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Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Titel: Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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Kirche, die Körper und Seelen endgültig bindet. Und genauso werden bei der Scheidung die Schicksale endgültig getrennt und auseinandergerissen. Als wir uns scheiden ließen, bildete ich mir keinen Augenblick ein, mein Mann und ich könnten »Freunde« bleiben. Er war natürlich nach wie vor höflich und aufmerksam und auch großzügig, so wie es Sitte und Brauch verlangen. Ich hingegen war weder höflich noch großzügig, sogar den Flügel habe ich mitgenommen, ja, so richtig rachelüstern; am liebsten hätte ich die ganze Wohnung eingepackt, samt Vorhängen und allem. Im Augenblick der Scheidung bin ich zu seiner Feindin geworden, und das bleibe ich auch, solange ich lebe. Mich braucht er nicht zu einem freundschaftlichen Abendessen ins Stadtwäldchen einzuladen, ich bin nicht gewillt, die reizende Frau zu spielen, die zu ihrem Exmann in die Wohnung geht, um nach dem Rechten zu sehen, weil der Diener die Wäsche stiehlt. Meinetwegen mag man ihm alles stehlen, und wenn ich eines Tages höre, er sei krank, dann gehe ich trotzdem nicht hin. Warum? … Weil wir geschieden sind, versteh’s doch. Damit kann man sich nicht abfinden.
    Wart mal, das will ich doch zurücknehmen, das mit der Krankheit. Ich möchte nicht, daß er krank wird. Da würde ich ihn doch besuchen, im Sanatorium. Was lachst du? … Lachst du mich aus? Du meinst, ich hoffe, er würde krank, und ich könnte ihn besuchen? Na klar hoffe ich das. Solange ich lebe, werde ich hoffen. Aber sehr krank soll er doch nicht werden. Wie bleich er war, hast du gesehen? … Seit ein paar Jahren ist er immer so bleich.
    Ich erzähle dir alles. Hast du Zeit? Ich habe sehr viel Zeit, leider.
    Da kommt schon das Eis. Weißt du, es war so, daß ich nach dem Internat in einem Büro arbeitete. Da schrieben wir uns noch, oder? Du bist zwar gleich nach Amerika gegangen, aber eine Zeitlang schrieben wir uns doch noch, drei, vier Jahre lang, glaube ich. Ich erinnere mich, daß zwischen uns eine ungesunde, dumme Backfischliebe war, von der ich jetzt nachträglich nicht sehr viel halte. Offenbar kann man nicht ohne Liebe leben. Damals liebte ich also dich. Außerdem wart ihr reich, wir hingegen waren der Mittelstand, drei Zimmer, Küche, Eingang vom Hinterhaus her. Ich blickte zu dir auf … und unter jungen Leuten ist eine solche Bewunderung schon eine Art Gefühlsbeziehung. Auch ich hatte ein Fräulein, aber bei uns bekam sie das Badewasser second hand, sie mußte nach mir baden. Solche Einzelheiten sind sehr wichtig. Zwischen Armut und Reichtum gibt es erschreckend viele Schattierungen. Und innerhalb der Armut, was meinst du, wie viele Schattierungen es nach unten gibt? … Du bist reich, du kannst nicht wissen, was für ein riesiger Unterschied zwischen monatlich vierhundert und monatlich sechshundert besteht. Zwischen monatlich zweitausend und zehntausend ist der Unterschied nicht so groß. Ich weiß, wovon ich rede. Bei uns zu Hause gab es monatlich achthundert. Mein Mann hatte monatlich sechstausendfünfhundert. Daran mußte man sich gewöhnen.
    Bei ihnen zu Hause war alles ein bißchen anders als bei uns. Wir wohnten in einer Mietwohnung, sie in einer Mietvilla. Wir hatten einen Balkon mit Geranien, sie einen kleinen Garten mit zwei Blumenbeeten und einem alten Nußbaum. Wir hatten einen gewöhnlichen Eisschrank, für den wir im Sommer Eisblöcke kauften, während es bei meinen Schwiegereltern einen kleinen elektrischen Kühlschrank gab, der auch hübsche regelmäßige Eiswürfel herstellte. Wir hatten ein Mädchen für alles, sie ein Ehepaar, Diener und Köchin. Wir hatten drei Zimmer, sie vier, das Entree eingerechnet eigentlich fünf. Sie hatten eben ein Entree, mit hellen Chiffonbezügen an den Türen, wir hatten bloß einen Flur, in dem auch der Eisschrank stand, ein dunkler Pester Flur mit Bürstenablage und altmodischem Garderobenständer. Bei uns gab es ein Dreiröhrenradio, und dieser Apparat, den Vater auf Raten gekauft hatte, »fing« Sendungen, wie es ihm gerade gefiel; sie hingegen hatten ein schrankartiges Möbel, Radio und Grammophon zugleich, das die Schallplatten automatisch abspielte und wechselte und mit dem man sogar Japan hören konnte. Ich war nach dem Prinzip erzogen, daß man sich durchs Leben schlagen muß. Er war nach dem Prinzip erzogen, daß man vor allem leben muß, fein, gesittet, geregelt, weil das am wichtigsten ist. Das sind riesige Unterschiede. Aber damals wußte ich das noch nicht.
    Zu Beginn unserer Ehe sagte mein Mann eines Tages

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