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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Sechzigerjahren das „Golden Age of Marriage“: Zu dieser Zeit erlebte die klassische Rollenaufteilung einen Aufschwung – die Anzahl der Burnout- bzw. Neurasthenie-Fälle sank. Der Prozess der Rollenumwälzungen flaute ab. Hatten in den Kriegs- und frühen Nachkriegsjahren die Frauen gar keine andere Chance, als „ihren Mann zu stehen“, weil die Männer zerschunden oder vermisst waren, fielen sie bald wieder in alte Muster und Rollenbilder zurück. Die Fünfziger- und Sechzigerjahre waren in Deutschland davon geprägt, dass Ehe und Familie die festen Institutionen der Gesellschaft bildeten. Die Rollenverteilung war klar und eindeutig: Der Mann geht zur Arbeit, die Frau bleibt zu Hause. Frustration ja, auch „Frauengold“, aber von Burnout, Neurasthenie oder Ähnlichem keine Spur ...
    Heute können junge Frauen über Publikationen wie „Das goldene Buch der Frau“ nur schmunzeln. Aber die Statistiken aus der Zeit, in der diese Regeln galten, sprechen eine deutliche Sprache: Wenn die eigene Rolle klar beschrieben ist und Sicherheit verleiht, dann sinkt die Gefahr auszubrennen.
Ausgebrannte Vorreiter
    Kein Blick zurück ohne den Blick nach vorn. Ich frage mich: Wie sieht es bei den Vorreitern in Sachen Gleichberechtigung aus? Die Vorreiter, das sind die nordischen Länder: Das erste Frauenwahlrecht in Europa wurde 1906 in Finnland eingeführt, Norwegen folgte 1913, dann Dänemark 1915. Die skandinavischen Länder sind bis heute die Orte auf der Welt, an denen die Gleichstellung der Frau am weitesten vorangeschritten ist. Norwegen war 2003 der erste Staat, der im Gesellschaftsrecht eine gesetzliche Quotenregelung für die Besetzung von Aufsichtsräten in Unternehmen einführte. Dieser Schritt hat eine breite Debatte auch in anderen Staaten ausgelöst. Seit 2004 ist in Norwegen per Gesetz verankert, dass 40 Prozent der Manager in den Vorständen aller staatlich kontrollierten Unternehmen und in allen öffentlichen Gremien weiblich sein müssen. Das Gesetz wurde beschlossen, und die Wirtschaft hatte zwei Jahre Zeit, die Auflagen umzusetzen. Ein breit ausgebautes Krippen- und Kinderbetreuungsnetz sorgt für eine sehr hohe Frauenarbeitsquote; es wird beiden Eltern leicht gemacht, berufstätig zu sein. Das klingt erst einmal sehr engagiert und im Sinne der Gleichberechtigung erfreulich. Irgendwie scheinen die Skandinavier bereits dort angekommen zu sein, wo wir unter großen Veränderungsschmerzen erst hinwollen.
    Allerdings: Der Preis könnte erschreckend hoch sein. Denn wenn es stimmt, dass die Emanzipationsbewegung zu Rollenunsicherheit und die wiederum zu Burnout führt, dann müsste die Burnout-Rate in den Ländern mit weit fortgeschrittener Gleichberechtigung höher sein. Nun, wenn es noch eines Beleges bedurfte: Die Burnout-Rate in den skandinavischen Ländern liegt weit über dem Durchschnitt! Laut einer OECD-Studie scheiden in keinem anderen Land der Welt so viele Menschen mit der Diagnose Burnout aus dem Arbeitsleben aus wie in Dänemark.
    Nach all diesen Hinweisen, Belegen und Argumenten, die ich in diesem Buch angeführt habe, behaupte ich: Je stärker die gesellschaftlichen Veränderungen, die die Emanzipationsbewegung der Frauen mit sich bringt, vorangeschritten sind, desto größer ist die Rollenunsicherheit der Menschen. Und diese Rollenunsicherheit ist die eigentliche Grundlage für das Phänomen Burnout.
    Wohlgemerkt: Mir geht es hier nicht um die Renaissance einer veralteten Rollenverteilung, sondern um die Diagnose des Problems. Wenn Rollen ins Wanken geraten, dann geraten auch die Menschen ins Wanken, daran habe ich mittlerweile keine Zweifel mehr.
    Die Frage ist nur: Was machen wir jetzt mit dieser Erkenntnis? Niemand kann und will zurück in die Fünfzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts. Gleichzeitig können wir es uns aber einfach nicht mehr leisten, immer weiter an den Symptomen herumzudoktern und die eigentliche Ursache links liegen zu lassen. Wie kann ein Ausweg aussehen? Resignation kommt jedenfalls nicht infrage!

Kapitel 10
Warum Burnout nicht vom Job kommt
    Wenn ich heute einen Haushaltsreiniger im Supermarkt kaufen möchte, muss ich nicht mehr nur wissen, ob er für Bad, Küche oder Fußboden sein soll. Früher war das Putzmittelregal 80 Zentimeter breit, heute füllen die Produkte ganze Gänge. Ich kann und muss mich dauernd entscheiden: Will ich Zitrus oder Lavendel, will ich öko oder billig, will ich schick verpackt oder mit Option auf Nachfüllpackungen. Ein einziger Punkt

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