Wanderungen durch die Mark Brandenburg
die Putlitze, Bredows und Rochows. 4. Die nur durch ein Jahrhundert, aber in diesem einen Jahrhundert auch durch alle drei Generationen hin Berühmtgewesenen. Hierher gehören einzig und allein die Königsmarcks. Daß wir diese königsmarcksche Berühmtheit im ganzen genommen wenig gegenwärtig haben, so wenig, daß wir uns auf dieselbe sozusagen immer erst besinnen müssen, hat darin seinen Grund, daß sie – wiewohl der Mark entstammend – ihren eminenten Ruhm durchaus in fremden Ländern und unter fremden Fahnen errungen haben. Was davon auf Mark Brandenburg oder Preußen kommt, ist nicht allzuviel.
Und nach diesen Vorbemerkungen wenden wir uns nunmehr dem, wie schon hervorgehoben, ausschließlich im siebzehnten Jahrhundert wurzelnden und hier, in fünf großen Tableaus veranschaulichten Ruhme der Familie zu.
Der Inhalt dieser fünf großen Tableaus ist der folgende:
1. Tableau. Hans Christoph Graf von Königsmarck, geb. am 4. März 1600 auf Schloß Kötzlin in der Priegnitz, erobert am 26. Juli 1648 die Kleinseite von Prag. Schlußakt des Dreißigjährigen Krieges.
Hans Christoph, schwedischer Generalfeldmarschall und Graf zu Westerwyk und Stegholm, wurde, nach erfolgtem Friedensschlusse, zum Gouverneur der schwedisch gewordenen Herzogtümer Bremen und Verden ernannt und baute sich ein Residenzschloß zu Stade, das er seiner Gemahlin, der schönen Agathe von Lehsten zu Ehren, die Agathenburg nannte. Sein Tod aber erfolgte nicht zu Stade, sondern zu Stockholm, am 8. März 1663. Er starb daselbst an den Folgen einer Hühneraugenoperation, nachdem er in vierzig Schlachten und Belagerungen allen Gefahren glücklich entgangen war. Er soll eine jährliche Rente von 130000 Talern gehabt haben. Für jene Zeit eine enorme Summe.
2. Tableau. Kurt Christoph, Graf von Königsmarck (Sohn von Hans Christoph), geb. 1634, fällt als Generalleutnant der holländischen Armee beim Sturm auf die Bonner Schanze, 11. November 1673.
Kurt Christoph Graf Königsmarck war vermählt mit Maria Christine von Wrangel, des Feldmarschalls Herrmann von Wrangel Tochter. Er residierte mit ihr auf der Agathenburg. 1656 nahm er auf schwedischer Seite ruhmreichen Anteil an der dreitägigen Schlacht vor Warschau.
3. Tableau. Otto Wilhelm, Graf von Königsmarck (ebenfalls ein Sohn Hans Christophs), geb. 1639 zu Minden, venezianischer Generalissimus, beklagt es, das von den Türken verteidigte Athen, samt seinem Parthenon, einem Bombardement unterwerfen zu müssen. 1687.
Otto Wilhelm Graf Königsmarck war seit 1682 mit Gräfin Katharina Charlotte de la Gardie, Tochter des Reichsobersten Grafen Magnus Gabriel de la Gardie, vermählt. Im selben Jahre (1682) hatte er eine Sammlung geistlicher Hauslieder und Andachtsübungen in Druck erscheinen lassen. 1683 ging er nach Wien und Ungarn und trat bald danach in den Dienst Venedigs und zwar als »Generalissimus gegen die Türken«. Während der Seeheld Morosini sich der Insel Santa Maura bemächtigte, landete Graf Otto Wilhelm in der Bucht von Navarino. Patras, Lepanto, Korinth wurden genommen, endlich, nach erfolgtem Bombardement, auch Athen. Hier verbrachte Graf Königsmarck den Winter 1687 auf 1688 »unter den Trümmern griechischer Kunst« und beschloß, gleichzeitig mit Morosini, den Angriff auf Negroponte. Bis diesen Tag existiert ein venezianisches Volkslied, in dem es heißt: »Königsmarck und Morosini verspeisten die Türkei, Blatt um Blatt, wie eine Artischocke«. Vor Negroponte starb er, der Pest erliegend, 15. September 1688.
4. Tableau. Hans Karl, Graf von Königsmarck (ältester Sohn Kurt Christophs und der Maria Christine von Wrangel) steht vor Ludwig XIV. und lehnt es, trotz glänzender Anerbietungen, ab, seinen protestantischen Glauben zu wechseln.
Hans Karl Graf von Königsmarck wurde den 5. Mai 1659 zu Nyborg auf Fühnen geboren. Wie sein Oheim Otto Wilhelm, entschloß er sich gegen die Ungläubigen zu fechten und erhielt vom Ordensgroßmeister auf Malta die Erlaubnis, eine Türkenexpedition mitzumachen. Er zeichnete sich bei den nun statthabenden Kämpfen derartig aus, daß ihn der Großmeister feierlich in den Orden aufnahm, ihn, einen Ketzer und Enkel des berühmten Protestantenhelden aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Ein französischer Schriftsteller sagt: »Man kann an der Größe dieser Belohnung ermessen, welche Dienste der Jugendliche Königsmarck dem Orden geleistet haben mußte.« Von Malta begab sich Hans Karl von Königsmarck nach Venedig. Hier soll sich
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