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Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Titel: Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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ich Sie nicht um Ihrer im letzten Kriege bewiesenen Vaterlandsliebe willen schätzte, so würden Sie sich eine öffentliche Rüge zugezogen haben. Nehmen Sie das nicht übel Ihrem Sie hochschätzenden Hinterwäldler .«
     
    Ich nahm diesen Brief anfänglich leicht und glaubte mich mit meinem »Wer war er?« immer noch in gutem Recht. Aber allmählich sollt ich doch meines Irrtums gewahr werden. Der Saint-Louis-Brief kam durch mich selber in die Öffentlichkeit, und ich mußte mich alsbald überzeugen, daß alle Welt auf die Seite Rösels und seines hinterwäldlerischen Advokaten und nicht auf die meinige trat. In der »National-Zeitung« erschien ein kleiner Artikel Adolf Stahrs, dem ich nachstehendes entnehme.
    »Der Tadel vom Mississippi her ist doch nicht ganz unberechtigt. F. hätte die Pflicht gehabt, sich besser umzutun und nach einem Manne zu forschen, der noch zu Anfang der vierziger Jahre eine sehr bekannte Berliner Persönlichkeit war. Gottlob Samuel Rösel, Landschaftsmaler und Professor an der Zeichenakademie in Berlin, zählte zu seiner Zeit unter den tüchtigsten Künstlern seines Fachs, und Zelter nennt seine drei im Jahre 1804 ausgestellten Landschaften in dem über die Ausstellung jenes Jahres an Goethe berichtenden Briefe, neben den Landschaften von Hackert, Lütke, Genelli und Weitsch, mit großem Lobe. Der kleine, etwas verwachsene, aber sehr geistreiche und sarkastische Mann war ein intimer Genosse des Zelterschen Kreises, war mit Hegel befreundet und vor allen Dingen ein großer Verehrer Goethes. Es hätte F. nicht unbekannt sein dürfen, daß der größte deutsche Dichter das Andenken des Künstlers Rösel durch zwei seiner anmutigen kleinen Gedichte der Nachwelt zu überliefern für wert gehalten hat. Der Künstler hatte den Großmeister der deutschen Dichtung zu dessen Geburtstage wiederholt mit sinnigen Zeichnungen, unter denen Götz von Berlichingens Burg Jaxthausen, Tassos Geburtshaus in Sorrent und eine Zeichnung des Hofes von Goethes Vaterhause in Frankfurt, beschenkt, und Goethe dankte ihm dafür in mehreren Gedichten, von denen das eine: ›An Professor Rösel‹, mit den Worten beginnt:
    Rösels Pinsel, Rösels Kiel
Sollen wir mit Lorbeer kränzen;
Denn er tat von je so viel,
Zeit und Raum uns zu ergänzen.
    Näheres über die Beziehungen Rösels zu Goethe findet man an verschiedenen Stellen des Goethe-Zelterschen Briefwechsels sowie in den Anmerkungen, welche Herr Geheimrat von Loeper und Dr. Strehlke ihrer vortrefflichen Ausgabe Goethes an den betreffenden Stellen (Teil III, Seite 169, 170 bis 171) beigegeben haben.«
    Und nun war das Eis gebrochen, und Rösel-Briefe kamen von allen Seiten.
    »Es wäre leicht gewesen«, schrieb mir ein Unbekannter, »Sich über R. zu informieren, und der Hinterwäldler hat es mit seinem Vorwurf doch eigentlich getroffen. Rösel war geistreich, witzig, spöttisch, von gediegenem Wissen und vor allem ein kreuzbraver Mann.
    Friedrich Wilhelm IV., welcher ihn lange gekannt und geliebt hatte, nahm den alten, alleinstehenden und schließlich etwas geistesschwach gewordenen Mann nach Charlottenhof hinüber und ließ ihn daselbst mehrere Jahre lang in der Familie des Hofgärtners oder des Kastellans verpflegen. Dies gereicht dem Könige um so mehr zur Ehre, als Rösel, ein echter Sohn der Aufklärungszeit, seine Ansichten, ja, seine Spöttereien niemals verhohlen hatte.«
    Diese Zeilen werden durch eine Stelle bei Varnhagen, Tagebücher II, Seite 75, bestätigt. Es heißt daselbst: »Sonnabend, den 4.  Juni  1842. Der Maler Rösel ist sehr krank. Der König hat ihn nach Charlottenhof eingeladen, die Königin selbst wollte ihn pflegen – zu spät kommt dem armen Manne so viel Huld!« Soweit Varnhagen. Irrtümlich an dieser Notiz ist wohl nur das leis anklagende »zu spät«. Es scheint Rösel zu keiner Zeit an »Huld« und herzlichsten Freundschaftsbeweisen gefehlt zu haben. Einem Sterbenden war nur eben schwer zu helfen.
    Beinah gleichzeitig mit den vorstehenden Zeilen empfing ich die folgenden.
    »Sie werden Ad. Stahrs kleinen Artikel in der ›National-Zeitung‹ gelesen haben. Auch ich entsinne mich Rösels sehr wohl. Er war ein Meister in der Sepiamalerei und hat eine Anzahl seiner Blätter publiziert. Alte Berliner Familien, ich nenne nur Deckers, bewahren manches davon als Andenken, und Rauchs Tochter, Broses, Brendels, Marianne Mendelssohn und die Solmar müssen von ihm zu erzählen wissen. Er war sehr gefürchtet, weil er einen scharfen

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