Warrior Cats 2. Feuer und Eis
glauben?
Dunkelstreif kam angetrottet und stand neben Tigerkralle. Feuerherz sehnte sich nach Blausterns Weisheit und Fairness, aber sie war weit weg im Lager des DonnerClans. Tigerkralle starrte noch immer drohend auf ihn herab.
Feuerherz holte tief Luft, um irgendetwas zu sagen, da wurde ihm plötzlich klar, dass jede wie auch nur immer geartete Untreue, die er Graustreif zuliebe begangen hatte, für Tigerkralle gar nicht zählte. Das war nicht der wahre Grund, warum der ihn verfolgte. Vielmehr befürchtete Tigerkralle noch immer, dass Feuerherz von Rabenpfote die Wahrheit über Rotschweifs Tod vor all den Monden erfahren haben könnte.
Aber anders als Rabenpfote würde Feuerherz nicht der eigenen Angst nachgeben.
Er blickte den dunklen Stellvertreter herausfordernd an und knurrte: »Ja, die Kriegerin ist entkommen, so wie Streifenstern dir entkommen ist. Warum? Wolltest du, dass ich sie töte?«
Tigerkralles Schwanz peitschte den kalten Boden. »Dunkelstreif sagt, du hast sie nicht einmal gekratzt.«
Feuerherz zuckte die Schultern. »Vielleicht sollte Dunkelstreif hinter der Kätzin herjagen und sie fragen, ob das stimmt!«
Dunkelstreif wollte schon losfauchen, aber er schwieg, als Tigerkralle sagte: »Das braucht er nicht. Er hat mir erzählt, dass dein grauer Freund hinter ihr hergejagt ist. Vielleicht, kann er uns ja sagen, wie zerkratzt sie war.«
Zum ersten Mal, seit sie sich in den Kampf gestürzt hatten, spürte Feuerherz die Kälte des Windes. Das Funkeln in Tigerkralles Auge deutete er als verdeckte Drohung. Hatte der dunkle Krieger Graustreifs Liebe zu Silberfluss erraten? Feuerherz suchte noch nach Worten, als Graustreif auftauchte und sich durch den Lagereingang zwängte.
»Sieh an, wer da kommt!«, schnaubte Tigerkralle. »Willst du ihn fragen, wie es der Kätzin geht? Nein, warte, ich kann mir seine Antwort vorstellen. Er wird einfach sagen, dass er es nicht geschafft hat, sie einzuholen.« Ohne die Verachtung in seinen Augen zu verbergen, stolzierte Tigerkralle davon, mit Dunkelstreif im Schlepptau.
Feuerherz blickte zu seinem Freund hinüber, dessen besorgtes Gesicht gezeichnet war von Erschöpfung. Er trottete über die Lichtung auf ihn zu. War Graustreif immer noch voller Groll wegen seiner Einmischungsversuche? War er wütend, weil er Silberfluss angegriffen hatte, oder dankbar, dass er sie hatte gehen lassen?
Graustreif stand schweigend da mit hängendem Kopf. Feuerherz streckte die Nase vor und berührte sanft die kalte, graue Flanke seines Freundes. Er fühlte ein rumpelndes Schnurren und blickte auf. Auch Graustreif sah ihn an. Seine Augen waren traurig, aber da war keine Spur von dem Zorn, den Feuerherz in letzter Zeit immer darin gesehen hatte.
»Geht’s ihr gut?«, fragte er leise.
»Ja«, flüsterte Graustreif. »Und danke, dass du sie hast gehen lassen.«
Feuerherz blinzelte ihn an. »Ich bin froh, dass sie nicht verletzt ist«, miaute er.
Graustreif blickte ihm in die Augen und sagte leise: »Feuerherz, du hast recht gehabt. Die Schlacht war nicht leicht. Ich hatte ständig das Gefühl, dass ich gegen die Clan-Mitglieder von Silberfluss kämpfe und nicht gegen feindliche Krieger.« Beschämt senkte er die Augen. »Aber ich kann sie trotzdem nicht aufgeben.«
Die Worte des Freundes weckten in Feuerherz böse Vorahnungen und trotzdem hatte er Mitgefühl mit ihm.
»Diese Sache musst du selbst lösen«, sagte er. »Es ist nicht an mir, über dich zu urteilen.« Graustreif blickte auf, als Feuerherz fortfuhr: »Wozu du dich auch entscheidest, ich werde immer dein Freund bleiben.«
Graustreif blickte ihn mit einem Blick voller Erleichterung und Dankbarkeit an. Dann, ohne ein Wort, legten sich die beiden Krieger auf der fremden Lichtung Seite an Seite nieder. Zum ersten Mal nach Monden berührte sich ihr Fell wieder in Freundschaft. Oben bot der schneebedeckte Ginster einen kurzzeitigen Schutz vor dem Sturm, der über ihren Köpfen tobte .
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