Warum faellt das Schaf vom Baum
kommt. Die Fantasie, die im Elternhaus oder Kindergarten durch Vorlesen und Märchen erzählen, Geschichten ausdenken, Basteln und Spielen angeregt und gefördert wurde, spielt während der Schulzeit keine große Rolle mehr. Der Schwerpunkt der Lehrpläne liegt auf den Fächern, die das logische Denken trainieren wie Mathematik, Sprachen und Naturwissenschaften, und leider wird im Unterricht die Fantasie der Schüler nicht weiter gepflegt und auch nicht als Möglichkeit der Wissensvermittlung eingesetzt. Nach der Erfahrung meiner ersten Schuljahre werden Schüler von Lehrern auch zu selten aufgefordert und unterstützt, sich Stoff selbstständig zu erarbeiten, Aufgaben ohne einen vorgegebenen Lösungsweg zu bewältigen, sich in Gruppenarbeit einzelner Aufgabengebiete |14| anzunehmen und zu präsentieren, eventuell in anderen Klassen oder sogar an anderen Schulen. Ein solcher Austausch würde nicht nur die Fantasie der Schüler beflügeln, sondern zusätzlich auch Abwechslung in den Schulalltag bringen.
Wenn ich mich mit anderen darüber unterhalte, wie das Merken mit der Fantasie zusammenhängt und wenn ich ein paar Beispiele nenne, wie diese zahlreichen Bilder vor meinem inneren Auge entstehen, höre ich oft: »Auf so eine Idee oder so ein verrücktes Bild würde ich nie kommen!«
Aber genau das ist das Problem. Durch das riesige Medienangebot, das uns heute umgibt, wird uns eine solche Vielzahl an Bildern vermittelt, dass die eigene Fantasie immer weniger gefordert und somit auch nicht gefördert wird. Beim Gedächtnistraining ist jedoch Fantasie gefragt, um immer wieder neue Bilder in Ihrem Kopf entstehen zu lassen. Sie lernen, mit Gedanken und Ideen zu spielen und wieder ein bisschen mehr zu träumen. Auf diese Weise öffnen sich Ihnen viele andere und neue Wege, eine Aufgabe zu bewältigen oder Probleme zu lösen, sowohl auf beruflicher Ebene als auch in Ihrem alltäglichen, privaten Leben.
Nutzen Sie Ihre Fantasie auch als Entspannungsmittel. Nehmen Sie sich zum Beispiel wenige Minuten Zeit, wenn Sie nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommen. Setzen oder legen Sie sich bequem hin und lassen Sie Ihren Gedanken einfach mal wieder freien Lauf. Erinnern Sie sich an Ihren letzten Urlaub oder an andere schöne Erlebnisse. Schließen Sie die Augen und versuchen Sie, sich die Orte oder Gelegenheiten vor Augen zu führen, mit denen Sie angenehme Erinnerungen verbinden. Sie hören den Wind wehen und spüren die warme Sonne auf Ihrer Haut. Oder Sie planen in Gedanken Ihren nächsten Urlaub oder einfach ein gemeinsames Essen mit guten Freunden. Dies sind bereits angenehme Übungen, die sie auf ein erfolgreiches Gedächtnistraining vorbereiten.
|15| 3. Sie entfalten Ihre Kreativität
Kreativität ist mittlerweile eine der gefragtesten Eigenschaften im Berufsleben. Aber was ist das eigentlich genau? Als ich klein war, dachte ich immer, dass nur Künstler und Wissenschaftler ›kreativ‹ sind. Heute bin ich überzeugt, dass in jedem von uns seine eigene, auf seinen Stärken basierende Kreativität steckt, die nur gefordert und gefördert werden will. Kreativität ist meiner Meinung nach immer ausbaufähig und es gibt viele Möglichkeiten, sie zu trainieren. Viele vergessen jedoch dabei, dass Fantasie und Kreativität unmittelbar zusammengehören. Wie kann man jedoch Kreativität entfalten, wenn man verlernt hat, ein bisschen verrückt zu sein, rumzuspinnen und sich etwas Zeit zu nehmen, um seiner Fantasie Raum zu geben?
Eine Möglichkeit wird Ihnen in diesem Buch vorgestellt. Denn durch die Bilder oder Geschichten, die beim Gedächtnistraining in Ihrem Kopf entstehen, wird Ihnen (wieder) bewusst, dass es Hunderte verschiedener Möglichkeiten gibt, sich ein Bild von etwas zu machen. Vorstellungen, Eindrücke und Empfindungen sind immer wieder neu miteinander kombinierbar, können immer wieder auf andere Weise mit neuen Informationen verknüpft werden. Durch diese Erkenntnis können sich auch in anderen Bereichen ganz neue Sicht- und Denkweisen entwickeln. Und Sie werden flexibler und aufgeschlossener an neue Aufgaben herangehen. Ein kleines Beispiel zur Demonstration: Nehmen Sie vier konkrete Worte wie Hund, Auto, Berg, Teppich oder abstrakte Begriffe wie Ungläubigkeit, Temperatursturz, Hoffnung, Universalgenie und versuchen Sie, aus diesen Begriffen eine kleine fantasievolle Geschichte zu machen.
Bereits Spinoza (1632–1677) kam in seiner
Abhandlung über die Verbesserung des Verstandes
zu der Auffassung, dass
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