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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Knesebeck auf Karwe), des Generalleutnants von Günther (Geschenk der Familie Ebel), des Generals von Wahlen-Jürgaß (Geschenk seines Großneffen, des Herrn Adalbert von Rohr), und endlich des berühmtesten Sohnes der Stadt, Karl Friedrich Schinkels.
    Die drei ersten, Zieten, Knesebeck, Günther, sind Brustbilder in Öl, lebensgroß; Wahlen-Jürgaß eine höchst vorzüglich in Blei und schwarzer Tusche ausgeführte Zeichnung; Schinkel ist Büste. Bei jeder Versammlung in der Aula sieht sich der Schüler von den Bildnissen derer umgeben, denen er nacheifern soll in Treue und Mut, in Wahrheit und Schönheit. Daß diese Vorbilder nicht bloß Vorbilder überhaupt, sondern zugleich auch speziellste Heimatsgenossen sind, steigert den Sporn, den sie geben und dadurch ihren Wert und ihre Bedeutung. 34
    Die Sammlung vaterländischer Altertümer, in Schränken und Glaskästen aufbewahrt, umfaßt etwa zweihundert Nummern, wovon hundert auf das Stein-und hundert andere auf das Bronzezeitalter kommen.
    Was die erstere Hälfte, also die dem Steinzeitalter zugehörigen Gegenstände angeht, so scheint mir die Bedeutung derselben nur eine durchschnittliche zu sein. Eine Ausnahme machen wohl nur diejenigen Nummern – sechs an der Zahl – die unfertig gebliebene Waffen und Geräte, sämtlich aus Feuerstein, aufweisen. Irgendeine Störung hinderte den Werkmeister an der Vollendung dieser Dinge, die nun insoweit zu den allerinteressantesten Funden zählen, als sie uns in die Technik einweihen, die vor anderthalb Jahrtausenden oder länger geübt wurde.
     
    Die hundert Nummern aus dem Bronzezeitalter enthalten außer Dutzenden von Framen und Paalstäben, von Harpunen und Lanzenspitzen, einige Unika oder fast Unika, von denen zwei ein besonderes Interesse der Forscher in Anspruch genommen haben: 1. der sogenannte »Kommandostab« und 2. der dreirädrige Thors- oder Odinswagen.
    Der »Kommandostab« – den ich übrigens immer noch nicht absolut abgeneigt bin für die Streitaxt eines Häuptlings zu halten, wennschon er sich zu der gleichnamigen Waffe des Mittelalters wie ein Galanteriedegen zu einem Ritterschwerte verhält – ward 1848 auf der Feldmark von Trieplatz gefunden. 35 Er hat etwa die Länge eines Armes, besteht aus purer Bronze und setzt sich aus Stiel, Beil und sechs kurzen Stacheln zusammen, von denen je drei zu Seiten der Beilwandung stehen. Es ist eine Waffe von solcher Schönheit, dabei zugleich von solcher Intaktheit und Frische der Erscheinung, daß man sie für eine drei oder höchstens fünf Jahrzehnte alte, eben erst vom feinsten Rost überflogene Arbeit eines modernen Meisters halten könnte.
    Die Bedeutung dieses Stückes, das in verwandten Exemplaren vorkommen soll, liegt zumeist in seiner Schönheit. Anders aber verhält es sich mit dem zweiten Prachtstück der Sammlung, mit dem Odinswagen. Er galt jahrzehntelang für ein Unikum und unter gewissen Einschränkungen, die ich in Nachstehendem hervorheben werde, ist er es auch geblieben.
    Dieser bronzene Wagen wurde 1848 beim Frankfurt-Drossener Chausseebau ausgegraben und kam durch Kauf an den damals noch lebenden Grafen Zieten in Wustrau. Der Wagen 9 Zoll lang und 4 1/2 Zoll hoch, besteht aus drei auf einer und derselben Achse gehenden Rädern und einer gabelförmigen Deichsel. Die Räder haben vier Speichen; die Deichselgabel, nach innen gekehrt, ruht auf der Achse des Wagens, der, wie ein moderner Perambulator, ein Stoßwagen ist. Man könnte ihn auch, nur um die Gattung zu charakterisieren, mit einem dreirädrigen Schubkarren oder mit einem Pfluge vergleichen, der statt von Pferden gezogen, lediglich durch die Kraft eines starken Pflügers geschoben wird. Form etwa so:
     

    Was nun diesem ohnehin interessanten Gegenstande noch eine besondere Bedeutung leiht, das sind die sechs Vögel, die auf Deichsel und Deichselgabe sitzen, und zwar auf den von mir mit a bezeichneten Stellen. Verschiedene gelehrte Kenner auf dem Gebiete germanischer Altertumskunde: Jakob Grimm, Lisch, W. Schwartz, Kirchner, Rosenberg, haben festzustellen gesucht, erst welcher Art diese Vögel seien, dann welche Bedeutung sie haben möchten – sind aber weder vor sich selbst zu einer Gewißheit, noch unter einander zu einer Einigung gelangt. Jakob Grimm, in seiner Zuschrift an die Mecklenburgischen Jahrbücher, bezeichnet sie in erster Reihe als Gänse, in zweiter als Schwäne; Lisch hebt hervor, daß es möglicherweise Raben oder aber Nachbildungen jener kleinen in Dänemark und Island

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