Warte auf das letzte Jahr
können sich die Formel merken«, erwiderte Willi K. »So daß die Hazeltine Corporation die Substanz in Ihrer Zeit herstellen kann. Aber ich glaube nicht, daß Sie das wollen. Ich werde Sie nicht dazu drängen … und ich kann Sie nicht zwingen.«
»Sie meinen, seine Frau ist ebenfalls süchtig nach JJ-180«, fragte Taubman, »und er versucht nicht einmal, ihr zu helfen?«
»Man merkt, daß Sie nicht verheiratet sind«, bemerkte Willi K. »In der Ehe manifestiert sich der größte Haß, den Menschen füreinander überhaupt empfinden können, und dies liegt vielleicht am ständigen Zusammensein und vielleicht auch daran, daß man sich einst geliebt hat. Die Intimität untereinander existiert noch immer, auch wenn die Liebe verschwunden ist. Und so tritt der Wille zur Macht ans Tageslicht, der Wunsch, den anderen zu beherrschen.« Zu Taubman sagte er: »Seine Frau Kathy hat ihn süchtig gemacht, deshalb sind seine Gefühle auch leicht zu verstehen.«
»Ich hoffe«, erklärte Taubman, »daß ich nie in eine derartige Lage kommen werde. Wie schrecklich muß es sein, jemanden zu hassen, den man einst geliebt hat.«
Die Rieg hatte sich ihnen ebenfalls genähert und verfolgte das Gespräch, das auf der Oberseite ihrer Translatorbox wiedergegeben wurde. Jetzt ließ sie einen Kommentar aufblitzen.
HASS UND LIEBE LIEGEN ENGER BEIEINANDER ALS DIE MEISTEN MENSCHEN AHNEN
»Haben Sie noch eine Zigarette für mich, Mr. Taubman?« erkundigte sich Eric.
»Klar.« Taubman gab ihm die Packung.
»Am interessantesten erscheint mir die Tatsache«, bemerkte Willi K, »daß Dr. Sweetscent aus einem Universum stammt, in dem ein Bündnis zwischen der Erde und dem Lilistern besteht. Und daß in seiner Gegenwart, dem Jahr 2055, ein Krieg im Gange ist, den sie langsam, aber sicher verlieren. Natürlich ist dies nicht unsere Vergangenheit, doch sie existiert tatsächlich. Und in seinem Bewußtsein stieß ich auf einen geradezu erschreckenden Gedanken: Er glaubt, daß der oberste Kriegsherr der Erde, Gino Molinari, bereits über die Paralleluniversen informiert ist und diese Tatsache seinen direkten politischen Zielen zunutze gemacht hat.« Willi K schwieg für einen Moment und erklärte dann: »Nein, Dr. Sweetscent, nachdem ich Ihre Erinnerung an Molinaris Leichnam durchleuchtet habe, bin ich mir vollkommen sicher, daß er nicht aus unserer Welt stammt; natürlich, Molinari ist einem Attentat zum Opfer gefallen, aber Ihr Erinnerungsbild an jene Leiche weist einen kleinen, aber wichtigen Unterschied auf. In unserer Welt wurde der Generalsekretär mehrmals im Gesicht getroffen; sein Kopf wurde zerstört. Der Leichnam, den Sie sich angeschaut haben, sah nicht so mitgenommen aus, und ich nehme an, daß er aus einer anderen Welt stammt, in der er ebenfalls ermordet wurde und die der unseren ähnelt, ohne aber mit ihr identisch zu sein.«
»Und aus diesem Grunde sind auch so wenige Zeitreisende hier aufgetaucht«, stellte Taubman fest. »Sie haben sich über alle möglichen Zukünfte verteilt.«
»Und was den gesunden, tatkräftigen Molinari betrifft«, fuhr Willi K nachdenklich fort, »so glaube ich, daß auch er aus einem alternativen Universum kommt. Selbstverständlich haben Sie schon begriffen, Doktor, daß all dies voraussetzt, daß Ihr Generalsekretär selbst schon JJ-180 genommen hat; aus diesem Grunde haftet seiner Drohung, Sie zu töten, sollten Sie süchtig werden, eine gewisse grausame Heuchelei an. Aber ich nehme an, und verschiedene Anhaltspunkte in Ihrem Gedächtnis unterstützen diese Vermutung, daß er ebenfalls über das von den Sternmenschen entwickelte Gegenmittel verfügt, das Sie soeben genommen haben. So braucht er sich keine Sorgen zu machen und kann sich frei von Welt zu Welt bewegen.«
Der Maulwurf, erkannte Eric, hätte Kathy und mir jederzeit das Gegenmittel geben können.
Enttäuschung über Gino Molinari erfaßte ihn; er hatte ihn für menschlicher gehalten. Er hat nur mit uns gespielt, sagte er sich. Er ist, wie Willi K schon sagte, ein grausamer Heuchler.
»Warten Sie«, riet Willi K. »Wir wissen nicht, was er vorhat; er hat soeben erst von Ihrer Abhängigkeit erfahren, und da litt er gerade wie gewöhnlich an einem Anfall seiner zahlreichen chronischen Krankheiten. Vielleicht hätte er Ihnen das Gegenmittel rechtzeitig gegeben.«
KÖNNTEN SIE DIESE DISKUSSION ERKLÄREN?
Die Rieg-Empfangsdame und auch Taubman hatten den Überblick über das Gespräch verloren.
»Würden Sie sich zutrauen, die
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