Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich
verhält.
Hoffnung und Enttäuschung
Im Gespräch bin ich fasziniert von der Sehnsucht nach Begegnung und Nähe, die unter den Enttäu schungen und Verletzungen durch schimmert. Obwohl eine Trennung nicht ausgeschlossen ist, scheint es mir, dass diese beiden noch lange nicht miteinander fertig sind. Nichtsdestotrotz ist die Sackgasse, in der sie stecken, eine dramatische. Ohne es zu wollen, bestätigen sie durch ihr Verhalten die schlimmste Befürchtung des anderen und verhindern so das, wonach sie sich am meisten sehnen: Intimität. Sahra ist sicher, dass sie von Hannes nur Nähe, Anerkennung und Zärtlichkeit bekommt, die sie sich wünscht, wenn sie funktioniert. Wenn sie mitspielt, alles so macht, wie er es braucht und will, und dafür sorgt, dass er durch Haus, Hund und Kinder nicht beeinträchtigt wird. Doch den despotischen Hannes ihrer Befürchtungen findet sie ätzend und unattraktiv. Für Hannes dagegen bestätigt sich immer wieder, dass er sich bemühen kann, wie er will, er wird es Sahra nie recht machen. Nie wird er gut genug sein, um von ihr zu bekommen, wonach er sich sehnt. Innerlich rebelliert er gegen die Ansprüche und die Willkür, die er in Sahra sieht. Jeder erlebte sich als Opfer des anderen.
Der Zauber des Anfangs
Zurück zu Ihnen und dem Menschen an Ihrer Seite. Warum sind Sie eigentlich mit ihm zusammengekommen? Und noch viel interessanter: Warum sind Sie nach den ersten vier Wochen mit ihm zusammengeblieben? Ich wünsche Ihnen und Ihrer Beziehung sehr, dass damals etwas Verliebtheit im Spiel war. Die ist zwar weder vernünftig noch realistisch aber der Zauber dieser Zeit ist wie ein Startgut haben für den Alltag und f ür den Beziehungsaufbau, der da nach geleistet werden muss. Und es ist schwer vorstellbar, dass Sie länger als vier Wochen mit jemanden zusammen sein wollen, bei dem Sie nicht zumindest immer mal wieder das Gefühl haben, dass er Sie schätzt, versteht, unterstützt, respektiert, bewundert, liebt und an Ihnen interessiert ist.
Sahra und Hannes der Kampf um Nähe:
Damals war es etwas ganz Besonderes . Die erste Begegnung zwischen Sahra und Hannes endete mit einem stundenlangen Spaziergang, bei dem sie in ein angeregtes Gespräch vertieft waren. Beide empfanden das als etwas ganz Besonderes und genossen es sehr. Schon bald kam auch der Sex dazu, an dem sie viel Spaß hatten. Da sie studierten, sahen sie sich oft spontan und unternahmen viel zusam men. Sie führten Ge spräche über Gott und die Welt, aber auch über die eigenen Träume, Gedanken und Erfahrungen. Häufig entstand aus dieser Nähe heraus intensiver Sex. Sie schätzten einander auf jedem Gebiet: sowohl intellektuell als auch emotional, sowohl im Alltag wie auch im Bett. Ihre Unterschiedlichkeit konnten sie problemlos durch Gespräche überbrücken. Manchmal konnten sie ihr Glück kaum fassen.
Verliebtsein etwas anderes als Liebe
Fachleute sind sich inzwischen einig , dass es sich bei der Verliebt heit um einen leichten Wahn mit entsprechender Verkennung der Realität handelt. Sollte man deshalb diese ganze Zeit als Irrtum abtun? Ich meine nicht! Denn in dieser Zeit bekommt das Paar einen Vorgeschmack von dem, was gemeinsam möglich wäre. »In der Ver liebtheit erkennt man den Menschen, wie Gott ihn gemeint hat«, sagte Dostojewski. Und jeder, der einmal verliebt war, weiß, dass er in dieser Zeit über sich selbst hinausgewachsen ist. Dass er viel mehr so sein konnte, wie er sein wollte. Dass ihm Dinge leicht fielen, die sonst problematisch sind.
»Wo die Liebe hinfällt ...«, sagt man manchmal und schüttelt den Kopf, weil die beiden Turteltäubchen so gar nicht zueinander zu passen scheinen. Doch meiner Erfahrung nach ist es kein Zufall, wo Amors Pfeil hintrifft. Im Gegenteil. »Partnerwahl ist Problemwahl«, sagte ein Kollege augenzwinkernd, und ich ergänze diesen Satz: »Egal, in wen Sie sich verlieben Sie haben sich dadurch immer eine Herausforderung zur persönlichen Entwicklung eingehandelt.« Das bestätigt mir jede Paarberatung. Mit geheimer Intelligenz fühlen wir uns von genau dem Menschen ange zogen, der uns in einem bestimm ten Punkt an eine Grenze bringen wird. So dass uns nichts anderes übrigbleibt, als uns zu verändern und innerlich über diese Grenze hinauszuwachsen. Oder damit zu scheitern, unglücklich zu verharren oder uns schließlich zu trennen um dann mit einem neuen Partner an den gleichen (oder einen ähnlichen) Punkt zu gelangen. Doch die Bindung, die durch
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