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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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der kleinen Stadt (abwechselnd Beeskow, Düben, Kemberg) hinwegzukommen. Natürlich war er beliebt und ein »guter Kamerad«. Er überschätzte sein Vermögen sehr, weil er den Wert von Hoppenrade-Löwenberg, als deren eigentlichen Erben er sich trotz der Existenz seiner drei Schwestern betrachtete, viel zu hoch anschlug, und erschrak erst, als in der Mitte der dreißiger Jahre die Pachtsummen ausblieben und die helle Not vor der Tür stand. In persönliche Schulden verstrickt, nahm er als Major den Abschied und lebte zurückgezogen in Oranienburg oder in der Nähe desselben. Anfang der vierziger Jahre befiel ihn eine Krankheit und er starb unter traurigen Verhältnissen in der Charité.
    Die letzten dreißiger Jahre waren überhaupt Unglücksjahre für das Haus Arnstedt, und wohin man um die genannte Zeit in Mark Brandenburg auch blicken mochte, mit vielleicht alleiniger Ausnahme des von Arnstedt auf Groß-Kreuz, überall sah man die Familie von Leid und schweren Schicksalsschlägen getroffen. Ob verschuldet oder nicht, änderte wenig. In Hakenberg, wie schon erwähnt, pflegte man einen alten von Arnstedt zu Tode, während in Oranienburg ein jüngerer (der Sohn jenes Alten) in Bitterkeit auf ein verfehltes Leben zurückblickte. Trauriger aber als alles war die Geschichte vom Fähnrich von Arnstedt, die sich um eben diese Zeit, Winter 1836 auf 1837, in Frankfurt a. O. abspielte. Wir kommen am Schluß dieses Abschnittes ausführlicher darauf zurück, während es zunächst, in unsrem 14. Kapitel, uns obliegen wird, die Geschichte des Krautenerbes zum Abschluß zu bringen.
     
14. Kapitel
     
Hoppenrade von 1819 bis jetzt.
Hoppenrade kommt unter ein Kuratorium (von Rabe) und wird an den Amtmann Haupt verpachtet
1819–1836
    Nach dem Ableben der Frau von Arnstedt (1819) hätte der einzige Sohn derselben, der vorerwähnte damals in Düben stehende Husarenleutnant von Arnstedt, die Güter übernehmen und jeder seiner drei Schwestern ihren Anteil auszahlen oder verzinsen müssen. Er empfand indes, daß er weder der wirtschaftlichen noch der geschäftlichen, am allerwenigsten aber einer sich vielleicht erhebenden finanziellen Schwierigkeit auch nur annähernd gewachsen sei, weshalb er sich mit seinen Schwestern dahin einigte, daß man dem Landrate Grafen von Wartensleben und neben diesem dem Kammerdirektor von Rabe eine Generalvollmacht über Hoppenrade-Löwenberg erteilen und ihr und der Güter Schicksal in die Hände dieser beiden Kuratoren niederlegen wolle. Graf Wartensleben war nur ein Name, der Kammerdirektor von Rabe jedoch, der von jetzt ab in seiner Kuratoreneigenschaft auf fast vierzig Jahre hin erst in den Vordergrund und später wenigstens in die Mitte der Szene tritt, unterzog sich seiner Aufgabe mit Ernst und Eifer, wenn auch zeitweise nicht mit ausreichendem Erfolg, und schritt sofort zur Verpachtung der großen Güterkomplexe. Hoppenrade, das uns hier ausschließlich interessiert, kam bei dieser Gelegenheit an den Amtmann Haupt in Pacht, einen renommierten Landwirt, und nach dem Tode desselben an den jüngeren Haupt. Aber weder der eine noch der andere, von Förderung der Kulturen gar nicht zu sprechen, zeigte sich auch nur imstande, den Betrieb au niveau zu halten. Unter dem älteren Haupt waren wenigstens die Pachtzahlungen immer noch prompt geleistet worden, unter dem jüngeren nahm auch das ein Ende. Ja, der eintretende Verfall war ein so vollkommener, daß nicht einmal mehr die Steuern und Abgaben bezahlt werden konnten. So kam es denn, daß sich 1836 der Pächter, der jüngere Haupt, für insolvent erklärte.
     
Hoppenrade bleibt unter dem Kuratorium von Rabe, wird aber, statt an die Familie Haupt, an den Kammergerichtsrat von Wülknitz verpachtet 1836–1856
    Die Folge dieser Insolvenz würde notwendig die Sequestration der Güter gewesen sein, wenn nicht, in so bedrängter Lage, der Kammergerichtsrat Otto von Wülknitz, einer der Schwiegersöhne der Frau von Arnstedt, ein kühnes und kluges Spiel gespielt und dadurch sein und seiner Anverwandten Vermögen gerettet hätte. 1836 trat er, ohne sich durch die Hauptsche Bankrotterklärung abschrecken zu lassen, in die Pacht ein und schritt ungesäumt zur Wiederherstellung einer auf jedem Gebiete devastierten Wirtschaft.
    Er würde dies, bei den bedeutenden Mitteln, die dazu nötig waren, einfach nicht gekonnt haben, wenn ihm nicht kürz vorher ein kleines, aber ziemlich wertvolles Gut, das Gut Hohenturm bei Halle, durch Erbschaft zugefallen wäre. Er

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