicht haben würde, wenn auch das ganze Jahr aus Festtagen bestanden hätte. Das Kloster besaß nämlich: den Kloster- und Kiezersee bei Friedland, den großen und kleinen Tornowsee bei Probsthagen (jetzt Pritzhagen), den Griepensee, den Buckowschen See, den Weißensee und zum Teil den Großen Schermützelsee, alle vier bei Buckow gelegen. Dazu gesellte sich ein Weinberg bei Wriezen und von seiten der obengenannten Dornbuschmühle die Verpflichtung: den Nonnen zu Friedland täglich vor Sonnenaufgang eine warme Semmel zu liefern. Diese »warme Semmel« gönnt uns Einblick in die gemütliche Seite des Klosterlebens.
Es scheint indessen bei bloßen Gemütlichkeiten nicht lange geblieben zu sein, denn die
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