Warrior Cats - Staffel 3 Bd. 1 - Die Macht der 3 - Der geheime Blick
wir einen Weg finden, sie nach draußen zu locken«, miaute Farnpelz. »Bestimmt ist sie genauso hungrig wie wir.«
»Wir könnten sie ausgraben«, schlug Löwenpfote vor. »Die flachen Baue sind bestimmt leicht zu erschnuppern.«
»Wahrscheinlich ist der Boden zu hart gefroren«, warf Aschenpelz ein.
»Wie wäre es mit der hohen Buche beim alten Donnerweg?«, schlug Spinnenbein vor. »Da liegen sogar so spät in der Blattleere noch Bucheckern am Boden.«
»Wenn überhaupt, dann wird sich höchstens dort die Beute noch nach draußen wagen«, pflichtete Farnpelz ihm bei.
Er rannte wieder los. Die Patrouille folgte ihm. Distelpfote holte tief Luft und flitzte hinterher. Ob Farnpelz immer ohne Vorwarnung losraste? Und woher wussten die anderen, wann sie ihm folgen mussten? Ihre Muskeln sehnten sich nach einer Pause, aber auf keinen Fall würde sie zugeben, dass sie kaum mithalten konnte.
Als sie weiter vorn Buchenblätter erkannte, wurden ihre Pfoten leichter. Goldbraun wie Farnpelz’ Fell, raschelten sie im Wind. Vor ihr hatte die Patrouille ihr Tempo verlangsamt und schlich nun leise durch den Farn bis zu der kahlen Fläche um den Fuß des Baumes weiter. Distelpfote beobachtete sie ganz genau und machte es ihnen nach.
Schweigend sahen sie zu, wie sich Farnpelz lautlos bis zum letzten Farn weiterbewegte, um dann über die Wedel zu spähen. Distelpfote schlüpfte in die Lücke neben ihrem Mentor.
»Du musst den Schwanz still halten«, flüsterte er.
Distelpfote fiel auf, dass ihre Schwanzspitze vor Aufregung zuckte und die Farnwedel über ihr raschelten. »’tschuldigung«, hauchte sie.
Der Rest der Patrouille hatte sich am Rand des Farns aufgereiht, alle Augen fixierten angestrengt den mit Laub übersäten Boden um den Baum.
»Ich sehe etwas«, fauchte Löwenpfote.
Distelpfote suchte den Waldboden ab, konnte aber nichts entdecken. Dann folgte sie Löwenpfotes Blick. Er starrte auf ein einzelnes Blatt, das neben einer herausragenden Wurzel am Boden wackelte. War das wirklich Beute? Sie nahm Witterung auf. Außer dem würzig-erdigen Geruch nach Laub fiel ihr zunächst nichts auf. Und dann roch sie Maus.
Ihr zuckender Schwanz setzte die Farnwedel wieder raschelnd in Bewegung. Das Blatt flog hoch und Löwenpfote schoss aus seiner Deckung darauf zu.
»Zu spät«, schimpfte er, als seine Pfoten ihr Ziel verfehlten. Er funkelte Distelpfote an. »Du hast sie aufgescheucht!«
Distelpfote bekam heiße Ohren. »Tut mir leid.«
»Sei nicht so streng mit ihr«, rügte Aschenpelz. »Es ist ihre erste Jagd.«
Löwenpfote machte ein betroffenes Gesicht. »Schon gut, Distelpfote. Ich hab mich bloß geärgert, weil ich nicht schnell genug war.«
»Für mich sahst du ziemlich schnell aus!«, sagte Distelpfote.
»Schnell genug bist du erst, wenn du die Maus auch erwischst«, miaute Mauspfote.
»Seid still, sonst wird sich für den Rest des Tages kein Lebewesen mehr aus seinem Bau wagen«, befahl Farnpelz.
Löwenpfote huschte zurück in den Farn und die Katzen der Patrouille nahmen ihre Plätze wieder ein.
Distelpfote tat der Rücken weh, weil sie so lange auf demselben Fleck gekauert hatte. Löwenpfote hatte seine Maus schließlich doch noch erwischt. Aschenpelz erlegte eine Wühlmaus und Mauspfote schlich sich an einen Sperling an, der von Baum zu Baum hüpfte.
»Du bist dran«, miaute Farnpelz Distelpfote leise ins Ohr.
Sie straffte die Schultern an. »Soll ich wirklich?« Vermutlich würde sie ihre Beute eher verscheuchen als fangen.
»Beim Zuschauen lernst du nicht so viel wie bei einem eigenen Versuch«, antwortete Farnpelz.
Distelpfote blickte zu den hohen Ästen der Buche auf. Der Boden unter dem Baum roch immer noch nach Blut. Sicher war Beute nicht so dumm, sich dort herumzutreiben, wo Löwenpfote und Aschenpelz getötet hatten?
»Sollten wir es nicht woanders versuchen?«, schlug sie vor.
»Denk an die Bucheckern«, erinnerte sie Farnpelz. »Ein hungriges Wesen riskiert viel für ein bisschen Nahrung.«
Distelpfote konzentrierte sich auf das Wurzelwerk des Baumes. Dort bewegte sich wieder ein Blatt. Sie schoss aus dem Farn und warf sich darauf. Schweren Herzens musste sie erkennen, dass sich der Boden unter ihren Pfoten platt und leblos anfühlte. Außer einem toten Blatt, das im Wind flappte, hatte sie nichts gefangen.
Beschämt drehte sie sich nach ihren Clan-Gefährten um. Graustreifs Schnurrhaare zuckten.
Millie warf ihrem Gefährten einen scharfen Blick zu. »Das macht jede Katze am Anfang
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