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Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane , Gotthard Erler , Rudolf Mingau
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Gegenwart seines Nachfolgers, Seiner Majestät Friedrich Wilhelms IV., feierlich eingeweiht wurde am 16. Mai 1841.«
    Über dieser Inschrift befindet sich eine andere aus der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts, worin die Überweisung dieser Kirche seitens des Kurfürsten Joachims II. an die Stadt Ruppin ausgesprochen wird. Ähnliche Notizen im Lapidarstil gesellen sich hinzu und mindern in etwas den Eindruck äußerster Kahlheit und Öde, woran die sonst schöne Kirche bedenklich leidet. Dies Verfahren, durch Inschriften zu beleben und anzuregen, sollte überhaupt überall da nachgeahmt werden, wo man zur Restaurierung alter Baudenkmäler schreitet. Selbst Leuten von Fach sind solche Notizen gemeinhin willkommen, dem Laien aber geht erst aus ihnen die ganze Bedeutung auf. Und zu diesen Laien gehört vor allem die Gemeinde selbst . Ohne solche Hinweise weiß sie selten, welche Schätze sie besitzt. Ja, das Maß der Unkenntnis und Indifferenz ist so groß, daß es denen zu denken geben sollte, die nicht müde werden, von dem Wissen und der Erleuchtetheit unserer Zeit zu sprechen. Auffallen muß namentlich, wie absolut nichts unser Volk von der vorlutherischen Periode seiner Geschichte weiß. Man kennt weder die Dinge noch die Worte dafür, und unter zwanzig Leuten auf dem Lande wird nicht einer wissen, was der »Krummstab« sei. In der Ruppiner Klosterkirche fragt ich die Küsterfrau, welche Mönche hier wohl gelebt hätten, worauf ich die Antwort erhielt: »Ich jlobe, et sind kattolsche gewesen.«
    Die Ruppiner Klosterkirche wird in der oben zitierten Inschrift ein »erhabenes Denkmal echt deutscher Kunst« genannt, was richtig und nicht richtig ist, je nachdem. Die Mittelmark, im Gegensatze zur Altmark und dem Magdeburgischen, ist im ganzen genommen so wenig hervorragend an Baudenkmälern aus der gotischen Zeit, daß keine besondere Schönheit nötig war, um mit unter den schönsten zu sein.
    Das Innere der Kirche, trotz seiner Inschriften, ist immer noch gerade kahl genug geblieben, um sich der » Maus und Ratte « zu freun, die der den Deckenanstrich ausführende Maler in gewissenhaftem Anschluß an eine halb legendäre Tradition an das Gewölbe gemalt hat. Die Tradition selbst aber ist folgende. Wenige Tage nachdem die Kirche, 1564, dem lutherischen Gottesdienst übergeben worden war, schritten zwei befreundete Geistliche, von denen einer noch zum Kloster hielt, durch das Mittelschiff und disputierten über die Frage des Tages. » Eher wird eine Maus eine Ratte hier über die Wölbung jagen «, rief der Dominikaner, » als daß diese Kirche lutherisch bleibt. « Dem Lutheraner wurde jede Antwort hierauf erspart; er zeigte nur an die Decke, wo sich das Wunder eben vollzog.
    Unser Sandboden hat nicht allzuviel von solchen Legenden gezeitigt, und so müssen wir das Wenige werthalten, was überhaupt da ist.
    Die Klosterkirche ist eine Schöpfung Gebhards von Arnstein, Grafen zu Lindow und Ruppin. Dies mag uns, im nächsten Kapitel, zu einer kurzen Besprechung dieses berühmten Geschlechtes führen.
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2. Die Grafen von Ruppin
    Die Särge seiner Ahnen
Standen die Hall' entlang.
Es stand an kühler Stätte
Ein Sarg noch ungefüllt,
Den nahm er zum Ruhebette,
Zum Pfühle nahm er den Schild.
    Uhland

     
    Friedrich Wilhelm III., wenn er im Auslande reiste, liebte es, unter dem Namen eines »Grafen von Ruppin« sein Inkognito zu wahren. Auch andere königliche Hohenzollern haben ein Gleiches getan, Friedrich der Große zum Beispiel, als er kurz nach seiner Thronbesteigung eine Reise nach Bayreuth und in die westfälischen Landesteile machte. Diese Tatsache mag es rechtfertigen, wenn wir uns auch heute noch, wo der Letzte jenes alten Grafengeschlechtes längst zu seinen Vätern versammelt wurde, die Frage vorlegen: Wer waren die Grafen von Ruppin ?
    Mit den erobernden Anhaltinern kamen auch die thüringisch-mansfeldischen Grafen von Arnstein in die Marken und wurden früher oder später mit Lindow 1) und Ruppin belehnt. Bis ins dreizehnte Jahrhundert hinein nannten sich die so neubelehnten Grafen immer nur bei ihrem alten Geschlechtsnamen: Grafen von Arnstein, und nahmen später erst den Titel der »Grafen zu Lindow« an. Grafen zu Rup pin wurden sie jederzeit nur irrtümlich und ausnahmsweise genannt, da das Ruppiner Land eine Herrschaft und keine Grafschaft war. Wir aber, ohne historisch-genealogische Skrupel, folgen der später allgemein gewordenen Sitte und sprechen in nachstehendem von den

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