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Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane , Gotthard Erler , Rudolf Mingau
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unbeschadet ihrer Herrschsucht, von Herzen geliebt hatte, war untröstlich über den Tod des Enkels, und die Mönche in Ruppin beklagten den Verlust in folgendem Lied:
    Der edle Herr Wichmann zog jagen aus,
Eine falsche Frau ließ er zu Haus
Mit ihren vergüldeten Ringen. »Ach Kersten, lieber Jäger mein,
Mir ist von Herzen allzu weh,
Ich kann nicht länger reiten.« Sie machten ihm die Stube heiß,
Darinnen ein Bett war weich und weiß,
Drin sollte der Herre ruhen. Sie schenkten ihm Met und schenkten ihm Wein.
Das nahm dem Herrn das Leben sein,
Dem edlen Herrn Wichmanne. »Großmutter und lieb Schwester mein,
Steckt in meinen Mund ein Tüchelein
Und kühlt doch meine Zunge. Daß ich nun von euch scheiden soll,
Das machet all der bittre Tod;
Wie gern noch möcht ich leben.« Ein schwarzer Wagen, drin legten sie ihn,
Sie führten zu Nacht ihn nach Ruppin,
Sie begruben ihn in das Kloster. 2) Sie schossen ihm nach sein Helm und Schild,
Sie hingen auf sein Wappenbild
Am Pfeiler im hohen Chore. Die alte Gräfin murmelte still:
»O weh, o weh, Mein liebes Kind,
Daß ich hier steh – die Letzte .«
    Wenige Tage nach dem Tode Graf Wichmanns erschien Kurprinz Joachim (der spätere Joachim II.), um dem Leichenbegängnis beizuwohnen und die Untertanen in Eid und Pflicht zu nehmen. Das Lehn war erledigt, und die Herrschaft Ruppin ward als Kreis in die Kur- und Mittelmark eingereiht. Die Hohenzollern aber gesellten von jenem Tage an zu der stattlichen Reihe ihrer andern Namen und Titel auch noch den eines » Grafen von Ruppin «.
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    Dies Lindow ist nicht das märkische Städtchen gleichen Namens, zwei Meilen östlich von Ruppin, dessen Klosterruinen bis diesen Tag höchst malerisch zwischen dem Wutz- und dem Gudelack-See liegen, sondern die Grafschaft Lindow in der Nähe von Zerbst. [Image: Zurück]
 
Über der alten Gruft der Grafen zu Ruppin in der im vorigen Kapitel ausführlicher erwähnten Klosterkirche standen folgende, von der Hand der Mönche herrührende Reimzeilen:
    Hierunner is der edlen Herrn van Lindow Grafft
Van olders hefft se gewerket Godes Krafft,
Dorch oren (ihren) Veddern Broder Wichman,
Want hy altererst huff (hub) dat Kloster an.
Greve Ghenerd, de uns de Steve hefft gegeven
Van synet und alle synes Geslechte wegen,
De is de erste , de syn Graff hie hefft ghekaren.
Gott geve, dat erer aller Sylen nimmer werden verlaren.
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3. Die Zeit unter den Grafen bis zum Dreißigjährigen Krieg
    Nun fahre wohl, Landfriede! nun, Lehndienst, gute Nacht!
Es herrscht der freie Ritter, der alle Welt verlacht.

     
    All die Zeit über, namentlich während des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts, hatte Ruppin, wie die Mehrzahl der märkischen Städte, seine Fehden mit dem umwohnenden Adel, Fehden, zu denen sich von Zeit zu Zeit auch innere städtische Streitigkeiten und sogar Volksausbrüche gegen das Gebaren der niederen Geistlichkeit gesellten.
    In den Kämpfen zwischen der Stadt und dem Landadel spielte die sogenannte »Kuhburg« 1) eine Rolle. Sie stand auf den Kahlenbergen, eine Meile nördlich von der Stadt, auf dem Wege nach Rheinsberg, und diente zunächst als »Luginsland«. Rückten die Feinde an, so gab der Wächter sein Zeichen, und die Bürger, die gemeinhin als Besatzung in diesem Turme lagen, brachen nun mit ihren Knechten und Reisigen hervor, teils um das Vieh zu retten, teils um dem Angriff zu begegnen. Zu nachhaltigen Unternehmungen kam es selten, besonders nachdem beide Parteien die Nutzlosigkeit einer ernsteren Kriegführung erprobt hatten. Die Adligen, nach vielfach gescheiterten Versuchen, waren ebenso abgeneigt, die wohlverwahrte Stadt 2) anzugreifen, als die Bürger eine Scheu hatten, sich an der Einnahme unzugänglicher »Sumpfburgen« zu versuchen. Die immer bedrohte Sicherheit hatte auf beiden Seiten zu einem ausgebildeten Defensiv system geführt, und während jetzt der Grundsatz gilt: »daß der Angriff stärker sei als die Verteidigung«, galt damals das Umgekehrte. So begnügte man sich mit Überfällen, bei denen die Bürger insoweit den kürzeren zogen, als ihr Handel und Wandel ein größeres und bequemeres Angriffsobjekt bot. 1365 und 1386 werden in einem Ruppiner Schloßregister die gefürchtetsten Feinde aus der Umgegend genannt. Es sind: Tacke de Wontz, Reinecke von Garz, Wedego von Walsleben, Lüdecke von Winterfeldt, Claus von Winterfeldt und Hans von Lüderitz. Die drei erstgenannten Familien sind ausgestorben.
    Es kamen selbstverständlich auch »stillere

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