Warrior Cats - Staffel 3 Bd. 1 - Die Macht der 3 - Der geheime Blick
seiner großartigen Bestimmung zur Heiler-Katze. Tüpfelblatt hatte ihn nicht davor gewarnt, dass sich in seinem Leben künftig eine langweilige Routinearbeit an die andere reihen würde.
Blattsee stolzierte angespannt zum Bau zurück. Häherpfote tappte missmutig hinterher. In ihrem Kopf braute sich ein Vortrag zusammen, der wie ein bevorstehendes Gewitter in der Luft lag, und so schob er sich zögernd durch den Brombeervorhang und setzte sich.
»Du lässt dich wie eine kleine, finstere Wolke durch das Lager treiben und scheinst nur nach jemandem zu suchen, an dem du deinen Groll auslassen kannst«, fauchte Blattsee.
»Mir ist langweilig!«, schimpfte Häherpfote.
Die Verzweiflung seiner Mentorin flammte auf. »Allmählich müssen alle glauben, ich hätte dich gezwungen, Heiler-Schüler zu werden!«
»Gezwungen hast du mich nicht«, räumte Häherpfote ein. »Du hast es aber von Anfang an gewollt, nicht wahr?« Er schlug mit dem Schwanz. »Bist du jetzt zufrieden?«
»Höre ich mich so an?«, konterte Blattsee. Häherpfote spürte die Wut, die unter ihrem Pelz brannte. Warum war sie so böse auf ihn? Konnte sie sich nicht vorstellen, dass er sich mehr vom Leben versprochen hatte?
»Du hast es leicht«, blaffte er. »Du wolltest immer Heiler-Katze werden!«
»Und du nicht?«
»Es ist meine Bestimmung«, murmelte er. »Mit Wollen hat das anscheinend nichts zu tun.«
»Dann finde dich damit ab!«, knurrte Blattsee mitleidlos.
Unglücklich tappte Häherpfote zu dem Haufen Gänsefingerkraut und begann, die Blätter von den Stielen zu zupfen. Er riss sie so nachlässig ab, dass große Reste daran hängen blieben. Blattsee seufzte und setzte sich neben ihn. Wortlos machte sie sich daran, die Blattreste abzubeißen. Jede ihrer kleinen, stillen Bewegungen zeigte, wie enttäuscht sie war. Häherpfote wurde von seinem schlechten Gewissen geplagt. Er wünschte sich, er könnte die richtigen Worte finden, um zu erklären, warum er so frustriert war, wusste aber, dass er die Lage mit jedem Wort nur noch schlimmer machen würde. Was würde sie sagen, wenn sie wüsste, wie schwer es ihm gefallen war, seinen Traum vom Krieger aufzugeben? Und noch dazu für ein Leben wie dieses, in dem er Kräuter sortieren und sich um Schrammen und Bauchschmerzen kümmern musste!
»Blattsee?« Sturmpelz steckte seine Nase in den Bau. Häherpfote roch die säuerlichen Ausdünstungen seiner eitrigen Schulterwunde. Er hatte vergessen, die neue Paste aufzutragen. Schuldbewusst fuhr er mit dem Kopf herum.
»Hast du Sturmpelz’ Schramme nicht versorgt?«, erkundigte sich Blattsee.
»Du hattest mir befohlen, mitzukommen«, erinnerte er sie.
»Das stimmt.« Sie seufzte. »Schon gut. Ich mache es selbst. Ruh dich aus. Heute ist Halbmondnacht. Wir werden mit den anderen Heiler-Katzen zum Mondsee reisen.«
Lichtherz lag neben Wolkenschweif beim Halbfels und wusch sich. Ihre verletzten Gefühle stachen Häherpfote wie Dornenstiche unter den Pfoten, während er am Ausgang auf Blattsee wartete. Feuerstern hatte Lichtherz versprochen, dass sie Mentorin von Eisjunges oder Fuchsjunges werden durfte, wenn die beiden so weit waren, aber den Verlust ihres ersten Schülers Häherpfote hatte die Kriegerin trotzdem noch nicht überwunden.
»Wenn du sie anstarrst, wirst du sie auch nicht dazu bringen, dir zu verzeihen.« Blattsees Miauen hatte Häherpfote überrascht, der so intensiv über Lichtherz nachdachte, dass er nicht gehört hatte, wie sich seine Mentorin genähert hatte.
»Aber wenn ich mit ihr reden will, weigert sie sich, mich anzuhören«, beklagte sich Häherpfote. »Sie wechselt einfach das Thema oder findet eine Ausrede und geht weg.«
»Sie wird dir zuhören, wenn sie so weit ist«, tröstete Blattsee. »Sie hatte kämpfen müssen, um ihren Clan-Gefährten zu beweisen, dass sie genauso gut ist wie sie, und jetzt muss sie sich fühlen, als hätte sie eine Schlacht verloren.«
»Ich wollte ihr nie wehtun.«
»Manche Katzen brauchen länger, um sich mit ihren Schwä-chen abzufinden und ihre Stärken zu erkennen«, miaute Blattsee. »Und bis dahin empfinden sie jede Kränkung wie eine Wunde, an der eine raue Zunge leckt.«
Häherpfote wusste, dass Blattsee ihm helfen wollte, Lichtherz’ Zorn besser zu verstehen, aber das interessierte ihn gerade nicht. Er wollte endlich das Lager verlassen. Er war seit Tagen nicht weiter als bis zur Himmelseiche gekommen und jetzt juckten seine Pfoten, die sich endlich auf den Weg zum Mondsee machen
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