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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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eine Gräfin von Southampton sterblich in ihn verliebt und ihn, als Page verkleidet, auf seiner Reise nach Madrid und Paris begleitet haben. 1681 sehen wir ihn in London, wo er, um eben jener Lady Southampton willen, eine Menge Zweikämpfe zu bestehen hatte. In Frankreich, in dessen Dienst er nunmehr tritt, wird er vor Courtrai verwundet und bald danach ein Gegenstand der Auszeichnungen seitens König Ludwigs XIV.; als dieser ihn aber auffordert, ein Kommando gegen die Hugenotten zu übernehmen und katholisch zu werden, erwidert er: »Welch Vertrauen vermöchten Ew. Majestät in mich zu setzen, wenn ich gegen Gott untreu würde.« Von Frankreich ging er nach Morea, um hier, an der Seite seines Oheims Otto Wilhelms eine gegen Argos geplante Expedition mitzumachen. Dabei fand er den Tod. Er starb an einem hitzigen Fieber, erst sechsundzwanzig Jahre alt. Der Oheim, der zwei Jahre später der Pest erlag, sandte die Leiche nach Stade, wo sie beigesetzt wurde. 1686.
    5. Tableau. Philipp Christoph, Graf von Königsmarck (jüngster Sohn Kurt Christophs und Bruder Hans Karls von Königsmarck) nimmt Abschied von der Erbprinzessin von Braunschweig-Lüneburg und wird kurz darauf in den Gängen des Schlosses von Hannover ermordet.
    Philipp Christoph von Königsmarck, geboren 1662, war seit seinen Kindertagen mit Sophie Dorothea, Erbprinzessin von Braunschweig-Lüneburg, befreundet. Sechzehn Jahre alt, vermählte sich diese mit ihrem Vetter, dem Kurprinzen Georg Ludwig von Hannover, dem späteren Könige Georg I. von England. Die Ehe war nicht glücklich. Philipp Christoph von Königsmarck ging in die Welt und beteiligte sich an verschiedenen Kriegszügen. Von 1688 an aber erkor er, wenigstens zeitweise, Hannover als Aufenthaltsort und lebte daselbst mit fürstlichem Aufwande, was ihm sein Reichtum gestattete. Denn er war Erbe von Oheim und Bruder, die, wie schon erzählt, 1686 und 1688 vor Argos und Negroponte den Tod fanden. Zu seinem (Philipp Christophs) Hausstande gehörten neunundzwanzig Diener und zweiundfünfzig Pferde. Seine früheren Beziehungen zur Erbprinzessin wurden wieder aufgenommen und weckten nicht nur die Eifersucht des Kurprinzen, sondern auch den Neid der Gräfin Platen, einer Mätresse des Kurprinzen. Ein Herr von Podewils, kurhannoverscher Feldmarschall, unterließ es nicht, dem Grafen Philipp Christoph die Gefahren seines Verhältnisses zur Prinzessin Sophie Dorothea vorzustellen. Umsonst. Endlich gab Philipp Christoph der immer wieder laut werdenden Warnerstimme nach und traf Vorbereitungen, um in kursächsische Dienste zu treten. Am 1. Juli 1694 begab er sich in das Schloß zu Hannover, um hier von seiner Freundin, der Kurprinzessin, Abschied zu nehmen. Er verließ das Schloß nicht mehr. In einem Korridore traten ihm vier Hellebardiere entgegen, die sich bis dahin hinter einem Schornstein verborgen gehalten hatten, und im Kampf gegen diese gedungenen Leute fiel er. Seine Leiche versenkte man in einen senkrecht durch die ganze Höhe des Schlosses laufenden Kanal und mauerte diesen zu. Zwei der Hellebardiere, Buschmann und Lüders, haben die Tat auf ihrem Sterbebette gebeichtet. Die Gräfin Platen war Anstifterin des Ganzen – der Kurprinz (zur Zeit des Mordes auf Besuch in Berlin) hatte nur schweigend zugestimmt. Das Aufsehen, das die Tat hervorrief, war groß und die Gräfin Platen wurde Gegenstand allgemeinen Hasses. Ein Volkslied, dem ich einige Strophen entnehme, gab dieser Stimmung Ausdruck.
     
    Wer geht so spät zu Hofe,
    Da alles längst im Schlaf?
    Im Vorsaal wacht die Zofe –
    Schon naht der schöne Graf.
    Er sprach: »Eh' ich nach Frankreich geh',
    Muß ich sie noch umarmen,
    Prinzessin Dorothee.«
     
    Gräflein, du bist verraten,
    Verraten ist dein Glück,
    Die böse Gräfin Platen
    Ersann ein Bubenstück.
    Du schalt'st sie eine Wetterfahn',
    Sie tät dir gern viel Liebes,
    Nun ist's um dich getan.
     
    Er ging zur ew'gen Ruhe
    Mit vielen Schmerzen ein,
    Doch ward in keine Truhe
    Gebettet sein Gebein.
    Ich weiß nicht, wo er modern mag,
    Doch wird er einst erscheinen
    Am Auferstehungstag.
     
    *
     
    So (mit Umgehung der drei minder wichtigen) die fünf großen Tableaus im Ahnensaale zu Schloß Plaue.
    Zwischen ihnen und dem Plafond befinden sich, friesartig, wie in einem der bekannten Staatssäle zu Venedig, acht Kniestücke minder interessanter alter Königsmarcks, die jedoch, was ihre historische Beglaubigung angeht, weniger an die Dogenmedaillonporträts in Venedig, als an die lediglich

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