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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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aus der Phantasie geschöpften Königsbilder im Schlosse zu Holyrood erinnern.
    Wir treten hiernach aus dem Ritter- und Ruhmessaale der Königsmarcks in den Vorflur zurück und fragen: wie wirkt dieser Ruhmessaal?
    Der Unbefangene wird von diesen bildlichen Verherrlichungen der Familie keinen besonders befriedigenden Eindruck empfangen, nicht weil es an der Berechtigung zu solcher Verherrlichung fehlte (diese ist vielmehr außer allem Zweifel), sondern lediglich weil es dem hier Gebotenen an dem Kunstmaße gebricht, das man, glaub' ich, heutzutage bei Neuschöpfungen der Art fordern darf. Sind solche Galerien aus alter, unkritischer Zeit her mit herübergenommen, so hat man sie nicht nur gelten zu lassen, sondern, wie gering auch ihr Kunstwert sein möge, sich ihrer aufrichtig zu freuen, ja sie mit ganz besonderer Pietät zu hegen und zu pflegen. Läßt man aber in unserer Zeit ein Ruhmesmuseum neu erstehen, so muß es eine Gestalt annehmen, die den Kunstanforderungen unserer Zeit und dem Reichtum und Ruhme der Familie gleichmäßig entspricht. Die großen Tableaus aber bleiben gleichmäßig hinter dem allen zurück. Unsere besten Künstler wären zur Verherrlichung dieser Königsmarckschen Historie gerade gut genug gewesen, und in derselben Weise, wie das letztverstorbene gräfliche Paar von der Hand Karl Sohns – also eines damals nahezu besten Porträtmalers – gemalt wurde, wie der Bruder des gegenwärtigen Grafen Königsmarck ein erzenes Monument in der Kirche zu Plaue fand, mußten auch die berühmten Ahnen, samt dem, was sie groß machte, durch wirkliche Meister der Historienmalerei dargestellt werden. »Noblesse oblige.« Danach ist der Adel unseres Landes auch meistens verfahren, besonders wenn wir zurückblicken. Wie schön, beispielsweise, die Standbilder, die sich in unseren Stadt- und Dorfkirchen reichlich vorfinden: der Sparrs in der Marienkirche zu Berlin, der Arnims in Rheinsberg, der Schlabrendorfs in Brandenburg, der Quitzows in Rühstädt und Kletzke, der Schulenburgs in Salzwedel, der Schönings in Tamsel. Aber auch die Gegenwart empfindet im wesentlichen ebenso, und die Jagows, die Itzenplitze, die Zietens, Massows, Hertefelds und Rombergs usw. haben ihre Schlösser, Parks und Begräbnisstätten mit dem Besten geziert, womit man sie zieren konnte.
     
    Was Schloß Plaue von Bilderschätzen besitzt, beschränkt sich übrigens keineswegs auf die beiden großen Säle, – die Görnesche Zeit hat Sorge getragen für Bilderausschmückung des Schlosses überhaupt. Ganze Zimmerreihen sind geradezu überfüllt, und rechnet man alles, was einen Rahmen trägt, so werden sich wohl tausend Nummern zusammenfinden. Aber freilich, nur wenig ist da, was nach irgendeiner Seite hin, ein besonderes Interesse in Anspruch nehmen könnte. Voran steht ein getäfeltes Zimmer, in dessen Felder allerlei Arbeiten aus der kurzen Glanzzeit der Plauer Porzellanmanufaktur eingelassen wurden, Arbeiten, die der Vandalismus von Anhalts aus nicht aufgeklärten Gründen zu schonen für gut fand. Es sind das, bunt durcheinander, chinesische Karikaturen, mythologische Figuren, Arabesken, Blumensträuße, groteske Tierformen und Lieblingsgestalten aus dem italienischen Lustspiel, – alles überaus wirkungsvoll zusammengestellt. Es heißt, die Gesamtheit dieser Dinge rühre von David Bennewitz, dem Direktor der Fabrik, her, dessen Erfindungs-, Zeichen- und Kompositionstalent gleich groß war. Außerdem sind Brustbilder der Gemahlin Friedrich Wilhelms I. und der drei ältesten Prinzessinnen: Wilhemine, Friederike und Ulrike, samt den Porträts ihrer Hofdamen, in die Täfelung eingelassen, woraus man schließt, daß dies das Zimmer sei, das, bei den sich öfters wiederholenden Besuchen Friedrich Wilhelms I. in Plaue, von diesem mit Vorliebe bewohnt zu werden pflegte. Fest steht nur, daß Kronprinz Fritz eben hier von seinem Vater zum Kapitän ernannt wurde. Dies geschah auf der Rückkehr von einer in Magdeburg abgehaltenen Revue, Donnerstag nach Kantate, wo der König mit dem Kronprinzen bei Minister von Görne zu Mittag speiste.
    Von dem, was sonst noch an Kunstwerken im Schlosse vorhanden ist, nenne ich an dieser Stelle nur noch zwei Porträts, in Öl und in Pastell, des preußischen Ministers von Struensee, Bruders des unglücklichen Grafen Struensee in Kopenhagen. Das Pastellbild gilt für wertvoll. Auch von der Gräfin Aurora von Königsmarck, der der Ahnensaal verschlossen blieb, sind in den Nebenzimmern zwei Bildnisse

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