Warte auf das letzte Jahr
»Entweder Sie nehmen’s oder Sie lassen’s sein; mir ist es gleich.«
»Ich nehme es«, erklärte Eric und folgte ihm in die Geschäftsräume. Als der Mann ihm das Geld auszahlte – es waren sonderbare, unbekannte Scheine, die Eric noch nie gesehen hatte –, kam ihm eine weitere Frage in den Sinn. »Was ist aus Gino Molinari geworden?«
Der Mann blickte auf. »Er wurde umgebracht.«
»Erschossen?«
»Ja, mit altmodischen Bleikugeln. Ein Fanatiker hat ihn erwischt. Wegen seiner großzügigen Einwanderungspolitik; er hat den Riegs erlaubt, sich hier auf der Erde niederzulassen. Es gab damals eine Rassistengruppe, die sich sonderbare Gedanken über die Verunreinigung der Rasse machte … als ob Riegs und Menschen miteinander Kinder zeugen könnten.« Er lachte.
Das, dachte Eric, könnte dann also die Welt sein, aus der jener von Kugeln zerfetzte Leichnam Molinaris stammt, den Festenburg mir gezeigt hat. Der tote Gino Molinari, der verkrümmt und blutbefleckt in seinem heliumgefüllten Sarg liegt.
Hinter ihm erklang eine trockene, nüchterne Stimme. »Wollen Sie nicht versuchen, Dr. Sweetscent, das Gegenmittel für JJ-180 auch Ihrer Frau mitzubringen?«
Es war ein völlig augenloser Organismus, und sein Anblick erinnerte ihn an ein Kindheitsbild: Überreife Birnen, die im dürren Gras lagen, bedeckt von zerknüllten gelben Jacken und einen süßen fauligen Gestank ausströmend. Die Kreatur besaß eine annähernd kugelförmige Gestalt und war von einem Panzer umhüllt, der ihren weichen Körper schmerzhaft zusammenpressen mußte; zweifellos benötigte sie diese Ausrüstung, um sich auf der Erde aufhalten zu können. Doch er fragte sich, ob dies eine solche Qual wert war.
»Ist er wirklich ein Zeitreisender?« fragte der Mann an der Kasse und sah zu Eric hinüber.
Der kugelförmige Organismus, gefangen in seinem Plastikpanzer, antwortete mit seinem elektronischen Sprechapparat: »Ja, Mr. Taubman, er ist ein Zeitreisender.« Er driftete auf Eric zu, verharrte dann dreißig Zentimeter über dem Boden schwebend und gab einen undeutlichen, schmatzenden Laut von sich, als ob er eine Flüssigkeit durch seinen hydraulischen Bewegungsapparat pressen würde.
»Dieser Bursche«, wurde Eric durch Taubman informiert, »stammt von Beteigeuze. Er heißt Willi K und ist einer unserer besten Chemiker.« Er verschloß die Kasse. »Er ist ein Telepath – wie sie alle. Es macht ihnen Spaß, in unseren Gedanken und in denen der Riegs herumzuschnüffeln, aber sie sind harmlos. Wir mögen sie.« Er ging zu Willi K hinüber, bückte sich und sagte: »Hören Sie, wenn er ein Zeitreisender ist – ich meine, können wir ihn dann so einfach hinausspazieren lassen? Kann er uns nicht gefährlich werden oder aber auch von Nutzen sein? Sollten wir nicht zumindest die Stadtpolizei herbeirufen? Ich dachte bis eben, er sei verrückt oder wolle mich auf den Arm nehmen.«
Willi K trieb näher zu Eric heran und zog sich dann wieder zurück. »Es gibt keine Möglichkeit, ihn hierzubehalten, Mr. Taubman. Sobald die Drogenwirkung nachläßt, wird er in seine eigene Zeit zurückkehren. Allerdings würde ich ihn gern bis zu einem gewissen Grad befragen, solange er noch hier ist.« Zu Eric gewandt sagte er: »Falls Sie nichts dagegen einzuwenden haben, Sir.«
»Ich weiß nicht«, brummte Eric und rieb über seine Stirn. Es hatte ihn vollkommen überrascht, als Willi K Kathys Namen erwähnte. Es hatte ihn völlig verwirrt, und er verspürte jetzt nur noch den Wunsch, von hier fortzukommen – er war nicht neugierig auf diese Welt; sie interessierte ihn nicht mehr.
»Ich fühle mit Ihnen«, erklärte Willi K. »Und ich muß Ihnen gestehen, daß ich Ihre Erlaubnis nicht benötige; alles, was ich wissen will, erfahre ich auch so. Allerdings hoffe ich, Ihnen auch einige Antworten auf Ihre Fragen geben zu können, indem ich meinen Wissensdurst stille. Zum Beispiel Ihre Frau. Sie empfinden ihr gegenüber eine Reihe gegensätzlicher Gefühle, hauptsächlich Furcht, dann Haß und ein nicht zu unterschätzendes Quantum ungebrochener Liebe.«
»Großer Gott«, stieß Taubman hervor, »wie gern diese Beteis sich doch als Psychologen betätigen. Wahrscheinlich ist dies bei Telepathen eine zwangsläufige Folge; ich glaube nicht, daß sie etwas dagegen unternehmen könnten, selbst wenn sie wollten.«
Er glitt näher und war offenbar an Willi Ks weiteren Feststellungen interessiert.
» Kann ich denn Kathy das Gegenmittel mitbringen?«
»Nein, aber Sie
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