Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland
Überfluß –
Euch, Ihr Lieben, herzlichen Gruß!
Den 5. März 1829. (Mit einigen Fragmenten aus dem Äskulap-Tempel in Pompeji.)
Gestohlen? So haben wir nicht gewettet.
Ich hab es gefunden und – gerettet.
Den 26. Dezember 1829. Am Tage des heiligen Stephanus, des ersten Märtyrers.
Ich komme bestimmt noch, aber leider erst spät, da ich noch notwendig zu dem Silberpärchen Mendelssohn Bartholdy muß.
Montag, den 19. September 1831
Cholera her, Cholera hin,
Leben, leben ist Gewinn,
Und könnt Ihr mir morgen 'ne Suppe geben,
So möcht ich morgen wohl noch leben.
Mittwoch, den 2. November 1831
Als ich vor zweiundvierzig Jahren nach Berlin kam, gab es eine Gesellschaft, welche sich »la Société du mercredi« nannte und immer donnerstags zusammenkam. Warum sollte es der gütigen Madam Jordan nicht erlaubt sein, ihren Donnerstag auf den Freitag zu verlegen?
Sonntag, den 6. November 1831, am Tage Sankt Leonhard oder Löwenherz.
Am heutigen Tage muß ich mir ein Löwenherz fassen und Dir schreiben, daß ich beim besten Willen nicht kommen kann, da heute zwei ehrenfeste Geburtstagskinder: der alte Hofzimmermeister Glatz und Fräulein Luise Hotho, befeiert werden müssen. Morgen bin ich bei Feilners. 1)
Freitag, den 18. November 1831
Hier, meine teure Fanny, sende ich Ihnen den verheißenen Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller, oder, wenn es die gute Tante so will, zwischen Schiller und Goethe. Strenggenommen gebührt aber diesem letzteren der Vorrang, dieweil durch seine früheren unsterblichen und höchst genialischen Werke der viel jüngere Schiller zum Schreiben und Dichten erst angeregt wurde, Goethe aber die weite Bahn sich selbst eröffnete. Vielleicht söhnt sich Tantchen durch diese Briefe mit dem verhaßten Goethe aus. Ich würde mich über solche Bekehrung herzlich freuen, denn jedes überwundene Vorurteil gewährt einen Triumph.
23. Juni 1832
Ich kann leider nicht kommen. Am Sankt-Johannis-Tage gehöre ich dem Orden an und muß diesen Tag feiern helfen, wie eben jeder gute Christ tun sollte. Denn Johannes der Täufer wurde von oben gewürdigt und berufen, dem Messias den Weg zu bahnen, auf daß der von Gott Gesandte die Menschen zur ewigen Glückseligkeit, das heißt zum Leben in Gott, zurückführe.
Freitag, 4. Januar 1833. Am Tage Methusalem oder Methusalah, der sich bekanntlich schämte, tausend Jahr alt zu werden, und schon im 969sten, in der Blüte des reiferen Mannesalters, das Zeitliche segnete.
Sie fragen, liebe Fanny, was coq-à-l'âne bedeutet? Soviel wie ungereimtes Zeug oder Durcheinander oder Quodlibet. Denn wenn Hahn und Esel sich in die Rede fallen, so kommt nicht viel Gescheites heraus.
13. April 1833
Bin leider immer noch krank. Und hätte doch geglaubt, einen bequemeren Posten verdient zu haben als den eines Nachtwächters. der die Stunden abhusten muß.
Sonntag, den 14. April 1833
Die Grippe nimmt schweren Abschied von mir. Ich kann es ihr nicht verdenken; es ging ihr so gut bei mir. Aber sie muß fort.
Dienstag, 16. April 1833
Es geht endlich besser. Schickt nun nichts mehr für den Kranken. Heute wird Gräfin Sophie Schwerin für mich sorgen und morgen Mendelssohns in der Jägerstraße. Donnerstag komm ich selbst.
In demselben Jahre (1833) machte er eine Sommer-, Studien- und Erholungsreise bis nach Hessen und Westfalen, und im August nach Berlin zurückgekehrt, schrieb er einen langen Reisebrief an seine Freundin Fanny Jordan, die mittlerweile Frau Steuerrätin Hedemann zu Demmin in Pommern geworden war. Der Brief lautet:
»Berlin, 18. August 1833
Mit fast noch größerm Recht als der muskauwitische Fürst Pückler könnte ich seit dem fünften Juli dieses Jahres meine Episteln › Briefe eines Verstorbenen ‹ titulieren, denn an jenem Tage stand mein Leben still, und alle meine Sinne versagten mir den Dienst. Zwar wäre diese Todesart eine ganz exzellente zu nennen gewesen, denn ich verschied in den Armen zweier Exzellenzen: Minister von Klewitz und Generallieutenant Graf von Hacke, auf des letztern Hausflur zu Magdeburg, aber ich bin nicht so eitel und ziehe ein bescheidenes Leben einer glänzenden Todesart vor. Mein alter Freund, der Medizinalrat Dr. Schulz, trat zur rechten Zeit ins Haus, denn der entscheidende Augenblick war nahe, und nur ein Aderlaß konnte mich retten. Die Herren Homöopathen mögen dagegen sagen, was sie wollen, denn alle ihre niedlichen Riechfläschchen und Millionteilchen hätten mich nicht wieder
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