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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Wakenitz.« Es war überhaupt, wie ein Tag glänzender Attacken, so auch ein Tag glänzender Impromptus und Repliken. »Keine Schlacht ist verloren, solange das Regiment Garde du Corps nicht angegriffen hat« usw.
     
    Die Chaussee von Zorndorf nach Quartschen läuft auf der Höhe des flachen Hügelrückens zwischen dem Zabern- und Galgengrunde hin und durchschneidet also genau denjenigen Teil des Schlachtfeldes, auf dem die Würfel fielen.
    Wir machen den Weg bei Sonnenuntergang. Der goldene Ball hängt verschleiert am Horizont, die Luft ist still und nur hoch im Blauen singt es und klingt es noch. So geht es zwischen dem wogenden Korn dahin.
    Etwa tausend Schritt hinter Zorndorf passieren wir einen altmodischen Bauernhof mit Plankenzaun und Strohdach. Wieder fünfhundert Schritte weiter fällt uns, rechts am Wege, ein auf verschiedenen Stufen errichtetes und das Kornfeld weithin überragendes Steinmonument auf, das am 25. August 1826 von Männern des Kreises an ebendem Punkte aufgebaut wurde, wo, alter Überlieferung zufolge, der König hielt und den Gang der Schlacht ordnete und überblickte. Diesem Punkte gilt unser Besuch.
    Wir lassen halten und suchen nach einem Feldweg. Aber nichts derart ist zu finden. Besucher auf dem Schlachtfelde von Zorndorf sind so selten, daß es sich nicht verlohnt, einen Weg nach dem Denkmale hin offenzuhalten. Lauter Ackerland. Oder wie es in dem Chamissoschen Liede heißt: »Der Pflug geht drüber hin.« Nach langem Suchen entdecken wir endlich eine Furche, die uns in gerader Linie, wenn auch von schräg liegenden Halmen völlig verdeckt, dem Denkmal entgegenführt. Wir stehen nun vor einem Sand-und Lehmhügel von der Form eines Backofens, auf dem sich das Monument erhebt. Der Aufgang ist steil und man kann deutlich erkennen, daß die früher sich allmählich abflachenden Wände von dem Bauer, dem jetzt das Feld gehört, ab- und niedergepflügt wurden, um dadurch ein paar Qudratruten Ackerland zu gewinnen. Bauernegoismus ist sicherlich das einzige Motiv gewesen, aber der Egoismus ist hier zum Segen ausgeschlagen und der Hügel mit seinen jetzt steil abfallenden Wänden, hier und dort von Liguster und Distelbüschen überwachsen, nimmt sich vortrefflich aus als Postament für das auf seiner Höhe errichtete Denkmal. Dieses ist einfachster Art. Es besteht aus drei Granitstufen, auf deren oberster sich ein Oblong, ebenfalls aus Granit, erhebt. Das Ganze ein etwa mannshoher, höchst schlichter Steinbau, der früher an einer seiner Fronten eine Inschrift trug. Man liest noch jetzt: »Hier stand Friedrich... M.D.C.C.L.VIII.« Alles andere ist verlöscht.
    Das Monument ist schlicht genug. Aber der Blick über das Schlachtfeld hin, das jetzt schattenhaft-grau vor der dahinter gelagerten Abendröte liegt, ist entzückend. Der Abend schickt einen Luftzug; ein leises Rauschen und Knistern ist in den Halmen; die Lerchen sind eben still geworden und nur von rechts und links her rufen die Unken über das Feld hin. Die hausen noch im Zabern- und Galgengrund, wenn auch freilich nicht mehr wie sonst. Denn die beiden Gründe haben längst aufgehört eigentliche Wasserrinnen zu sein; die Kultur hat sie trocken gelegt, und nur wo hier und da noch ein Restchen Sumpfwasser in der Vertiefung steht, halten sich ihre alten Bewohner.
    Noch einmal, es ist ein schlichtes Monument, das an dieser Stelle das Gedächtnis an den Tag von Zorndorf zu wahren trachtet. Aber es ist gut, daß es schlicht ist. Prächtige Monumente gehören in die Stadt, in das Bereich der Kunst. Zu Wald und Feld stimmen Denkmäler, die sich einreihen in den Hausrat der Natur. Übergang und Verschmelzung, nicht Gegensatz. Würfel und Obelisk werden auf Schlachtfeldern noch lange das beste bleiben.
    Mein Reisegefährte, zu dem ich in diesem Sinne gesprochen haben mochte, legte seine Hand auf meine Schulter und sagte lächelnd: »Sie haben recht. Dieser Stein weiß davon zu erzählen. Es schleicht sich nämlich etwas von höherer Kunstexistenz in sein Leben ein. Aber es waren keine glücklichen Tage.«
    Auf meine Bitte fuhr der Sprecher fort: »Gern erzähle ich davon. Es soll Ihnen nichts verschwiegen bleiben. Aber ändern wir zuvor unsere Front und nehmen wir auf den Stufen der Rückseite Platz, damit wir nach Bauer Mertens Gehöft hinübersehen können. Denn das Gehöft und seine Insassen spielen mit.«
    Ich tat wie geboten.
    »Sie haben im Tamseler Parke sicherlich das Monument gesehen, das auf seiner Spitze die Rauchsche Viktoria

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