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Gatling Girl

Gatling Girl

Titel: Gatling Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Benson
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1. Kapitel

    Wie ein einsamer Wolf heulte die Dampfpfeife durch die Einöde, als der Zug auf die kleine Bahnstation zurollte. Es war schon eine ziemliche Zeit her, dass eines der Dampfrösser hier vorbeigekommen war, denn eigentlich hatte man diese Strecke schon kurz nach ihrer Eröffnung wieder stillgelegt. Doch nun sollte sie Lok an diesem Ort, der von den Leuten in der Gegend Dead Man's Point genannt wurde Wasser fassen und die Wachmannschaft abgelöst werden. Nur zwei Güterwaggons waren an das schwarze Stahlross angehängt. Auf den ersten Blick wirkten sie wie ein Viehtransport. Doch es waren keine Longhorns, die sich in den Wagen befanden.
    Kaum war der Zug zum Stehen ge kommen, öffneten sich die Türen des zweiten Waggons, und heraus kletterten gut ein Dutzend Männer, um sich die Füße zu vertreten, eine zu rauchen oder anderen Geschäften nachzugehen. Fünf weitere Soldaten befanden sich im Wagen davor, und es hatte die Weisung gegeben, dass sie ihren Posten erst verlassen durften, nachdem die Ablösung übernommen hatte.
    Doch die war weit und breit nicht zu sehen.
    Das verwunderte auch Captain Marten, der den Wachtrupp kommandierte. Missmutig schaute sich der hochgewachsene, dunkelhaarige Mann um, zog dann ein Zigarillo aus der Brusttasche seiner Uniform und schob es sich in den Mundwinkel.
    »Verdammte Schweine rei, wo bleiben die?«, murmelte er vor sich hin, während er ein Streichholz anriss und den Glimmstängel dann anzündete. Tief inhalierte er den Hauch und versuchte so, die aufkommende Unruhe zu unterdrücken.
    Es war eigentlich nicht seine Art, ner vös zu werden. Bei seinen Männern war er als harter Hund bekannt, und bisher hatte er sich auch selbst dafür gehalten. Doch das Ding in dem ersten Waggon machte ihn irgendwie nervös. Eine Wunderwaffe sollte es sein, eine wahre Höllenmaschine, die eine große Anzahl von Geschossen schnell hintereinander abfeuern konnte. Der Erfinder dieser Waffe war ein Mann namens Richard Gatling, und was den Captain beunruhigte, war eigentlich nicht die Waffe selbst. Nein, vor einigen Monaten hatte dieser Mr. Gatling seine Waffe zum Patent angemeldet und eine Annonce in einer der größten Zeitungen der Gegend aufgegeben. Es war so sicher wie das Amen in der Kirche, dass dieses Gerät noch andere Interessenten als die Regierung finden würde.
    Schon als die Waffe verladen wurde, hatte Marten das Gefühl gehabt, dass sie beobachtet wurden. Er hatte einige Leute ausgeschickt, um den Bahnhof abzusuchen, doch gefunden hatten sie nichts. Das Gefühl aber war geblieben. Bis jetzt...
    »Wie es aussieht, hat sich Ihre Ablö sung wohl verspätet«, sagte plötzlich eine Stimme neben ihm. James Marten wirbelte herum, und seine Hand Griff instinktiv nach seinem Revolver. Doch als er das gutmütige und rußige Gesicht des Lokführers sah, zog er sie wieder zurück und atmete tief durch.
    »Sicher sind wir zu früh«, entgegne te er und versuchte, sich seine Anspannung nicht anmerken zu lassen.
    »Zu früh sind wir sicher nicht«, hielt der Lokführer dagegen und zog mit um ständlichen Bewegungen seine Uhr aus der Hosentasche. »Hier, schauen Sie, es ist Punkt Mitternacht. Genauso, wie es vorgesehen war.«
    Im Schein der Zuglaterne konnte der Captain erkennen, dass der Lokführer Recht hatte. Doch wo, zum Teufel, war die Ablösung?
    Da tönte plötzlich Hufgetrappel an sein Ohr. Etwa zwanzig Reiter näherten sich der einsam gelegenen Bahnstation. War das die Ablösung? Sie musste es sein, denn wer sonst würde um diese Zeit an diesem gottverlassenen Ort auftauchen?
    »Das sind Sie!«, sagte Marten zu dem Lokführer, nahm das Zigarillo aus dem Mundwinkel und ging den Reitern entgegen. Im fahlen Mondlicht waren sie zunächst nicht viel mehr als Schemen, doch als sie näher kamen, sah er, dass die Männer Uniformen trugen.
    Es war die Ablösung. Captain Mar ten war erleichtert. Jetzt würde der Transport nicht mehr seine Sache sein.
    Doch kaum hatten sich die Reiter um die Station geschart, griffen sie nach ih ren Waffen. Ohne ein Wort zu sprechen, eröffneten sie das Feuer.
    Marten hatte gar nicht mehr die Zeit, das eiskalte Prickeln in seinem Nacken richtig zu deuten. Während die ersten seiner Männer aufschrien und getroffen zu Boden gingen, griff er nach seinem Revolver und warf sich zu Boden.
    Was, zum Teufel, war in sie gefah ren? Oder hatte er Recht gehabt, und sie waren tatsächlich von irgendwelchen Halunken beobachtet worden?
    Er riss seine Waffe hoch und feuer te

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