Warum faellt das Schaf vom Baum
steuert unsere Primärbedürfnisse zur Arterhaltung und Selbsterhaltung, also Sicherung von Nahrung, Schutz, Rangordnung |49| in der Gruppe, Verteidigung des Territoriums und Sexualität. In dieser Gehirnregion finden die spontanen Reaktionen statt. Die Fähigkeit zu instinktiven, reflexartigen Entscheidungen ›aus dem Bauch‹ ist hier angesiedelt und diese Hirnregion besitzt nur wenig Möglichkeiten, sich weiter zu entwickeln und neue Erfahrungen aufzunehmen.
Das Zwischenhirn, das so genannte limbische System, entwickelte sich in der Phase der frühen Säugetiere und legt sich wie ein Saum (lat. limbus) um das Kernhirn. Hier sind die Gefühlsregungen angesiedelt, die unsere zwischenmenschlichen Beziehungen regeln, die Verbindung zu uns nahe stehenden Personen. Dieses System verfügt über genügend Speicherkapazitäten für eine Weiterentwicklung durch externe Einflüsse.
Das Großhirn, das in der Lage ist, die Struktur von Kern- und Zwischenhirn zu beeinflussen, besteht aus zwei physiologischen Hemisphären, die durch ein komplexes Netzwerk, das Corpus Callosum, miteinander verbunden sind.
Prof. Roger Sperry, Neurophysiologe am California Institute of Technology, fand heraus, dass die beiden Gehirnhälften sich deutlich voneinander unterscheiden und dass den beiden Hemisphären unterschiedliche geistige Aktivitäten zuzuordnen sind. Für diese Entdeckung erhielt er 1981 den Nobelpreis für Medizin.
Die linke Gehirnhälfte gilt seitdem als Sitz des rationalen, logischen Denkens, also von Logik, Sprache, Analyse, Linearität, Folgen, Zahlen und so weiter. Hier werden zum Beispiel mathematische Aufgaben gelöst und hier befinden sich auch die Regionen zum Abspeichern von Fakten wie historische Daten oder Telefonnummern.
Die rechte Gehirnhälfte ist dagegen überwiegend zuständig für Emotionen, Kreativität, Mimik, Gestik, Musik und räumliche Orientierung. Nach Sperry steuert diese Hirnhälfte unsere Fantasie und Wachträumerei, unter anderem die Wahrnehmung von Farbe, Raum, Dimension, Rhythmus, Gesamteindrücken und Bildern.
Mittlerweile geht die Wissenschaft davon aus, dass die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns viel umfassender ist als von Sperry angenommen. Denn mithilfe der heutigen technischen Verfahren wie Computer- oder Kernspintomographie können die Wissenschaftler dem Menschen |50| quasi beim ›Denken‹ zuschauen, da sich – je nach Aufgabenstellung – die jeweils aktivierten Zonen des Gehirns farblich auf dem Bildschirm abzeichnen. Aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse geht man mittlerweile davon aus, dass die rechte und linke Hirnhälfte zwar unterschiedliche Aufgaben erfüllen, dass sie sich aber nicht völlig spezialisiert haben. Das heißt, dass je nach Aufgabe zwar ein Schwerpunktbereich des Hirns aktiviert wird, gleichzeitig aber auch verschiedene Regionen der andere Hemisphäre – in schwächerer Form – beteiligt werden.
Bei diesen Untersuchungen zeigte sich auch, dass sich die gleichzeitige Beanspruchung beider Hemisphären positiv auf die jeweilige Entwicklung einzelner Funktionen in den beiden Hirnhälften auswirkt und sich somit die Leistungskapazität des Großhirns insgesamt erhöht.
Dies kann ich aus meiner eigenen Erfahrung bei den Gedächtnisweltmeisterschaften bestätigen. Durch mein mehrjähriges Gedächtnistraining hat sich meine allgemeine Merkfähigkeit bedeutend gesteigert, auch bei Aufgaben, bei denen ich keine Mnemotechniken anwende. Sonst wäre es nicht möglich gewesen, in der Disziplin Text beziehungsweise Gedicht, also dem Memorieren einer allen Teilnehmern unbekannten Aufgabe, für die es – in meinen Augen – keine sinnvolle Technik gibt, so große Erfolge zu erzielen. So gewann ich 2001 in London diese Disziplin nicht nur bei den Junioren, sondern auch in der Gesamtwertung und belegte letztes Jahr in Kuala Lumpur den zweiten Platz. Allerdings sprach mich der Inhalt dieser Texte wirklich sehr an, sodass ich beim Memorieren Spaß hatte und hoch konzentriert war.
Die Struktur unseres Gedächtnisses
Manchmal fluchen Sie vielleicht, weil Sie wieder einen wichtigen Termin verschwitzt haben, aber stellen Sie sich einmal vor, Sie würden nichts von dem vergessen, was Sie in Ihrem Leben erfahren. Alle guten, alle schrecklichen Erlebnisse wären in Ihrer Komplexität auf ewig präsent |51| . Ich denke, es ist ganz gut, dass das Gehirn uns den Schutz anbietet, manche Erinnerungen, vor allem peinliche Erlebnisse, vergessen zu können. Aber es ermöglicht uns
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