Wanderungen durch die Mark Brandenburg
vorkommenden Wasservögel seien, die dort den Namen Odens fugl, Odinsvögel, führen. Ich meine, es können nur Gänse sein. Noch größer freilich ist die Ähnlichkeit mit jenen wilden Enten, die so oft in Scharen die nordischen Gewässer bedecken.
Der Wagen selbst, darin ist den betreffenden Auslassungen zuzustimmen, kann unmöglich einem technischen Zwecke gedient haben. Kirchner vermutet in ihm einen Wagen Thors, der, bei dem Kultus dieses Gottes, in Priesterhand seine Verwendung fand; Lisch bezeichnet ihn als ein Symbol, beziehungsweise als ein Attribut Wodans oder Odins. Er hebt dabei hervor: »Wir lesen nicht nur von den Wanderungen Odins, sondern auch von seinem Wagen, seinem Weg und Geleit.«
Diese Mitteilungen mögen hier genügen. Was indessen auch die Meinung dieses Attributes gewesen sein möge, der Wagen selbst, der wenigstens in dieser Ausrüstung einzig dasteht, 36 ist nicht nur ein Schatz der Ruppiner Sammlung, sondern macht auch diese selbst wieder zu einem von der Wissenschaft zu beachtenden Gegenstande.
Das Hauptgewicht freilich ist auf die Bedeutung zu legen, die die Schule selbst, als geistiger Mittelpunkt einer ganz bestimmten Lokalität, aus dieser Sammlung gewinnt. Ebenso wie bei der oben geschilderten Porträtgalerie, liegt auch hier, in dieser Kollektion von Altertümern, etwas Anregendes darin, daß alles Beste, was die Sammlung bietet, entweder in dem immerhin engen Kreise der heimatlichen Provinz oder sogar in dem allerengsten der Grafschaft selbst gefunden ist. Eine Streitaxt, wie die vorstehend geschilderte, ist allerorten interessant, aber sie ist es doppelt und dreifach, wenn sie auf dem Acker meines Gutsnachbarn ausgegraben wurde. Genau dies ist es, was die sonst tote Landschaft, den Elsengrund und das Torfmoor belebt, und auch in den ödesten Heidestrich eine Welt voll Leben zaubert.
Es braucht kaum versichert zu werden, daß sich Torf und Sand nicht darauf kapriziert haben, eine Aufbewahrungsstätte für Raritäten aus den Zeiten Odins zu sein. Auch Späteres ist in diesen Torfboden versenkt worden und auch von diesem Späteren birgt die Ruppiner Sammlung einiges von Interesse. Nur zweier dieser Gegenstände sei hier erwähnt: eines Hakens (zum Ziehen der Ackerfurche) von Eichenholz, und einer eisernen sogenannten Götz-Hand.
Der Haken von Eichenholz, 4 Fuß 5 Zoll lang, wurde bei Entwässerung eines drei Morgen großen Pfuhls in der Nähe des Dorfes Dabergotz gefunden. Der Boden bestand oben aus einer 3 bis 5 Fuß tiefen Torflage, dann Ton, dann Humus, dann Kalk, dann Kiesgrund. Zwischen der Kalk- und Kieslage, im ganzen etwa 10 Fuß tief unter der Oberfläche, ward im November 1822 der Haken gefunden, einige Wochen später auch das noch fehlende Stück, das seinerzeit augenscheinlich die Stelle des Hakeneisens vertreten hatte, da es sich schaufelförmig und aus härterem Holze gearbeitet erwies. Welcher Zeit dieses primitive Ackergerät angehört, dürfte schwer festzustellen sein. 37
Die Götz-Hand ist wohl mindestens ein halbes Jahrtausend jünger. Sie ward im Februar 1836 bei der Schiffbarmachung des Rhins, innerhalb der Stadt Alt-Ruppin, dicht neben der langen Brücke gefunden. Diese eiserne Hand ist zum Festschnallen am linken Arm eingerichtet und hat, der Maschinerie nach, wahrscheinlich zur Führung des Zügels mit der Linken gedient. Der Rost hat an einzelnen Stellen das Innere offen gelegt und man sieht mit Hilfe dieser Öffnungen die kleinen Räder des Mechanismus, der sich in seiner Gesamtheit gut genug erhalten hat, um auch jetzt noch die gekrümmten und beweglichen Finger in jede beliebige Stellung bringen und in dieser fixieren zu können. Dies wird durch Schieben an einer Daumplatte und mittelst zweier Knöpfe an der Handwurzel bewirkt.
Der letzte Gegenstand, über den ich berichten möchte, hängt verstaubt und verspinnwebt an einer Fensterwand und hat ebenso wenig gemein mit dem Bronzewagen Odins, wie mit der eisernen Hand irgendeines märkischen Götz. Es ist dies eine Rokokoschöpfung und zwar ein etwa 8 zu 4 Zoll großer Kupferstich, der folgende langatmige Unterschrift führt: »Berlins Menschenliebe kommt Ruppin in der Asche liegend zu Hilfe; – die Hoffnung zeigt ihr Den, der es wieder erheben wird, Engel des Himmels freuen sich dieser Wohlthaten. Den abgebrannten Ruppinern gewidmet von D. Chodowiecki.«
Eigentümlich wie diese Unterschrift ist das ganze Blatt. Die abgebrannte Ruppina liegt am Boden, der extravaganten Fülle ihrer Formen
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