Warum Maenner mauern
Weltkriegs ist in einem gewissen Sinne das Musterbeispiel für den heutigen passiv-aggressiven Mann, der es ebenfalls ablehnt, das zu tun, was von ihm erwartet wird. Die passive Aggression ist in unserem täglichen Leben zu einem weit verbreiteten Problem geworden, das sich natürlich über den Bereich des Militärs hinaus und bis in persönliche Beziehungen hinein erstreckt: Es zeigt sich zu Hause, im Schlafzimmer und am Arbeitsplatz. Zu einem wichtigen und aktuellen Thema wird sie, weil es längst nicht mehr um einen Konflikt zwischen Schwachen und Starken geht. Sie ist vielmehr eine Frage desjenigen, der sich für schwach und machtlos hält , so dass er die passive Aggression als einzige Reaktion auf Menschen ansieht, von denen er glaubt , sie seien stärker.
Tragisch bei der passiven Aggression ist, dass der passiv-aggressive Mann menschliche Beziehungen als Machtkämpfe missdeutet und sich dabei selbst als machtlos einschätzt. Und wie Sie beim Lesen dieses Buches noch erfahren werden, besteht das Geheimnis im Umgang mit einem passiv-aggressiven Mann darin, diese Fehleinschätzung zu korrigieren und ihm dabei zu helfen, dass er sich machtvoller fühlt.
Die passive Aggression ist heute weltweit verbreitet, so dass passiv-aggressive Männer leicht alle Grenzen überschreiten, im buchstäblichen wie auch im übertragenen Sinn. Genauso wie es Männer wie Mark und Eddie gibt, die Ihr persönliches Leben beeinflussen, so gibt es auch hochgestellte Machthaber, die die Welt und ihre Wirtschaftsstrukturen durcheinanderbringen, und zwar auf passiv-aggressive Weise.
Ich höre von den Patientinnen nicht nur »Kriegsberichte« über die Männer, die sie lieben, mit denen sie leben oder arbeiten, sondern ich lese auch in der Zeitung im Zusammenhang mit Politik und Wirtschaft über offen passiv-aggressive Handlungen, verblüffende Geschichten über manipulierende Männer, die Sitzungssäle und Schlafzimmer gleichermaßen unter ihre Kontrolle bringen. Die passive Aggression, so scheint mir, ist nicht nur ein altbekanntes Muster, Beziehungen zu gestalten, sondern sie wird inzwischen sogar stärker toleriert und anerkannt.
Was ist die Ursache dieser offensichtlichen Zunahme an passiver Aggression, und woher kommt sie?
Die passive Aggression reicht nicht weit über den Zweiten Weltkrieg und die heutige westliche Kultur hinaus zurück, aber zum Teil kann man ihr Anwachsen mit den Veränderungen in den Geschlechterrollen in Verbindung bringen, die in den letzten Jahrzehnten passiert sind. Noch vor dreißig Jahren behaupteten die Männer ihre Vormachtstellung durch Konfrontation. Wenn ein Mann etwas wollte und dafür kämpfte, nannte man das Aggression, und die war gesellschaftlich anerkannt. Die Kunst der Diplomatie, der Einsatz von Taktgefühl, die Rolle des Vermittlers, der Ecken und Kanten glättet und ernsthafte Konflikte entschärft – das war eine Art der Passivität, die traditionell eher der weiblichen Rolle entsprach. Bevor es die Frauenbewegung gab, war es für eine unzufriedene Ehefrau, die finanziell von ihrem Mann abhängig war, sehr schwierig, sich selbst zu entfalten und Ansprüche zu stellen. Heute hat sich das Machtungleichgewicht in den Beziehungen ein wenig ausgeglichen, und da die Frauen nun mehr Möglichkeiten zur Unabhängigkeit haben, sind sie mehr als bereit, für sich selbst zu sprechen. Und seit die Frauen auf diese Weise mehr Macht gewinnen, fühlen sich manche Männer, mit denen sie in Kontakt kommen, entmachtet und eingeschüchtert. Die Frauenbewegung verhalf nicht nur den Frauen dazu, mehr Ansprüche geltend zu machen, sich selbst zu respektieren und eigene Ziele zu Hause und außerhalb zu verfolgen, sondern sie veränderte auch die Männer – manche kaum wahrnehmbar, andere stark. Aus dieser Bewegung ging die »Neue Frau« hervor, und mit ihr auch der »Neue Mann«.
Dieser »Neue Mann« hat nun die Möglichkeit, Gefühle zu äußern, zu weinen, einen Teil der finanziellen Last abzuwerfen, indem er sich damit einverstanden erklärt, dass seine Partnerin arbeitet, wenn sie das möchte; er kann manche ewig gleichen Zuordnungen der Geschlechterrolle ablegen, bei der Entbindung seines Kindes helfen und Frauen gleichberechtigt behandeln. Die Frauenbewegung führte zu zahlreichen Identitätskrisen, bei Männern wie bei Frauen; die Frauen forderten die gleichen Möglichkeiten, die den Männern schon immer offen standen, sie drängten danach. Die Männer wollen das behalten, was sie schon immer hatten
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